Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
das Bier, stellte es eilig vor ihm ab und eilte zu den neuen Gästen.
»Was möchtet ihr?« fragte sie kühl.
Der große Bärtige antwortete mit heiserer Stimme. »Bier und etwas zu essen und Wein für ihn.« Dabei nickte er dem Mann zu, der fast ununterbrochen hustete.
Der zerbrechliche Mann schüttelte den Kopf. »Heißes Wasser«, flüsterte er.
Tika nickte und drehte sich um, um wie gewöhnlich die Bestellung an die Küche weiterzugeben. Dann erinnerte sie sich, daß die Küche ja zerstört war, fuhr herum und steuerte auf die provisorische Küche zu, die von Goblins unter Aufsicht der Drakonier gebaut worden war. Dort erstaunte sie den Koch, als sie ohne ein Wort die ganze Bratpfanne mit Würzbratkartoffeln nahm und in die Gaststube trug.
»Bier für alle und einen Krug heißes Wasser !« rief sie Dezra hinter der Theke zu. Sie gab den Hobgoblins Zeichen, während
sie zu den neuen Gästen zurückeilte. Während sie die Bratpfanne auf dem Tisch abstellte, warf sie den Drakoniern einen schnellen Blick zu.Als sie sah, daß diese ins Trinken vertieft waren, schlang sie plötzlich ihre Arme um den breiten Mann und gab ihm einen Kuß, der ihn erröten ließ.
»O Caramon«, wisperte sie. »Ich wußte, du würdest wegen mir zurückkommen! Nimm mich mit! Bitte, bitte!«
»Nun, nun«, sagte Caramon, tätschelte verlegen ihren Rücken und sah flehend zu Tanis. Der Halb-Elf mischte sich schnell ein, indem er seine Augen auf die Drakonier richtete.
»Tika, beruhige dich«, sagte er. »Wir haben Zuschauer.«
»Du hast recht«, sagte sie lebhaft, richtete sich auf und glättete ihre Schürze. Sie deckte den Tisch und begann, die Würzkartoffeln auszuteilen, als Dezra Bier und heißes Wasser brachte.
»Was ist in Solace passiert?« fragte Tanis mit leiser Stimme.
Tika berichtete schnell, was vorgefallen war, während sie die Teller füllte, wobei sie Caramon die doppelte Portion gab. Die Gefährten lauschten in bitterem Schweigen.
»Und jetzt«, schloß Tika, »sind hier pausenlos die Sklavenkarawanen nach Pax Tarkas unterwegs. Inzwischen haben sie fast alle gefangengenommen, nur brauchbare Handwerker, wie Theros Eisenfeld, dürfen bleiben. Ich habe Angst um ihn.« Sie sprach noch leiser. »Gestern abend hat er mir geschworen, daß er nicht länger für sie arbeiten will. Es fing alles mit dieser Gruppe gefangener Elfen an...«
»Elfen? Was machen denn Elfen hier?« fragte Tanis. Vor Aufregung sprach er zu laut. Die Drakonier wandten sich zu ihm um; der Fremde mit der Kapuze hob seinen Kopf.Tanis kauerte sich zusammen und wartete, bis sich die Drakonier wieder ihrem Bier widmeten. Gerade als Tanis Tika weiter über die Elfen ausfragen wollte, bestellte ein Drakonier ein Bier.
Tika seufzte. »Ich gehe lieber.« Sie stellte die Bratpfanne ab. »Ihr könnt alles essen.«
Die Gefährten aßen lustlos, die Kartoffeln schmeckten nach Asche. Raistlin trank seinen selbstgemischten Kräutertee, worauf
sich sein Husten fast umgehend verbesserte. Caramon beobachtete Tika beim Essen mit einem nachdenklichen Gesicht. Er konnte immer noch ihren warmen Körper fühlen, der ihn umarmt hatte, und ihre weichen Lippen. Angenehme Empfindungen durchströmten ihn, und er fragte sich, ob die Geschichten, die er über Tika gehört hatte, wohl stimmten. Der Gedanke stimmte ihn traurig und zugleich wütend.
Einer der Drakonier hob seine Stimme. »Wir sind zwar keine Menschen, an die du gewohnt bist, Süße«, lallte er und warf seinen schuppigen Arm um Tikas Taille. »Aber das heißt nicht, daß wir keine Mittel und Wege finden können, um dich glücklich zu machen.«
Caramon knurrte tief in seiner Brust. Sturm blickte finster drein und hatte seine Hand am Schwert. Als Tanis das bemerkte, sagte er eilig: »Hört beide auf! Wir sind in einer besetzten Stadt! Seid vernünftig. Es ist nicht die Zeit für Ritterlichkeit! Auch du, Caramon! Tika kann das selber regeln.«
Und er hatte recht: Tika entzog sich geschickt dem Griff des Drakoniers und stürzte wütend in die Küche.
»Nun, was machen wir jetzt?« murrte Flint. »Wir sind wegen Vorräten nach Solace gekommen und finden nichts außer Drakoniern. Mein Haus ist wenig mehr als ein paar ausgeglühte Kohlestücke. Tanis hat noch nicht einmal einen Vallenholzbaum, geschweige denn ein Zuhause. Wir haben nur diese Scheiben von irgendeiner alten Göttin und einen kranken Magier mit einigen neuen Zaubersprüchen.« Er ignorierte Raistlins wütenden Blick. »Wir können die Scheiben nicht
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