Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
Deckenbalken waren vom Feuer geschwärzt, einige waren völlig
verkohlt.An den Fenstern schmierte fettiger schwarzer Ruß.
»Fast wünschte ich, ich wäre gestorben, und mir wäre dieser Anblick erspart geblieben.«
Das letzte, was er hörte, war der hitzige Streit zwischen zwei Hobgoblinhauptmännern über den Transport der verzauberten Waffen.
Die Sklavenkarawane - Ein seltsamer alter Magier
D ie Gefährten verbrachten eine eiskalte, schlaflose Nacht, eingepfercht in einen mit Eisenstangen versehenen Käfigwagen auf dem Marktplatz von Solace. Jeweils drei Käfige waren an einem Pfosten zusammengekettet. Die Holzpfosten waren vom Feuer und der Hitze schwarz.Auf dem Platz wuchs nichts mehr, selbst die Steine waren schwarz und teilweise geschmolzen.
Als die Morgendämmerung anbrach, konnten sie andere Gefangene in den anderen Käfigen sehen. Es war die letzte Sklavenkarawane von Solace nach Pax Tarkas. Der Truppführer persönlich
wollte sie führen.Toede hatte sich entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen und Lord Verminaard zu beeindrucken, der sich zur Zeit in Pax Tarkas aufhielt.
Caramon hatte in der Nacht einmal versucht, die Stangen auseinanderzubiegen, und hatte aufgeben müssen.
Ein kalter Nebel zog in den frühen Morgenstunden auf und verhüllte die verwüstete Stadt vor den Gefährten.Tanis blickte zu Goldmond und Flußwind hinüber. Jetzt verstehe ich sie, dachte Tanis. Jetzt verstehe ich die eisige Leere im Herzen, die mehr verletzt als jeder Schwertstoß.Auch ich habe kein Zuhause mehr.
Er blickte zu Gilthanas, der in einer Ecke kauerte. Der Elf hatte in der Nacht mit niemandem ein Wort gesprochen und sich damit entschuldigt, daß sein Kopf schmerzen würde und er müde sei.AberTanis, der die ganze Nacht Wache gehalten hatte, hatte gesehen, daß Gilthanas weder geschlafen noch den Versuch dazu unternommen hatte. Er hatte an seiner Unterlippe gekaut und in die Dunkelheit hinausgestarrt. Sein Anblick erinnerte Tanis daran, daß er – falls er es beanspruchen würde – noch einen anderen Ort als sein Zuhause bezeichnen konnte: Qualinesti.
Nein, dachte Tanis und lehnte sich gegen die Stangen, Qualinesti war niemals mein Zuhause. Es war einfach nur ein Ort, an dem ich gelebt habe...
Truppführer Toede tauchte aus dem Nebel auf, rieb sich die fetten Hände und grinste breit, als er die Sklavenkarawane stolz betrachtete. Vielleicht würde er befördert werden. Lord Verminaard würde erfreut sein, besonders über seine letzte Beute. Dieser große Krieger war ein ganz besonderes Exemplar. Der konnte in den Minen wahrscheinlich für drei arbeiten. Der hochgewachsene Barbar würde sich auch gut machen. Der Ritter müßte wohl getötet werden – die Solamnics waren für ihr uneinsichtiges Verhalten bekannt. An den beiden Frauen wird Lord Verminaard sicher Vergnügen finden – sehr verschieden, aber beide liebenswert. Toede hatte sich selbst immer zu dem rothaarigen Barmädchen hingezogen gefühlt, mit ihren verführerischen
grünen Augen, der hochgeschlossenen weißen Bluse, die voller Absicht gerade nur soviel von ihrer sommersprossigen Haut enthüllte, um einen Mann verrückt zu machen...
Die Träumereien des Truppführers wurden jäh durch das Gerassel von Eisen und heisere Rufe unterbrochen. Die Rufe wurden immer lauter. Bald waren alle in der Sklavenkarawane wach und spähten durch den Nebel, versuchten, etwas zu erkennen.
Toede warf den Gefangenen einen unruhigen Blick zu und wünschte sich, mehrWachen zu haben. Die Goblins, die die Gefangenen sich rühren sahen, sprangen auf die Füße und richteten ihre Bogenwaffen auf die Wagen.
»Was ist los?« murrte Toede laut. »Können diese Idioten einen Gefangenen nicht ohne diesen Aufruhr festnehmen?«
Plötzlich übertönte ein Schrei den Lärm. Es war der Schrei eines Mannes, voller Qual und Schmerz, aber auch voller Zorn.
Gilthanas erhob sich mit blassem Gesicht.
»Ich kenne diese Stimme«, sagte er. »Theros Eisenfeld. Das habe ich befürchtet. Seit dieses Abschlachten begann, hilft er Elfen zu entkommen. Dieser Lord Verminaard hat geschworen, die Elfen auszulöschen« – Gilthanas beobachtete Tanis’ Reaktion –, »hast du das nicht gewußt?«
»Nein!« antwortete Tanis schockiert. »Ich wußte es nicht. Woher auch?«
Gilthanas schwieg und musterte Tanis lange Zeit. »Vergib mir«, sagte er schließlich. »Ich habe dich wohl falsch beurteilt. Ich dachte, daß du dir vielleicht darum den Bart hast wachsen lassen.«
»Niemals!«
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