Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
Vom Netzwerk:
Trauerfarbe. Elfen heirateten für das ganze Leben, und eine Wiederheirat nach dem Tod eines Gatten war ausgeschlossen. Dann hatte die Witwe den Status des Familienoberhaupts bis zu ihrem Tod inne.
    Die Gefährten wurden zum vorderen Teil des Saales geführt.
Die Elfen machten ihnen in respektvollem Schweigen Platz, warfen ihnen aber seltsam bedrohliche Blicke zu – besonders dem Zwerg, dem Kender und den beiden Barbaren, die in ihren Pelzen grotesk wirkten. Beim Anblick des stolzen und edlen Ritters von Solamnia hob erstauntes Gemurmel an. Vereinzeltes Murren erfolgte beim Erscheinen von Raistlin in seinen roten Gewändern. Elfische Magier trugen die weißen Roben des Guten, und nicht die roten, die für Neutralität standen. Die Elfen glaubten, daß Rot nur eine Stufe von Schwarz entfernt war. Als sich die Menge beruhigt hatte, trat die Stimme der Sonnen auf das Podium.
    Es war schon viele Jahre her, daß Tanis die Stimme der Sonnen, seinen Adoptivvater, gesehen hatte. Und auch hier sah er Veränderung. Der Mann war immer noch hochgewachsen, sogar größer als sein Sohn Porthios. Er trug seine gelb schimmernde Amtstracht. Sein Gesicht war ernst und hart, sein Auftreten streng. Er war die Stimme der Sonnen, genannt die Stimme. So hieß er schon seit mehr als einem Jahrhundert. Jene, die seinen Namen kannten, sprachen ihn niemals aus – nicht einmal seine Kinder. Aber Tanis sah in seinen Haaren Silbersträhnen, die vorher noch nicht dagewesen waren, und Falten der Sorge und des Leids waren in sein Gesicht gezeichnet.
    Porthios gesellte sich zu seinem Bruder, als die Gefährten, von den Elfen geführt, eintraten. Die Stimme der Sonnen breitete seine Arme aus und rief sie zu sich. Sie gingen nach vorn, um ihren Vater zu umarmen.
    »Meine Söhne«, sagte die Stimme der Sonnen gebrochen, und Tanis erschrak über diesen Gefühlsausbruch. »Ich habe nicht gedacht, euch beide in diesem Leben noch wiederzusehen. Erzähle mir vom Überfall«, sagte er zu Gilthanas.
    »Zu gegebener Zeit, Stimme der Sonnen«, antwortete Gilthanas. »Zuerst bitte ich dich, unsere Gäste zu begrüßen.«
    »Ja, richtig, es tut mir leid.« Die Stimme der Sonnen strich mit einer zitternden Hand über sein Gesicht. »Vergebt mir, Gäste. Ich heiße euch willkommen. Ihr habt dieses Königreich betreten, zu dem seit vielen Jahren niemand Zutritt hatte.«

    Gilthanas sprach zu ihm ein paar Worte, und die Stimme der Sonnen warf Tanis einen scharfen Blick zu, dann winkte er den Halb-Elfen zu sich. Seine Worte waren kühl, sein Auftreten höflich angespannt. »Bist du es wirklich, Tanthalas, der Sohn meines Bruders Frau? Es sind viele Jahre vergangen, und wir alle haben uns gefragt, was aus dir geworden ist.Wir heißen dich in unserer Heimat willkommen, obwohl ich fürchte, du wirst ihre letzten Tage erleben. Besonders meine Tochter wird sich freuen, dich zu sehen. Sie hat ihren Gefährten der Kindheit vermißt.«
    Bei diesen Worten versteifte sich Gilthanas, sein Gesicht verdunkelte sich, als er Tanis ansah. Der Halb-Elf spürte, wie er errötete. Er verbeugte sich tief vor der Stimme der Sonnen, unfähig, ein Wort herauszubringen.
    »Ich heiße euch andere willkommen und hoffe, euch später besser kennenzulernen.Wir werden euch nicht lange aufhalten, aber es ist nur Rechtens, wenn ihr in diesem Raum erfahrt, was in der Welt passiert. Dann werdet ihr euch ausruhen und erfrischen können. Nun, mein Sohn« – die Stimme der Sonnen wandte sich an Gilthanas, offensichtlich dankbar, die Formalitäten beendet zu haben. »Der Überfall auf PaxTarkas?«
    Gilthanas trat mit gebeugtem Kopf nach vorn. »Ich habe versagt, Stimme der Sonnen.«
    Ein Gemurmel ging durch die Elfen. Das Gesicht der Stimme der Sonnen blieb unbeweglich. Er seufzte nur und bat ruhig: »Erzähle deine Geschichte.«
    Gilthanas schluckte, dann sprach er so leise, daß die Hinteren im Raum vorrücken mußten, um ihn zu verstehen.
    »Ich reiste heimlich in den Süden mit meinen Kriegern, so wie es geplant war.Alles verlief gut.Wir trafen auf eine Gruppe menschlicher Widerstandskämpfer, Flüchtlinge aus Torweg, die sich uns anschlossen. Dann stolperten wir durch einen grausamen Zufall in eine Patrouille der Drakoarmee. Wir kämpften mutig, Elfen und Menschen zusammen, aber ohne Erfolg. Ich wurde am Kopf getroffen und erinnerte mich an nichts mehr. Als ich wieder erwachte, lag ich in einer Bergschlucht, umgeben
von den Körpern meiner Kameraden. Offenbar hatten die Drakos die Verwundeten

Weitere Kostenlose Bücher