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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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auch wenn sein Herz noch immer vor Angst raste. Das vielarmige Krakending hatte rechts von mir, dort wo der Halken stand, die Mauer beinahe überwunden und scherte sich nicht im mindesten um den Speer, mit dem es gerade durchbohrt wurde. Auch als der Halken mit der Rechten sein Haumesser zog und auf die sich windenden Tentakel einhackte, verlangsamte das nur seinen Aufstieg, verhinderte ihn aber nicht. Außerdem hatte der unförmige Klumpen inzwischen unsere Verteidigungsposition umrundet und begann sich die Treppe zu uns nach oben hinauf zu schieben.
    Ich gab meine Position zwischen Sarn und Kern auf, damit uns die Knochenfrucht nicht in den Rücken fallen konnte und stellte mich ihr entgegen. Ich wartete darauf, dass sie die Treppe zur Hälfte hinaufstieg und stemme dann den Speer wie ein Brecheisen seitlich zwischen ihren massigen Körper und die Begrenzung der Treppe. Mit aller Kraft drückte ich mich gegen die Stange und das Ding begann von den Stufen ins Leere zu rutschen. Ich hatte bald das Ende des wirkungsvollen Winkels erreicht und sprang einige Stufen nach unten, um das Ding vollends von der Treppe zu stoßen, aber so einfach wollte die Knochenfrucht es mir dann doch nicht machen. Unzählige Münder öffneten sich plötzlich, um nach mir zu schnappen und ein kalter, fauliger Hauch schlug mir entgegen. Ich packte den Speer und schlug damit ein paarmal auf das Ding ein, aber mit wenig Erfolg. Es klammerte sich verbissen an die Steine und schaffte es sogar langsam wieder Halt zu gewinnen.
    Hinter mir erklang ein heiserer Schrei. Als ich über die Schulter blickte sah ich, wie sich ein schwarzer Körper über den linken Mauerabschnitt schob, der von Sirr und Sarn verteidigt wurde. Der Halken auf der rechten Seite hatte immer noch alle Hände mit dem Krakenmonster zu tun und auch Kern hatte keine Zeit den beiden zu helfen. Mir musste etwas einfallen. Und zwar schnell.
    Kurzentschlossen verkeilte ich den Speer wieder zwischen Wand und dem massigen Körper der Knochenfrucht und sprang, mich an der Stange festhaltend, über den Rand der Treppe hinaus.
    Ich weiß auch nicht, wie ich mir das vorgestellt hatte, aber es funktionierte. Die Knochenfrucht verlor endgültig den Halt und stürzte den Speer mit sich reißend nach unten auf die Trümmer des eingestürzten Erd- und Kellergeschosses. Von dort würde sie so schnell keinen Weg nach oben finden, aber ich war nahe daran das gleiche Schicksal zu teilen. Von meinem Schwung nach außen getragen, taumelte ich ins Leere, bekam einen Vorsprung zu fassen, wollte mich daran nach oben ziehen, rutschte ab, landete aber glücklicherweise auf einem Sims, der keine Handbreit unter meinen Füßen lag. Ich sprang davon ab, konnte mich nun am Vorsprung hochziehen und war wieder auf einer Ebene mit den anderen. Leider hatte ich durch diese Aktion meinen Speer verloren und musste kostbare Sekunden darauf verwenden, mich nach einer neuen Waffe umzusehen. Wo hatte Erich sein Messer gelassen?
    Weil es sonst nichts anderes gab, hob ich einen der armlangen Tentakel auf, den der Halken abgehackt hatte und schlug ihn der Knochenfrucht, gegen die Sirr und Sarn kämpften aus dem Lauf heraus auf den Rücken.
    Die Wirkung war alles andere als durchschlagend, aber zumindest wurde das Ding davon überrascht und öffnete eine Lücke in seiner Verteidigung, die Sirr ausnutzen konnte. Sie tauchte unter einem herumfahrenden Arm hindurch und stieß von unten mit dem Ritualmesser zu. Sarn erkannte die Chance und stemmte sich ebenfalls gegen das Ding, das nun das Gleichgewicht verlor und zurück nach unten fiel.
    Es erwischte Sarn dabei am Oberarm, aber Nuur kümmerte sich nicht darum. Er half Sirr auf die Beine und reihte sich neben dem Halken an der Mauer ein. Derweil begannen die anderen drei Knochenfrüchte erneut die Mauer zu erklimmen.
    „ Warum hat das Messer es nicht umgebracht?“, fragte Sirr frustriert.
    Aus der Wunde, die Sirr in den Leib der Knochenfrucht geschnitten hatte, sickerte das graue Blut, aber es gehörte anscheinend mehr dazu als ein einfacher Schnitt um diese Monster zu töten, selbst wenn man ein Ritualmesser hatte.
    Bevor Sarn antworten konnte, waren die drei Angreifer auch schon fast wieder über die Mauer. Drei? Müssten es nicht vier … ?
    Ich sah einen Schatten hinter mir und konnte gerade noch einen Schrei ausstoßen, bevor eine schlanke Knochenfrucht aus deren Schulter einer der Wurfspeere ragte, die Treppe heraufkam und sich auf Kern stürzte. Sie packte ihn mit

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