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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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geschwächt, daß er benommen war. Er dachte einen kurzen Moment an Tika und Tolpan und einen noch kürzeren an Tanis. Nein, er durfte jetzt nicht an sie denken.
    Das Ende ist nahe, zum Guten oder zum Bösen, hatte Tika gesagt. Caramon begann allmählich, auch daran zu glauben. Er stieg in das Wasser. Die starke Strömung riß ihn vorwärts, und er hatte das schwindelerregende Gefühl, daß die Strömung die Zeit war, die ihn nach vorn riß zu – wohin? Seinem eigenen Niedergang? Dem Ende der Welt? Oder der Hoffnung auf einen neuen Anfang?
    Berem watete ungeduldig vor ihm durch das Wasser, aber Caramon zog ihn zurück.
    »Wir bleiben zusammen«, sagte der große Mann, seine tiefe Stimme hallte in der Höhle wider. »Es könnten noch mehr Fallen dasein, schlimmere als diese.«
    Berem wartete so lange, bis Caramon auf seiner Höhe war. Dann bewegten sie sich langsam nebeneinander über den schleimigen, tückischen Grund des Wassers.

    Caramon watete weiter, atmete leichter, als etwas mit solcher Wucht gegen seinen Lederstiefel schlug, daß er fast den Boden unter den Füßen verlor. Taumelnd suchte er bei Berem Halt.
    »Was war das?« knurrte er und hielt die Fackel über das Wasser.
    Offenbar vom Licht angezogen, erhob sich aus der glänzenden, nassen Schwärze ein Kopf. Caramon hielt vor Entsetzen den Atem an, und sogar Berem stand einen Moment lang wie gelähmt.
    »Drachen!« flüsterte Caramon. »Junge Drachen!« Der kleine Drache öffnete sein Maul zu einem schrillen Schrei. Die Fackel beleuchtete eine Reihe rasiermesserscharfer Zähne. Dann verschwand der Kopf, und Caramon spürte die Kreatur wieder an seinem Stiefel. Ein weiterer Drache schlug gegen sein anderes Bein; er spürte das Wasser durch wild schlagende Schwänze tosen.
    Dank seiner Lederstiefel konnten die Kreaturen ihn nicht verletzen, aber Caramon dachte: Wenn ich falle, werden sie mir das Fleisch von den Knochen reißen!
    Er hatte dem Tod in vielen Gestalten gegenübergestanden, aber keine war so beängstigend gewesen wie diese. Panik erfaßte ihn. Ich kehre um, dachte er hektisch. Berem kann allein gehen. Außerdem kann er nicht sterben.
    Dann riß sich der Krieger zusammen. Nein, seufzte er. Sie wissen jetzt, daß wir hier unten sind. Sie werden jemanden oder etwas schicken, um uns aufzuhalten. Ich muß sie abwehren, bis Berem das tun kann, was er tun muß.
    Dieser letzte Gedanke ergab überhaupt keinen Sinn, stellte Caramon fest. Es war so lächerlich, daß es fast zum Lachen war, und wie um seine Feststellung zu verhöhnen, wurde die Ruhe von aufeinanderschlagendem Stahl und barschen Schreien hinter ihnen durchbrochen.
    Das ist völliger Wahnsinn! sagte er sich erschöpft. Ich verstehe es nicht! Vielleicht bin ich hier mit einem wahnsinnigen Mann! Vielleicht werde ich selber wahnsinnig!

    Jetzt bemerkte auch Berem dieWachen. Das erschreckte ihn mehr als Drachen, und er setzte sich wieder in Bewegung. Seufzend zwang sich Caramon, die glitschigen Attacken an seinen Füßen und Beinen zu ignorieren, watete weiter durch das schwarze reißende Wasser und versuchte, mit Berem Schritt zu halten.
    Der Mann starrte stetig nach vorn in die Dunkelheit, gelegentlich gab er stöhnende Laute von sich und rang unruhig die Hände. Der Strom führte sie um eine Biegung, das Wasser wurde tiefer. Caramon fragte sich, was er tun sollte, wenn es über seine Stiefel anstieg. Der junge Drache jagte immer noch hektisch hinter ihnen her, der warme Geruch menschlichen Blutes und Fleisches hatte ihn rasend gemacht. Das Rasseln von Schwertern und Speeren wurde immer lauter.
    Dann flog etwas Schwärzeres als die Nacht auf Caramon zu und streifte sein Gesicht. Wild um sich schlagend, versuchte er verzweifelt, nicht in das tödliche Wasser zu stürzen, und ließ die Fackel fallen. Sie verschwand mit einem Zischen, als Berem hektisch nach ihm griff und ihn auffing. Die zwei hielten sich einen Moment gegenseitig fest und starrten verloren und verwirrt in die Dunkelheit.
    Wenn man ihn blindgeschlagen hätte, wäre Caramon nicht orientierungsloser gewesen. Obwohl er sich nicht bewegte, hatte er keine Vorstellung mehr von seiner Umgebung. Er hatte das Gefühl, in das Nichts einzutauchen und ewig zu fallen, wenn er auch nur einen Schritt machen würde.
    »Da ist es!« sagte Berem. »Ich sehe die zerbrochene Säule ...Und sie ist da! Sie hat all diese Jahre auf mich gewartet! Jasla!« schrie er und wollte vorwärtsstürzen.
    In die Dunkelheit spähend, hielt Caramon Berem zurück,

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