Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6
obwohl er den Körper des Mannes vor Erregung beben spürte. Er konnte nichts sehen ... oder doch?
Ja! Tiefe Dankbarkeit und Erleichterung strömten durch seinen schmerzgequälten Körper. Er konnte die Juwelen aus der Entfernung funkeln sehen – sie glänzten in einem Licht, das selbst diese tiefe Finsternis nicht auslöschen konnte.
Es waren nicht mehr als dreißig Meter bis dorthin. Er lockerte seinen Griff und dachte, vielleicht ist dies ein Weg nach draußen – zumindest für mich. Soll sich Berem mit dem Geist seiner Schwester vereinen. Ich will nur einen Weg nach draußen, einen Weg, um wieder bei Tika und Tolpan zu sein.
Sein Vertrauen kehrte zurück. Er ging weiter. Eine Angelegenheit von Minuten, und es wäre vorüber ...zum Guten ... oder zum ...
»Shirak«, sagte eine Stimme.
Ein helles Licht flackerte auf.
Caramons Herz hörte einen Moment auf zu schlagen. Langsam, langsam hob er seinen Kopf, um in dieses helle Licht zu sehen, und dort sah er zwei goldene, glitzernde Stundenglasaugen, die ihn aus den Tiefen einer schwarzen Kapuze anstarrten.
Der Atem verließ seinen Körper als ein Seufzen, das wie das Seufzen eines sterbenden Mannes klang.
Die schmetternden Hörner erstarben, eine gewisse Ruhe kehrte in die Empfangshalle zurück. Wieder richteten sich aller Augen in der Halle – einschließlich die der Dunklen Königin – auf das Drama auf der Plattform.
Mit der Krone in der Hand erhob sich Tanis. Er hatte keine Vorstellung, was die Hörnerrufe bedeuteten, welchen Niedergang sie ankündigten. Er wußte nur, daß er das Spiel bis zum bitteren Ende spielen mußte.
Laurana ...das war sein einziger Gedanke.Wo auch immer Berem und Caramon und die anderen waren, ihnen konnte er nicht helfen. Tanis’ Augen blieben an der Gestalt in der silbernen Rüstung auf der schlangenköpfigen Plattform unter ihm hängen. Fast zufällig fuhr sein Blick zu Kitiara, die neben Laurana stand, das Gesicht hinter der entsetzlichen Drachenmaske verborgen. Sie machte eine Geste.
Tanis spürte die Bewegung hinter sich, die wie ein eisiger Wind über seine Haut fegte. Er wirbelte herum und sah Fürst Soth sich ihm nähern; der Tod brannte in seinen orangenen Augen.
Tanis trat mit der Krone in der Hand zurück, wußte, daß er diesen untoten Gegner nicht bekämpfen konnte.
»Halt!« schrie er und hielt die Krone über den Marmorboden der Empfangshalle. »Halt ihn auf, Kitiara, oder ich werde sie mit der letzten verbleibenden Kraft in die Menge werfen.«
Soth lachte lautlos, während er näherschritt, mit ausgestreckter Skeletthand, deren Berührung allein schon tödlich war.
»Welche verbleibende Kraft?« fragte der tote Ritter leise. »Meine Magie wird deinen Körper zu Staub zerfallen lassen, die Krone wird vor meine Füße fallen.«
»Soth«, ertönte eine klare Stimme von der Plattform mitten in der Halle. »Halte ein. Soll er, der die Krone gewonnen hat, sie mir bringen!«
Soth zögerte. Er hielt seine Hand immer noch ausgestreckt, während seine flammenden Augen sich fragend auf Kitiara richteten.
Kitiara nahm ihren Helm ab und sah nur zu Tanis. Ihre braunen Augen strahlten, und ihre Wangen waren vor Aufregung rot.
»Du wirst mir doch die Krone bringen, nicht wahr, Tanis?« rief Kitiara.
Tanis schluckte. »Ja«, sagte er und befeuchtete seine trockenen Lippen. »Ich werde dir die Krone bringen.«
»Meine Wachen!« befahl Kitiara und winkte sie nach vorne. »Eine Eskorte. Jeder, der ihn berührt, wird durch meine Hand sterben. Soth, sieh zu, daß er sicher zu mir kommt.«
Tanis blickte zu Fürst Soth, der langsam seine tödliche Hand zurückzog. »Er ist immer noch dein Meister, meine Dame«, meinte Tanis den toten Ritter verächtlich flüstern zu hören.
Dann trat Soth hinter ihn, die geisterhafte Eiseskälte, die von dem Ritter ausging, ließ Tanis’ Blut fast gefrieren. Gemeinsam stiegen sie die Stufen hinab – ein merkwürdiges Paar – der bleiche Ritter in der geschwärzten Rüstung und der Halb-Elf mit der blutverschmierten Krone in der Hand.
Ariakus’ Offiziere, die mit gezogenen Waffen am Fuß der Stufen gestanden hatten, traten zurück, einige jedoch nur zögernd.
Als Tanis den Marmorboden erreichte und an ihnen vorbeiging, funkelten ihn viele böse an. In einer Hand sah er einen Dolch aufblitzen, ein stummes Versprechen in den dunklen Augen.
Kitiaras Wachen, die ihre Waffen gezogen hatten, stellten sich in seine Nähe, aber es war Fürst Soths tödliche Aura, die ihn
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