Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
eines der Tiere in der Dunkelheit zu stolpern um …“ Ein weiteres trockenes Krachen ließ ihn verstummen.
Ein seltsames Gefühl stieg in mir auf. Noch konnte man die Knochenfrüchte im Dunkeln nicht erkennen, aber neben mir erschienen die Dämonen der anderen Hürnin. Grimmig nickten sie mir zu und machten sich bereit, das Leben ihrer Herren so teuer wie möglich zu verkaufen. Wenigstens bei unserem letzten Kampf würden wir als gleichwertige Horndämonen Seite an Seite stehen. Es würde keine Geheimnisse mehr zwischen uns geben. Ich sah, dass jetzt nicht nur Sirr lächelte. Alle Hürnin außer Erich blickten dem Kampf entgegen als würde man sie lediglich zum Tanz bitten. Und ich kannte den Namen dieses Gefühls: Die Gelassenheit im Angesicht des sicheren Todes.
„Angst wird mich durchdringen.“, rezitierte Sarn. „Aber sie wird vorübergehen und nur ich werde zurückbleiben. Meine Klingen werden meine Feinde durchdringen. Und sie werden sie mit sich reißen.“
Auch Sirr und der Halken brüllten den herannahenden Angreifern ihren Kampfschrei entgegen und sogar Kern schrie etwas, das nach einer Herausforderung klang.
Dann tauchte die erste Knochenfrucht auf, dicht gefolgt von den anderen und fegte jede Zuversicht wie durch einen mit kalter Angst getränktem Lappen beiseite.
Das vorauseilende Wesen erinnerte grob an einen Fisch. Es hatte ein breites Maul, einen mit Schulterblättern geschuppten Körper und bewegte sich auf verkrüppelten Flossen aus Knochen fort.
Der Halken hielt plötzlich einen Speer in der Hand und schleuderte ihn mit einer Kraft auf das Ding, so schnell, dass man ihn durch die Luft sausen hörte. Schneller als ich sehen konnte, ob er getroffen hatte, packte er auch schon den nächsten Speer und warf ihn auf die nachfolgende Knochenfrucht, die an kein Tier erinnerte, was ich kannte. Sie war einfach nur ein unförmiger Klumpen, aus dem Knochen ragten.
Die Angreifer überwanden eine kleine Mauer unweit des Hauptgebäudes und ich hatte Zeit mich nach der Quelle der Speere umzusehen, die der Halken immer noch wie ein Katapult nach unten schleuderte. Offensichtlich hatte er die Nacht nicht nur mit Schlafen zugebracht, sondern dafür gesorgt, dass sie vorbereitet waren. Auch Sarn und Sirr schienen sich auf dem Gewölbebogen, auf den sie sich zurückgezogen hatten, auszukennen und machten sich bereit, einen der schweren Felsbrocken, die auf der Mauerkrone vor ihnen lagen, in die Tiefe zu rollen, sobald die Knochenfrüchte in Reichweite gekommen waren.
„Jetzt!“, rief Sarn und sie stemmten sich gemeinsam gegen einen der drei Brocken, die auf der Mauer lagen. Er rumpelte nach unten und zerquetschte ein paar Gliedmaßen der vordersten Knochenfrucht, die sich gerade angeschickt hatte die Mauer zu erklimmen. Sie sah aus wie eine Krake mit einem zweiten Armkranz. An Stelle der Saugnäpfe hatte sie Totenschädel, die sich mit morschen Kiefern an die Vorsprünge in der Mauer klammerten.
Noch während dieses Ding ein paar seiner Arme unter dem Stein herauszog, begann das Fischmonster über es hinweg zu klettern und mit seinen Flossen erstaunlich geschickt nach der Mauerkrone zu greifen.
Kern und der Halken brachten den zweiten Stein ins Rollen und von diesem getroffen stürzte der Fisch zurück nach unten in die wogende Masse aus schwarzem Fleisch, grauem Schleim und gelben Knochen.
Die erste Knochenfrucht, der wir begegnet waren, hatte schon eine beeindruckende Größe gehabt, aber diese hier waren vollends ausgereift. Erich konnte sechs von ihnen zählen, die allesamt mindestens doppelt so groß waren wie er selbst.
Sarn drückte ihm einen Speer in die Hand und auch die anderen griffen jetzt zu diesen provisorischen Waffen. Wie die anderen Wurfgeschosse musste der Halken sie aus den Bäumen geschnitzt haben, die auf dem Hügel standen.
Ein letztes Mal schoben Sarn und Sirr einen Felsbrocken nach unten, dann blieben ihnen nur noch die Speere und wenn es hart auf hart kam die Nahkampfwaffen. Ich konnte sehen, wie sich Nuur Sarns Körper bemächtigte und auch Karak fuhr in seinen Herrn. Von nun an kam es also nicht mehr auf Taktik an, sondern nur noch auf die Fähigkeit das Äußerste an Kraft und Reaktionsvermögen aus den Körpern der Hürnin herauszuholen.
„ Herr ... “, begann ich, als die anderen sich an die Mauer stellten und auf die nach oben kriechenden Knochenfrüchte einstachen. Er verstand mich und schloss bereitwillig die Augen.
Dann war ich bei ihm. Es fühlte sich gut an,
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