Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
Vom Netzwerk:
seiner freien Hand einen Weg durch die Ziegen. Er knackte ihre Knochen wie die von lästigen Ratten.
    Ich weiß nicht wie, aber irgendwie schafften wir es den Ziegen und dem Baum zu entkommen und weiter Sirr zu folgen, die im Laufschritt auf die Stadt zuhielt, obwohl es dort bald von Soldaten nur so wimmeln musste, denn dieser ganze Tumult konnte niemandem entgangen sein. Die anderen Gefangenen schienen deshalb verständlicherweise nichts davon zu halten wieder nach Lazara zurückzukehren und versuchten ihr Glück im Norden.
    Auch Sarn schien nicht versessen darauf der Stadt einen erneuten Besuch abzustatten, aber er hatte kaum genug Luft um zu Laufen, geschweige denn um Sirr davon zu überzeugen eine andere Richtung einzuschlagen.
    Aus irgendeinem Grund wollte Sirr sich unbedingt das Ritualmesser wiederholen und wenn sie dafür in eine befestigte Anlage eindringen musste. Wir konnten richtig froh sein, dass sie zuvor auch noch an uns gedacht hatte. Oder hatte sie uns nur gerettet, um zu erfahren, wo sich das Messer befand? Was wollte sie damit? Wie hatte sie überleben können? Und warum sah sie so verändert aus?
    Was auch immer die Antworten darauf sein mochte, wir konnten uns darüber immer noch Gedanken machen, wenn wir das hier überleben sollten.
    Eine Gruppe von fünf Soldaten mit schlanken Lanzen hatte sich formiert, um uns entgegenzutreten, während andere bereits die Verfolgung der anderen Flüchtlinge aufnahmen.  Sarn und die anderen Männer verlangsamten ihren Schritt, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen, aber Sirr beschleunigte ihr Tempo noch weiter und hielt unbeirrbar auf die Kamelreiter zu. Als der erste an sie heran war, überwand sie seine auf sie angelegte Waffe mit einer Rolle, die die Lanzenspitze in den Boden drückte und Sirr zwischen die Beine des Kamels brachte. Sie trat zur Seite gegen eines der Kamelbeine und das Tier klappte zusammen. In seinem Fall stieß es gegen eines der anderen Kamele und Sirr nutzte die entstehende Unordnung, um einen der Soldaten zu packen und sich selbst in den Sattel zu schwingen. Von dort griff sie nach links und rechts, wie um ihre Arme auszuschütteln, aber als sie ihre Hände wieder zurückzog, sanken zwei weiter Kamelreiter aus dem Sattel. Kleine Metalldorne ragten aus ihren Körpern. Den Rest erledigte der Halken. Mit einem Aufwärtshaken, der Zähne und Kieferknochen knirschen ließ, schlug er den Kopf eines Kamels zur Seite und riss den letzten Kamelreiter zu Boden und aus dem Leben.
    Sirr schien genau zu wissen, von welchem Gebäude Sarn gesprochen hatte und wo es sich befand. Und sie schien sich nicht mit Straßen oder Gassen aufhalten zu wollen, um dort hin zu gelangen. Als sie den Stadtrand erreichte, sprang sie kurzerhand vom Kamelrücken aus auf einen Sims im zweiten Stock und ich bin mir sicher gesehen zu haben, dass sie von dort einfach die Wand bis zu Dach hinauf krabbelte wie ein Gecko, bevor sie mit Leichtigkeit von Dach zu Dach sprang. Wir folgten ihr so gut es eben ging zwischen den Häusern und konnten gerade noch sehen, wie sie das Gebäude mit dem Verlies im Innenhof erreichte und nach einem Sprung, der den meisten schon beim Zusehen den Atem raubte, in einem der Fenster im dritten Stock verschwand.
    Da wir keine Möglichkeit hatten, ihr auf diesem Weg zu folgen, umrundeten wir die Mauern und spähten durch das Tor in den Innenhof. Ein halbes Dutzend Männer hatte dort ihre Waffen gezogen und stürmte kurz darauf in das Gebäude, aus dem bereits das Klirren von Waffen zu hören war.
    „Lasst uns hier auf Sirr warten.“, keuchte Sarn und stützte sich an die Mauer gelehnt auf seinen Knien ab. „Ich glaube sie kommt auch allein zurecht. He! Kern, warte!“
    Kern hörte nicht auf ihn. Geduckt huschte er in den Innenhof und spähte durch das Loch im Boden in den Kerker. Dann begann er eilig das Seil hinunterzulassen und winkte uns aufgeregt zu sich.
    „Schnell, Owzedowzre, wir müssen sie da rausholen, bevor sie von der Müllpresse zerquetscht werden!“
    Wie so oft machte das, was er von sich gab, auf verdrehte Weise Sinn, aber wir verstanden auch so, was er uns damit sagen wollte.
    Mit einem tiefen Seufzen folgte ihm Sarn und half dabei, weitere Gefangene aus dem Loch zu befreien, die man erst vor kurzem dort hinuntergelassen hatte. Der Halken kümmerte sich inzwischen um Erich, der noch immer ohne Bewusstsein war.
    Die befreiten Männer waren verängstigt und verwirrt und der Halken musste sie erst wütend fort

Weitere Kostenlose Bücher