Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
so klein sind, warum wir nicht so groß wie die Menschen oder Elfen sind. Ich wollte wirklich immer groß sein«, sagte er leise, und einen Moment war er ruhig.
»Und was hat dein Vater geantwortet?« fragte Fizban sanft.
»Er sagte, Kender wären klein, weil wir kleine Dinge tun sollten. ›Wenn du die großen Dinge in der Welt näher betrachtest‹, sagte er, ›dann wirst du erkennen, daß sie in Wirklichkeit aus kleinen Dingen bestehen, die alle zusammengefaßt sind.‹ Dieser große Drache da unten setzt sich vielleicht nur aus winzigen Blutstropfen zusammen. Es sind die kleinen Dinge, die den Unterschied machen.«
»Sehr klug, dein Vater.«
»Ja.« Tolpan strich sich mit der Hand über die Augen. »Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.« Das spitz zulaufende Kinn des Kenders schob sich nach vorn, seine Lippen zogen sich zusammen. Sein Vater würde diese kleine resolute Person nicht als seinen Sohn erkennen, wenn er ihn jetzt sehen würde.
»Wir überlassen die großen Dinge den anderen«, verkündete Tolpan schließlich. »Dafür sind Tanis und Sturm und Goldmond verantwortlich. Sie schaffen das schon.Wir machen die kleinen Dinge, selbst wenn sie nicht so wichtig erscheinen.Wir werden Sestun befreien!«
Fragen - Keine Antworten. - Fizbans Hut
I ch hatte etwas gehört und nachgesehen,Tanis«, erklärte Eben. »Ich schaute hinter die Zellentür, an der ich Wache hielt. Da hockte ein Drakonier und lauschte. Ich schnappte ihn mir und hatte ihn im Würgegriff, als mich ein zweiter Drakonier ansprang. Ich erstach ihn, dann kümmerte ich mich wieder um den ersten, erwischte ihn und schlug ihn bewußtlos. Dann entschied ich, lieber zurückzugehen.«
Die Gefährten waren wieder in den Zellen und fanden dort Gilthanas und Eben, auf sie wartend, vor. Die Frauen wurden von Maritta im hinteren Teil der Zelle beschäftigt, während Tanis
die beiden über ihre Abwesenheit ausfragte. Ebens Geschichte schien wahr zu sein – Tanis hatte die Körper der Drakonier gesehen, als sie zum Gefängnis zurückgegangen waren –, und Eben hatte sicherlich einen Kampf durchgemacht. Seine Kleider waren zerrissen, Blut floß aus einer Schnittwunde an der Wange.
Tika erhielt von einer Frau ein relativ sauberes Tuch und begann, die Wunde auszuwaschen. »Er hat unser Leben gerettet, Tanis«, sagte sie. »Ich finde, du solltest dankbar sein, anstatt ihn wütend anzustarren, als ob er deinen besten Freund erstochen hätte.«
»Nein,Tika«, sagte Eben freundlich. »Tanis hat ein Recht, danach zu fragen. Ich gebe zu, es wirkt verdächtig. Aber ich habe nichts zu verbergen.« Er ergriff ihre Hand und küßte ihre Fingerspitzen. Tika errötete und tauchte das Tuch ins Wasser. Caramon, der zugesehen hatte, knurrte.
»Was ist mit dir, Gilthanas?« fragte der Krieger abrupt. »Warum bist du gegangen?«
»Frag mich nicht«, sagte der Elf widerspenstig. »Du wirst es doch nicht wissen wollen.«
»Was wissen?« fragte Tanis. »Warum bist du gegangen?«
»Laß ihn in Ruhe!« rief Laurana.
Gilthanas’ mandelförmige Augen blitzten auf, als er die Gefährten ansah; sein Gesicht war verkrampft und blaß.
»Es ist wichtig, Laurana«, sagte Tanis. »Wohin bist du gegangen, Gilthanas?«
»Erinnere dich, daß ich euch warnte.« Gilthanas’Augen richteten sich auf Raistlin. »Ich bin zurückgekehrt, um nachzusehen, ob der Magier wirklich so erschöpft war, wie er vorgab. Er war es wohl nicht, denn er war verschwunden.«
Caramon erhob sich mit geballten Fäusten, sein Gesicht war vor Zorn verzerrt. Sturm hielt ihn fest und schob ihn zurück, während Flußwind vor Gilthanas trat.
»Alle haben das Recht zu sprechen, und alle haben das Recht, sich zu verteidigen«, sagte der Barbar mit seiner tiefen Stimme. »Der Elf hat gesprochen. Laßt uns nun deinen Bruder hören.«
»Warum sollte ich sprechen?« flüsterte Raistlin barsch. »Keiner von euch traut mir, warum solltet ihr also meinen Worten glauben? Ich weigere mich zu antworten, und ihr könnt darüber denken, was ihr wollt. Wenn ihr glaubt, ich sei ein Verräter – dann tötet mich jetzt. Ich werde euch nicht aufhalten...« Er begann zu husten.
»Dann müßt ihr auch mich töten«, sagte Caramon. Er führte seinen Bruder zu seinem Lager zurück.
Tanis fühlte sich elend.
»Die ganze Nacht doppelte Wache. Nein, du nicht, Eben. Sturm und Flint zuerst, dann Flußwind und ich.« Tanis ließ sich auf den Boden fallen und verbarg seinen Kopf in den Armen. Wir wurden verraten,
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