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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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förmlich mit den Ohren verschlang.
    „Es gibt unterschiedliche Berichte darüber, warum es für Chon so wichtig war mit den Toten in Verbindung zu treten. Manche sagen er hätte seine Geliebte an eine Krankheit verloren, andere sprechen von einem Familienmitglied. Es steht allerdings fest, dass er immer selbst mit einem Bein im Grab stand und auch andere immer wieder in große Gefahr brachte. So kam es, dass Sigwar ihn verstoßen musste, nachdem bei einem seiner Experimente eine Anzahl Hürnin getötet oder schwer verletzt worden waren. Auch darüber gibt es verschiedene Angaben. Chon verließ Hornhus und siedelte sich mit seinem Gefolge und seinen Dienern in einer verfallenen Burg an und nannte sie Chonled. Dort gelang ihm endlich, was er viele Jahre versucht hatte und er sprach mit den Toten. Aber zu was für einem Preis! Die ganze Burg und alle die in ihr waren, wurden ins Reich der Toten gezogen und dort festgehalten. Bis zum heutigen Tag. Nur einige Diener, die sich außerhalb aufgehalten hatten um Holz zu fällen, konnten entkommen und nach Hornhus zurückkehren um davon zu berichten. Es heißt, dass ihnen Chon zuvor seine Aufzeichnungen bereitgelegt hatte, damit sie sicher zurück zu Sigwar kommen konnten. Er schien schon gewusst zu haben, was mit ihm passieren würde.“ Sarn zog die Augenbrauen hoch, als er den Gesichtsausdruck des Halken sah. Der Ork strahlte plötzlich über das ganze Gesicht.
    „ Dann ist das der Ort, den die Ahnen genannt haben.“, sagte er.
    „ Was meinst du damit?“
    „ Der aufsteigende Rauch sprach von einem Ort an dem die Ahnen wieder zum Halken sprechen. Du hast gerade von diesem Ort erzählt.“
    Sarn fuhr sich über das Gesicht. „Ich habe diese Geschichte erzählt, um euch vor dem Ort zu warnen, nicht um dafür Werbung zu machen! Chonled ist gefährlich! Wir haben dort nichts verloren!“
    „Sirr hat dort etwas verloren.“, erwiderte Kern als sei es das offensichtlichste der Welt.
    Weil Sarn gequält die Augen verdrehte, sah er nicht, wie Sirr bei diesen Worten zusammenzuckte.
    Wir würden also nach Chonled reiten. Das bedeutete, dass wir eine Ebene voller Weideland überqueren mussten, wo wir garantiert auf jede Menge Menschen aus Sunterak stoßen würden, von denen wir nicht wussten, wie freundlich sie Fremden gegenüber eingestellt waren. Es konnte nicht lange gedauert haben, bis Nachrichten von unserem Ausbruch aus Lazara anfingen die Runde zu machen und bestimmt waren schon die ersten Soldaten auf unserer Spur.
    Dennoch wollte Sarn versuchen einen Heiler für meinen Herrn zu finden. Und es war höchste Zeit dafür. Ich wich nicht von der Seite meines Herrn, aber ich konnte nicht mehr für ihn tun, als regelmäßig seinen Zustand zu kontrollieren und ihm Mut zuzusprechen, obwohl ich genau wusste, dass er mich nicht hören konnte. Auch wenn sein Herz schlug und seine Lunge arbeitete, war sein Geist nicht anwesend. Er ruhte, wie der Halken gesagt hatte in den Klauen eines Geiers irgendwo weit weg.
    Also lenkte Sarn sein Kamel nach Osten, wo er wusste, dass am Ufer der Speerbucht Bauern und Fischer lebten. „Dort finden wir mit etwas Glück einen Heilkundigen.“, sagte er. Der Halken folgte ihm, aber Kern blieb bei Sirr.
    „ Kern, komm mit uns, wir reiten nach Osten.“, sagte Sarn, aber Kern schüttelte nur den Kopf. Sarn ritt an seine Seite, um ihn mit sich zu ziehen, aber Kern ließ sich nicht dazu bewegen. Unterdessen hatte sich Sirr schon nach Norden aufgemacht, um dort am Westende der Speerbucht vorbei nach Chonled zu reiten.
    „ Was ist, Kern? Warum willst du nicht mit mir kommen?“
    Kern blickte Sirr nach und sagte: „Ich muss nach Norden. Ich warte dort auf euch.“
    Dann riss er sich los und folgte Sirr.
    Überrascht und wütend rief Sarn Kern hinterher, aber es nutzte nichts. Der Alte entfernte sich schnell und war bald nicht mehr zu sehen.
    Dem Halken war anzumerken, dass er erst mal froh war mit Sarn reiten zu können, während Sirr das Weite suchte. Gleichzeitig machte ihn die Sorge um Erich zu schaffen und eine verrückte Vorfreude auf die Totenburg des verbannten Hürnin.
    Ich war zwar nicht davon überzeugt, dass es eine gute Idee war Sirr mit Kern allein zu lassen, aber er schien seine Gründe zu haben. Außerdem würden wir ohne ihn vielleicht weniger Aufsehen erregen. Sarn war über Kerns Verhalten aber alles andere als glücklich. Mit grimmigem Gesichtsausdruck führte er uns nach Osten in Richtung Speerbucht.
    Das Land um uns herum war immer

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