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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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nicht mehr atmen als ich sah, dass sie sich zu ihrer vollen Größe aufrichteten, ihre gewaltigen Arme ausbreiteten und ihre erbarmungslosen Augen auf uns richteten. Für einen Moment schien alles verloren. Keine Macht der Welt konnte sich diesen Geschöpfen aus Blut entgegensetzen, keine noch so günstige Fügung konnte uns vor ihnen schützen.
    Ich wollte in mich zusammensinken, das Gesicht in den Armen verbergen und mich irgendwo verkriechen, aber dann fand die Stimme von Gilcris ihren Weg durch die Mauer aus Furcht, die sich um mein Herz aufgebaut hatte. Ohne auf die Wächter oder die nun alarmiert am Kraterrand zusammenströmenden Wachleute zu achten, stürmte er die Rampe hinauf, die vom Sklavendorf in die Freiheit führte. Der Halken war dicht hinter ihm und ehe ich mich versah wurde ich von einem Strom von Hürnin und anderen Dämonen mitgerissen, die zusammen mit den Hürnin hier eingesperrt waren und bei denen es sich nur um die Schlepper und Brecher handeln konnte.
    Wie Wasser aus einem gebrochenen Damm strömt, stürzten Männer und Frauen durch das Tor und folgten Gilcris die Rampe hinauf.
    Er hatte einen Steinwurf Vorsprung vor den anderen und hätte der Halken im Lauf nicht mit seiner Schlangenpeitsche dafür gesorgt, dass ihn keiner der Speere und Armbrustbolzen, die auf ihn abgeschossen wurden, erreicht hätte, wäre er nicht weit gekommen. Ich sah, wie der Halken selbst einige Treffer einstecken musste, um Gilcris das Weiterkommen zu ermöglichen und er wäre dennoch von einer Gruppe Wachen niedergestreckt worden, die plötzlich aus dem Dunkel auftauchten und sich ihm entgegenstellen, wenn sich nicht Hund aus dem Hinterhalt auf sie geworfen hätte. Gilcris nutzte die Ablenkung, um zwischen den Reihen der Verteidiger hindurch zu schlüpfen und wenig später brachen die Wachen unter den Schlägen und Tritten der heranströmenden Hürnin zusammen. Aber diese kurze Verzögerung reichte, um den Strom der Flüchtlinge ins Stocken zu bringen und Gilcris noch weiter vom Halken und dem Rest zu isolieren. Nun war er in Reichweite der Blutkolosse und über die Köpfe der mich umgebenden Hürnin hinweg konnte ich sehen, wie einer ihrer Arme, lang wie ein Baum auf Gilcris zuschoss. Vor meinem inneren Auge tauchte erneut die Szene auf, wie die Äste des Scharif blutige Ernte unter seinen Feinden hielten und Furcht legte sich um mein Herz. Hilflos musste ich mit ansehen, wie sich die dürren blutroten Finger um Gilcris schlossen und ihn hochhoben. Gleich würden sie ihn zurück zum Boden schleudern und seinen Körper zerschmettern. Aber das taten sie nicht. Während ich weitergeschoben wurde, erkannte ich, dass Gilcris auch die Macht hatte die Kontrolle über den Körper eines Blutkolosses zu übernehmen. Während er mit einer Hand seinen eigenen plötzlich klein wirkenden Körper so hoch er konnte über die Reichweite aller Geschosse hinaushielt, packte er mit der anderen einen in der Nähe liegenden Felsbrocken und schleuderte ihn mitten in die nächste Gruppe Wachleute. Doch inzwischen waren überall im Krater und um ihn herum Dämonen zu ihren Waffen geeilt und deckten die Hürnin mit allem ein, was sie hatten. Überall um mich herum konnte ich sie getroffen zu Boden sinken sehen. Manche schafften es aus eigener Kraft sich wieder aufzurappeln, andere wurden von ihren Freunden weitergeschleift, manche blieben aber auch liegen oder stürzten auf die tiefer gelegenen Ebenen des Steinbruchs hinab. Doch die Mehrheit der Gefangenen blieb in Bewegung und eilte auf Drängen des Halken und einiger anderer Anführer so schnell sie konnte auf den Blutkoloss zu, in dessen Körper Gilcris nun steckte.
    Dadurch, dass diese riesenhaften Wesen direkt mit dem Untergrund verwachsen waren, hatte sich nun eine Lücke gebildet, die nicht zu schließen war, so lange Gilcris einen der Blutkolosse kontrollierte. Ihr Abstand voneinander war so groß, dass sie ihre Körper gegenseitig mit ihren Armen nicht erreichen konnten und als die ersten Hürnin den Straßenabschnitt direkt unterhalb des gekaperten Kolosses erreichten, schützte er sie mit seinem freien Arm vor den Zugriffen des benachbarten Kolosses.
    Gilcris hatte sichtlich Mühe sich gegen die Kolosse zu seinen beiden Seiten zu behaupten und mehr als einmal reagierte er zu langsam und eine ganze Reihe von Gefangenen wurde zurück in den Steinbruch gewischt. Aber die Flucht der Hürnin war nicht mehr aufzuhalten.
    Mit klopfendem Herzen passierte ich die Stelle, die nur einen

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