Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6
verschlechtert«, antwortete Gakhan. »Du mußt schon mit nach Burg Dargaard kommen.«
»Nein!« Laurana trat zurück, aber Bakaris’ Hand schloß sich mit festem Griff um ihren Arm.
»Ruf nicht um Hilfe«, sagte er freundlich, »oder einer deiner Freunde wird sterben. Nun, es scheint, daß wir eine kleine Reise nach Burg Dargaard unternehmen. Tanis ist ein teurer Freund. Es tut mir wirklich leid, daß du ihn hier nicht treffen kannst.« Bakaris wandte sich an den Drakonier. »Gakhan, geh nach Kalaman zurück. Berichte uns über die Reaktion der Leute, wenn sie herausfinden, daß ihr General fehlt.«
Gakhan zögerte, seine dunklen Reptilienaugen musterten Bakaris argwöhnisch. Kitiara hatte ihn gewarnt, daß so etwas eintreten könnte. Er konnte sich vorstellen, was Bakaris vorhatte – seine eigene persönliche Rache. Gakhan konnte Bakaris aufhalten, das war nicht das Problem. Aber es bestand die Möglichkeit, daß in solch einer brenzligen Situation einer der Gefangenen fliehen und Hilfe holen würde. Sie befanden sich zu nah an der Stadtmauer. Der Teufel sollte Bakaris holen! Gakhan blickte finster, dann erkannte er, daß er nichts unternehmen und nur hoffen konnte, daß Kitiara für diesen Fall vorgesorgt hatte. Schulterzuckend tröstete sich Gakhan mit dem Gedanken an Bakaris’ Schicksal, wenn er zu der Finsteren Herrin zurückkehren würde.
»Gewiß, Kommandant«, erwiderte der Drakonier zuvorkommend. Er verbeugte sich und verschwand in den Schatten. Sie sahen seine vermummte Gestalt von Baum zu Baum in Richtung Kalaman huschen. Bakaris’ Gesicht wurde ungeduldig, seine grausamen Züge um den bärtigen Mund vertieften sich.
»Komm schon, General.« Bakaris schob Laurana zu den Lindwürmern.
Aber statt vorwärts zu gehen, wirbelte Laurana herum, um dem Mann gegenüberzustehen.
»Sag mir nur eins«, sagte sie mit weißen Lippen. »Ist es wahr? Ist Tanis bei. . .bei Kitiara? In . . . in dem Brief hieß es, daß er bei Burg Vingaard verletzt wurde...und im Sterben liegt!«
Als Bakaris die Seelenqualen in ihren Augen sah, Qualen, die dem Halb-Elfen galten, lächelte er. Er hatte sich niemals erträumt, daß Rache so befriedigend sein könnte. »Woher soll ich
das wissen? Ich war in deinem stinkenden Gefängnis eingesperrt. Aber mir fällt es schwer zu glauben, daß er verletzt ist. Kit hat niemals zugelassen, daß er sich an einem Kampf beteiligt! Die einzigen Schlachten, die er austrug, waren die der Liebe...
Laurana ließ ihren Kopf sinken. Bakaris legte in scheinheiligem Mitgefühl eine Hand auf ihren Arm. Laurana riß sich wütend los und wandte ihr Gesicht ab.
»Ich glaube dir nicht!« knurrt Flint. »Tanis würde niemals zulassen, daß Kitiara so etwas tut . . .«
»Oh, da hast du recht, Zwerg«, erwiderte Bakaris, der schnell erkannte, daß er zu weit gegangen war. »Er weiß nichts davon. Die Finstere Herrin schickte ihn vor Wochen nach Neraka, um unsere Audienz bei der Königin vorzubereiten.«
»Weißt du, Flint«, sagte Tolpan gewichtig. »Tanis war von Kitiara wirklich angetan. Erinnerst du dich an das Fest im Wirtshaus Zur letzten Bleibe? Es war Tanis’ Fest zum Lebenstag. Er wurde gerade ›volljährig‹, nach Elfenmaßstab, und, mein Gott, das war ein Fest! Erinnerst du dich? Caramon bekam einen Bierhumpen auf den Kopf gedroschen, als er nach Dezra grapschte. Und Raistlin trank zuviel Wein, und einer seiner Zaubersprüche mißlang, und Otiks Schürze fing Feuer, und Kit und Tanis saßen in der Ecke neben dem Kamin, und sie waren...«
Bakaris blickte Tolpan wütend an. Dem Kommandanten gefiel es nicht, daran erinnert zu werden, wie Kitiara wirklich zu dem Halb-Elfen stand.
»Der Kender soll seinen Mund halten, General«, knurrte Bakaris, »oder der Lindwurm kann sich um ihn kümmern. Zwei Geiseln würden der Finsteren Herrin gewiß ausreichen...«
»Es ist also eine Falle«, stellte Laurana leise fest und sah sich benommen um. »Tanis liegt nicht im Sterben... er ist nicht einmal da! War ich ein Idiot . . .«
»Wir gehen nirgendwohin mit dir!« fiel Flint ein.
Bakaris musterte ihn kühl. »Hast du jemals beobachtet, wie ein geflügelter Lindwurm jemanden zu Tode sticht?«
»Nein«, sagte Tolpan interessiert, »aber ich habe mal einen Skorpion gesehen. Ist es so ähnlich? Nicht, daß ich es ausprobieren möchte, falls du nichts dagegen hast«, stammelte der Kender, als er Bakaris’ Gesicht sich verfinstern sah.
»Die Wachen auf den Stadtmauern können zwar deine Schreie
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