Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6
Drachenlanzen im Monument des silbernen Drachen zu schmieden«, erzählt Silvara mir, »verbrachte ich viel Zeit mit den Gefährten, bevor sie die Lanzen zum Treffen von Weißstein trugen. Ich führte sie durch das Monument, zeigte ihnen die Gemälde des Drachenkrieges, in denen die guten Drachen – die silbernen, goldenen und bronzenen – im Kampf gegen die bösen Drachen dargestellt werden.
›Wo ist dein Volk?‹ fragten mich die Gefährten. ›Wo sind die guten Drachen? Warum helfen sie uns nicht in unserer Zeit der Not und Bedrängnis?‹
Ich hielt ihren Fragen stand, so lange ich konnte . . .«
Hier hört Silvara zu sprechen auf und sieht Gilthanas an. Aber er erwidert ihren Blick nicht, sondern starrt auf den Boden. Silvara seufzt und fährt mit ihrer Geschichte fort.
»Schließlich konnte ich seinem – ihrem – Druck nicht länger widerstehen. Ich erzählte ihnen von dem Schwur.
Als Takisis, die Königin der Finsternis, und ihre bösen Drachen verbannt wurden, verließen die guten Drachen das Land, um das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse aufrechtzuerhalten. Wir kehrten in unsere Welt zurück und schliefen einen zeitlosen Schlaf. Wir würden weiter in einer Welt der Träume sein, doch dann erfolgte die Umwälzung, und Takisis fand wieder ihren Weg in die Welt zurück.
Lange Zeit hatte sie diese Rückkehr geplant, nur auf einen Wink des Schicksals wartend, und sie war vorbereitet. Bevor Paladin ihrer gewahr wurde, hatte Takisis die bösen Drachen aus ihrem Schlaf geweckt und ihnen befohlen, in die tiefen und geheimen Plätze der Welt zu schlüpfen und die Eier der guten Drachen zu stehlen, die ahnungslos schliefen . . .
Die bösen Drachen brachten die Eier ihrer Brüder in die Stadt Sanction, in der sich die Drachenarmeen formierten. Hier, in den Vulkanen, bekannt als die Fürsten des Unheils, wurden die Eier der guten Drachen versteckt.
Groß war die Trauer der guten Drachen, als Paladin sie aus ihrem Schlaf weckte und sie entdeckten, was geschehen war.
Sie gingen zu Takisis, um herauszufinden, welchen Preis sie zahlen müßten, um ihre ungeborenen Kinder zurückzuerhalten. Es war ein schrecklicher Preis. Takisis verlangte einen Eid. Jeder gute Drache mußte schwören, sich nicht an dem Krieg zu beteiligen, den sie über Krynn bringen wollte. Es waren damals die guten Drachen gewesen, die zu ihrer Niederlage im letzten Krieg beigetragen hatten. Dieses Mal wollte sie sichergehen, daß sie sich nicht einmischten.«
Hier sieht mich Silvara flehend an, als ob ich über sie urteilen sollte. Ich schüttele streng den Kopf. Es liegt mir sehr fern, über jemanden zu urteilen. Ich bin lediglich der Chronist.
Sie fährt fort.
»Was konnten wir schon unternehmen? Takisis sagte uns, sie würde unsere Kinder, während sie in ihren Eiern schliefen, umbringen, wenn wir den Schwur nicht leisten würden. Paladin konnte uns nicht helfen. Die Entscheidung lag bei uns . . .«
Silvara läßt ihren Kopf sinken, ihr Haar verbirgt ihr Gesicht. Sie würgt an ihren Tränen. Ihre Worte sind kaum hörbar.
»Wir leisteten den Schwur.«
Sie kann nicht weitersprechen, das ist offensichtlich. Nachdem Gilthanas sie einen Moment lang angestarrt hat, räuspert er sich und beginnt mit heiserer Stimme zu sprechen.
»Ich, das heißt Theros und meine Schwester und ich überzeugten Silvara schließlich, daß dieser Schwur falsch wäre. Es muß einen Weg geben, sagten wir, die Eier der guten Drachen zurückzuholen. Vielleicht wäre eine kleine Gruppe von Männern in der Lage, die Eier der guten Drachen zurückzustehlen. Silvara war nicht überzeugt, daß ich recht hatte, aber sie stimmte schließlich nach vielen Gesprächen zu, mich nach Sanction zu bringen, damit ich mir davon ein Bild machen konnte, ob solch ein Plan funktionieren würde.
Unsere Reise war lang und schwierig. Vielleicht werde ich eines Tages über die Gefahren erzählen, mit denen wir konfrontiert waren, aber jetzt bin ich dazu nicht in der Lage. Ich bin zu erschöpft, und wir haben keine Zeit. Die Drachenarmeen sind
dabei, sich wieder zu organisieren. Wir könnten sie mühelos angreifen, wenn wir uns beeilten. Ich sehe Laurana vor Ungeduld brennen, gierig darauf, sie zu verfolgen, selbst während dieses Gespräches. Darum will ich unsere Geschichte kurz machen.
Silvana – in ihrer ›Elfengestalt‹, wie ihr sie jetzt seht . . .«
Die Bitterkeit in der Stimme des Elfenlords ist unbeschreiblich.
». . . und ich wurden vor Sanction erwischt und vom
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