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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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möglich war.
    Er bereute es. Neraka war genauso, wie es aussah – ein kleines, uraltes, verarmtes Dorf, für jene gebaut, die den Tempel bewohnten, jetzt von den Zelten überrannt, die wie Pilze aus dem Boden geschossen waren.
    Am anderen Ende des Anwesens ragte der Tempel wie ein
Raubvogel über die Stadt – das verzerrte, verunstaltete, abscheuliche Bauwerk schien sogar die Berge am Horizont zu beherrschen. Sobald man seinen Fuß auf diesen Platz setzte, gingen die Augen zunächst zum Tempel. Danach war es egal, wohin man sah oder womit man beschäftigt war, denn der Tempel war überall, selbst in der Nacht, selbst in den Träumen.
    Tolpan sah nur einmal hin, dann blickte er eilig weg, eine eisige Übelkeit stieg in ihm hoch. Aber der Anblick vor ihm war fast noch schlimmer. Die Zeltstadt war mit Soldaten überfüllt. Drakonier und menschliche Söldner, Goblins und Hobgoblins drängten sich in den eiligst gebauten Bars und Bordellen bis auf die schmutzigen Straßen. Sklaven aller Rassen waren hierher gebracht worden, um ihren Herren zu dienen und für ihre ruchlosen Vergnügungen zu sorgen. Gossenzwerge schwärmten wie Ratten umher, sich von Abfällen ernährend. Der Gestank war überwältigend, der Anblick mutete wie eine Szene aus der Hölle an. Trotz Mittagszeit war der Platz dunkel und kühl wie in der Nacht. Als Tolpan hochspähte, sah er die riesigen Fliegenden Zitadellen, die in entsetzlicher Erhabenheit über dem Tempel schwebten, Drachen umkreisten sie in unermüdlicher Wachsamkeit.
    Als sie anfangs durch die bevölkerten Straßen gingen, hatte Tolpan auf eine Gelegenheit gehofft zu entkommen. Er war ein Experte darin, mit der Menge zu verschmelzen. Er bemerkte, daß sich auch Caramon umsah; der Krieger schien das gleiche zu denken.Aber nachdem sie nur wenige Blöcke weit gegangen waren, nachdem er die wachsamen Zitadellen gesehen hatte, erkannte Tolpan die Hoffnungslosigkeit eines Fluchtunterfangens. Offenbar war Caramon zu dem gleichen Schluß gelangt, denn die Schultern des Kriegers sackten zusammen.
    Entsetzt und verängstigt dachte Tolpan plötzlich an Laurana, die hier gefangengehalten wurde. Die lebhafte und fröhliche Stimmung des Kenders schien schließlich durch die Schwere der Dunkelheit und des Unheils um ihn herum zerschmettert zu werden, eine Dunkelheit und ein Unheil, die er selbst in seinen schlimmsten Träumen nie für möglich gehalten hatte.

    Die Wachen drängten sie weiter, schoben und stießen ihren Weg frei durch betrunkene und raufende Soldaten, durch verstopfte und enge Gassen. Tolpan wußte nicht, wie er Tanis’ Botschaft an Caramon weitergeben sollte. Dann waren sie gezwungen, anzuhalten, als ein Kontingent der Truppen der Dunklen Königin durch die Straßen marschierte. Jene, die nicht die Straße räumten, wurden von drakonischen Offizieren einfach zur Seite geschleudert oder niedergetrampelt. Die Wachen der Gefährten drückten sie eilig gegen eine zerbröckelnde Mauer und befahlen ihnen, sich nicht zu bewegen, bis die Soldaten passiert wären.
    Tolpan fand sich zwischen Caramon und einem Drakonier eingequetscht wieder. Die Wache hatte ihren Griff um Tolpans Hand gelockert, offensichtlich dachte sie, daß nicht einmal ein Kender so dumm wäre, um in diesem Mob einen Fluchtversuch zu wagen. Obwohl Tolpan die schwarzen Reptilienaugen auf sich ruhen spürte, konnte er sich dicht genug zu Caramon winden, um mit ihm zu reden. Er hoffte, daß man sie nicht belauschte, und erwartete es auch nicht bei all dem Köpfeeinschlagen und Stiefelgestampfe.
    »Caramon!« flüsterte Tolpan. »Ich habe eine Botschaft. Kannst du mich hören?«
    Caramon bewegte sich nicht, sondern blickte starr nach vorn, sein Gesicht war unbewegt. Aber Tolpan sah ein Augenlid zucken.
    »Tanis hat gesagt, du sollst ihm vertrauen!« fuhr Tolpan flüsternd fort. »Egal, was passiert. Und ... und ... du sollst weiterspielen ... Ich glaube, das hat er gesagt.«
    Tolpan sah Caramon die Stirn runzeln.
    »Er hat in der Elfensprache geredet«, fügte Tolpan verstimmt hinzu. »Und es war schwer zu verstehen.«
    Caramons Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
    Tolpan schluckte. Er schlängelte sich etwas näher, sich gegen die Mauer direkt hinter dem breiten Rücken des Kriegers drückend. »Dieser ... Drachenfürst«, fragte der Kender zögernd. »Das ... war Kitiara, nicht wahr?«

    Caramon antwortete nicht. Aber Tolpan sah, daß sich die Kiefermuskeln des Mannes verkrampften, sah, daß ein Nerv an Caramons

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