Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
essen, und der Magier hat nicht gelernt, ein Essen herbeizuzaubern; also selbst wenn wir wüßten, wohin wir gehen sollten, würden wir unterwegs verhungern!«
»Sollen wir immer noch nach Haven gehen?« fragte Goldmond und sah zu Tanis auf. »Was ist, wenn es dort genauso ist wie hier? Und woher wissen wir, ob die Versammlung der Sucher überhaupt noch existiert?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Tanis und seufzte. »Aber ich denke, wir sollten versuchen, Qualinesti zu erreichen.«
Tolpan, von der Unterhaltung gelangweilt, gähnte und lehnte sich zurück. Es war ihm egal, wohin sie gehen würden. Er schaute mit großem Interesse durch die Schankstube. Am liebsten hätte er sich die alte Küche angesehen, aber Tanis hatte ihn zuvor schon gewarnt, kein Aufsehen zu erregen.Also begnügte sich der Kender damit, die anderen Gäste genauer zu mustern.
Sofort fiel ihm der Fremde mit der Kapuze im vorderen Teil der Wirtsstube auf, der sie aufmerksam beobachtet hatte, als sich die Unterhaltung der Gefährten erhitzt hatte. Tanis hob seine Stimme, und das Wort »Qualinesti« ertönte noch einmal. Der Fremde setzte seinen Krug Bier mit einem Krachen ab.Tolpan wollte gerade Tanis’ Aufmerksamkeit auf ihn lenken, als Tika aus der Küche trat und die Drakonier bediente. Dann kam sie wieder zu den Gefährten.
»Kann ich noch mehr Kartoffeln haben?« fragte Caramon.
»Natürlich.« Tika lächelte ihn an und nahm die Bratpfanne, um Nachschub zu holen. Caramon spürte Raistlins Blick auf sich ruhen. Er errötete und begann, mit seiner Gabel zu spielen.
»In Qualinost ...«, wiederholte Tanis, seine Stimme war lauter geworden, da er sich mit Sturm stritt, der in den Norden wollte.
Tolpan sah den Fremden in der Ecke aufstehen und auf sie zukommen. »Tanis, wir kriegen Gesellschaft«, sagte der Kender leise.
Die Unterhaltung erstarb. Die Augen auf ihre Krüge gerichtet, konnten sie alle das Nahen des Fremden spüren und hören. Tanis verfluchte sich, daß er ihn nicht schon früher bemerkt hatte.
Aber die Drakonier hatten ihn entdeckt.Als er den Tisch der Kreaturen erreichte, streckte ein Drakonier seinen Klauenfuß aus, und der Fremde stolperte und fiel mit dem Kopf gegen einen Tisch. Die Kreaturen lachten laut. Dann erhaschte ein Drakonier einen flüchtigen Blick auf das Gesicht des Fremden.
»Elf!« zischte der Drakonier und riß ihm die Kapuze weg, um die mandelförmigen Augen und die männlich-zarten Gesichtszüge eines Elfenlords zu enthüllen.
»Laßt mich vorbei«, sagte der Elf mit erhobenen Händen. »Ich möchte nur ein Wort mit diesen Reisenden dort reden.«
»Du wirst ein Wort mit dem Truppführer reden, Elf«, fauchte der Drakonier. Er sprang auf, packte den Fremden am Kragen und drückte ihn gegen die Theke. Die zwei anderen Drakonier lachten laut.
Tika, die mit der Bratpfanne auf dem Weg zur Küche war, ging auf die Drakonier zu. »Hört auf«, schrie sie und faßte einen Drakonier am Arm. »Laßt ihn in Ruhe. Er ist ein Gast, so wie Ihr auch.«
»Kümmere dich um deine Angelegenheiten, Mädchen!« Der Drakonier schob Tika beiseite, ergriff mit einer Klauenhand den Elf und schlug ihn zweimal ins Gesicht. Der Elf fing zu bluten an.Als der Drakonier ihn losließ, taumelte er und schüttelte benommen den Kopf.
»Ach, mach Schluß mit ihm«, rief einer der Männer aus dem Norden. »Bring ihn zum Kreischen wie die anderen!«
»Ich werde ihm seine Schlitzaugen aus dem Kopf schneiden, das werde ich tun!« Der Drakonier zog sein Schwert.
»Jetzt reicht’s aber!« Sturm eilte vor, die anderen hinterher, obwohl alle fürchteten, daß sie den Elfen kaum retten konnten – sie waren zu weit von ihm entfernt. Jemand anders kam ihnen zuvor. Mit einem schrillen Wutschrei ließ Tika Waylan ihre schwere gußeiserne Bratpfanne auf den Kopf des Drakoniers sausen.
Der Drakonier starrte Tika einen Moment stumpfsinnig an und glitt dann auf den Boden. Der fremde Elf sprang nach vorn und zog ein Messer, als die anderen zwei Drakonier sich auf Tika stürzten. Sturm erreichte sie und schlug einen Drakonier mit seinem Schwert nieder. Caramon fing den anderen in seinen riesigen Armen auf und schlug ihn gegen die Theke.
»Flußwind! Laß sie nicht durch die Tür!« rief Tanis, als er die Hobgoblins aufspringen sah. Der Barbar packte einen Hobgoblin, als dieser bereits die Hand auf die Türklinke gelegt hatte, doch der andere konnte entkommen. Sie hörten ihn nach den Wachen rufen.
Tika, die immer noch die Bratpfanne
Weitere Kostenlose Bücher