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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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nicht wirklich. Mich interessiert nur eins – laß Laurana frei, unversehrt.«
    »Ich glaube wirklich, daß du das tun würdest«, sagte Kitiara leise, immer noch staunend. Lange Zeit musterte sie ihn. »Ich muß es mir überlegen . . .«
    Dann, als ob sie im Streit mit sich läge, schüttelte sie den Kopf. Sie setzte das Glas an ihre Lippen, trank, setzte das Glas wieder ab und erhob sich.
    »Ich muß es mir überlegen«, wiederholte sie. »Aber jetzt muß ich dich verlassen, Tanis. Heute abend ist eine Versammlung der Drachenfürsten. Sie sind aus allen Teilen Ansalons gekommen. Du hast natürlich recht. Ihr habt den Krieg verloren. Heute abend werden wir Pläne für die endgültige Vernichtung schmieden. Du wirst mich begleiten. Ich werde dich Ihrer Majestät vorstellen.«
    »Und Laurana?« fragte Tanis hartnäckig.
    »Ich sagte bereits, daß ich es mir überlegen muß!« Eine dunkle Linie verunstaltete die glatte Haut zwischen Kitiaras Augenbrauen. Ihre Stimme klang scharf. »Man wird dir eine Zeremonienrüstung bringen. Sei in einer Stunde umgezogen und bereit.« Sie wollte gehen, dann drehte sie sich noch einmal zu Tanis um. »Meine Entscheidung kann davon abhängen, wie du dich heute abend verhältst«, sagte sie leise. »Vergiß nicht, Halb-Elf, von jetzt an dienst du mir !«
    Die braunen Augen glitzerten klar und kalt, als sie Tanis in ihrem Bann hielten. Langsam spürte er, wie der Wille dieser Frau ihn niederdrückte, bis er eine starke Hand war, die ihn auf den polierten Marmorboden zwang. Die Stärke der Drachenarmee stand hinter ihr, der Schatten der Dunklen Königin schwebte um sie, durchdrang sie mit einer Macht, die Tanis schon vorher aufgefallen war.
    Plötzlich spürte Tanis eine große Distanz zwischen ihnen. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes menschlich. Denn nur die Menschen waren von der Lust nach Macht erfüllt, die so stark war, daß die rohe Leidenschaft ihres Wesens leicht korrumpiert
werden konnte. Das kurze Leben der Menschen war wie eine Flamme, die in einem reinen Licht brennen konnte wie Goldmonds Kerze, wie Sturms zerschmetterte Sonne. Oder die Flamme konnte zerstören, ein sengendes Feuer, das alles auf seinem Weg verzehrte. Er hatte sein kaltes, schwerfälliges Elfenblut an diesem Feuer gewärmt, er hatte die Flamme in seinem Herzen gepflegt. Jetzt sah er sich, wie er werden würde – so, wie er die Körper jener gesehen hatte, die in den Flammen von Tarsis gestorben waren –, eine Masse verkohlten Fleisches, das Herz schwarz und still.
    Es war seine Schuld, der Preis, den er zahlen mußte. Er würde seine Seele auf den Altar dieser Frau legen, so wie ein anderer eine Handvoll Silber auf ein Kissen legt. Das schuldete er Laurana. Sie hatte genug wegen ihm gelitten. Sein Tod würde sie nicht befreien, aber vielleicht sein Leben.
    Langsam legte Tanis seine Hand an sein Herz und verbeugte sich.
    »Meine Fürstin«, sagte er.
     
    Kitiara ging in ihr Privatgemach, sie befand sich in Unruhe. Sie fühlte ihr Blut durch die Venen pulsieren. Aufregung, Begierde, das glorreiche Hochgefühl des Sieges machten sie trunkener als der Wein. Dennoch hatte sie unterschwellig einen nagenden Zweifel, der um so irritierender war, da er das Hochgefühl flach und schal werden ließ. Wütend versuchte sie, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen, aber er war da, als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete.
    Die Diener hatten sie nicht so früh erwartet. Die Fackeln waren noch nicht angezündet; das Feuer war vorbereitet, brannte aber noch nicht. Wütend griff sie nach der Glockenschnur. Das würde sie zum Rennen bringen! Aber da schloß sich plötzlich eine kalte und fleischlose Hand um ihr Handgelenk.
    Diese Berührung vermittelte ihr ein brennendes Kältegefühl, das durch ihre Knochen und ihr Blut lief, bis es fast ihr Herz gefror. Kitiara keuchte vor Schmerz, wollte sich losreißen, aber die Hand hielt sie fest.

    »Du hast doch unseren Handel nicht vergessen?«
    »Nein, natürlich nicht!« antwortete Kitiara. Sie versuchte, die Angst aus ihrer Stimme herauszuhalten, und befahl streng: »Laß mich los!«
    Die Hand lockerte langsam ihren Griff. Kitiara riß eilig ihren Arm weg und rieb die Haut, die selbst in dieser kurzen Zeit bläulich angelaufen war. »Die Elfenfrau wird dir gehören, natürlich erst, wenn die Königin mit ihr fertig ist.«
    »Natürlich. Anders will ich sie auch nicht. Mit einer lebenden Frau kann ich nichts anfangen – nicht so, wie du etwas mit einem lebenden Mann anfangen

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