Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

eine der Ösen an seinem Oberarm.
    „ Sag auch ihnen Bescheid. Wie gelangen wir in die große Halle, ohne gesehen zu werden?“
    Kechelek blickte sich noch einmal nervös um, aber da alle anderen Hürnin in der Baracke fest zu schlafen schienen, beschrieb er uns flüsternd den geheimen Weg. Während ich zuhörte wunderte ich mich darüber, dass die Hürnin hier schliefen, während Gilcris und der Halken weder Schlaf noch Nahrung brauchten. Was mochte der Grund dafür sein? Lag es vielleicht daran, dass sie nie mit einem Dämonen verbunden gewesen waren?
    „ An der Nordwestecke findet ihr zwischen zwei Säulen Haltegriffe, die bis hinauf fast unter den Giebel führen. Dort gibt es einen Durchlass im Fries und in den Hohlraum dahinter. “
    Der Halken legte Kechelek, der noch immer zitterte, eine Hand auf die Schulter und sagte: „ Die Ahnen sind mit dir. Sag es allen Hürnin. Hab keine Angst. Die Angst wird dich durchdringen und dir den Weg zeigen. “
    „ Wenn ich meine Augen nicht abwende. “ Kechelek nickte. „ Ist es wahr? Ist die Zeit wirklich gekommen? “
    „ Ja, das ist sie. “, antwortete der Halken.
    Während wir zurück hinaus auf die Gasse traten, die nun im vollen Mondlicht lag, begann Kechelek die Hürnin zu wecken und ihnen zu sagen, was geschehen war.
    Ich fragte mich, woher meine plötzliche Entschlussfreudigkeit kam. Ich wusste nicht, ob wir Gilcris tatsächlich in dieser großen Halle finden würden, oder ob die Hürnin eine Chance hatten zu fliehen. Ich wusste nur, dass es nun kein Zurück mehr gab.
    In unmittelbarer Nähe der großen Halle hatte sich die Nachricht von Glicris' Eintreffen bereits verbreitet und als wir bei ihr anlangten, trafen wir an der Nordwestecke auf eine Gruppe von Hürnin, die wie Kechelek alarmiert aufschreckten, als ich aus den Schatten trat.
    Sie wollten sich auch nicht davon überzeugen lassen, dass ich auf ihrer Seite war und versperrten uns den Zugang zum geheimen Aufstieg hinauf in das Dach der Halle. Erst als der Halken bedrohlich seine Schlangenpeitsche aus dem Arm gleiten ließ, gaben sie nach und ließen den Halken passieren. „ Du kannst gehen, aber der Dämon bleibt hier. “, sagte einer von ihnen.
    Der Halken zuckte mit den Schultern und schob sich an den Männern vorbei zwischen die Säulen. Hier war selbst für den Halken genug Platz um im Schatten einer Säule an verborgenen Vorsprüngen hinaufzuklettern. Nur das Kratzen und Schaben seiner Hornplatten und das gelegentliche Aufflackern seines inneren Feuers verrieten mir, wo er sich befand, bis er schließlich in der Dunkelheit des Frieses verschwand.
    Die große Halle musste älter sein als das Dorf ringsum und vielleicht sogar älter als der Steinbruch. Sie lag zwar weit unterhalb des Kraterrandes, aber ihr Fundament war auf solidem Fels gebaut. Hier hatte der Boden nicht die allgegenwärtige Farbe von Rost, sondern glitzerte grau im Mondlicht. Auch die Bauweise passte überhaupt nicht zu den Sklavenquartieren ringsum. Sie erinnerte mich eher an einen Tempel, obwohl ich nicht sagen konnte, ob dafür die hohen Säulen oder das Fries sorgte, das früher einmal Figuren enthalten haben musste, von denen nun allerdings nur noch einige Stümpfe und herausgebrochene Löcher übrig geblieben waren.
    Während ich die Rückseite der Halle betrachtete, ließen mich die Männer, die den geheimen Zugang zu ihr bewachten keinen Moment aus den Augen und es dauerte nicht lange, bis ein weiterer Hürnin auftauchte und sich zu ihnen gesellte. Obwohl sie flüsterten, konnte ich hören, dass er sie fragte, was ich hier zu suchen hätte und was all die Gerüchte bedeuten sollten, die die Runde machten.
    Nach einigem Hin und Her kletterte er schließlich wie der Halken zwischen den Säulen nach oben. Und dann wartete ich.
    Je länger ich warten musste, desto unruhiger wurde ich. Dass der Halken nicht wieder zurückkam sagte mir, dass er Gilcris gefunden hatte und dass Gilcris es nicht für nötig hielt mich zu sich zu rufen. Ich konnte verstehen, dass ich als Horndämon nicht die passende Gesellschaft für ein Treffen war, bei dem man einen Aufstand gegen die Horndämonen besprach, aber es gefiel mir dennoch nicht. Ich hätte in den Plan mit einbezogen werden können, wenn man mir schon nicht erlaubte ihn mitzugestalten. Die feindseligen Blicke der Horndämonen vor mir verhießen nichts Gutes und wer würde schon noch darauf achten auf welcher Seite ich stand, wenn sie schließlich losschlugen?
    Doch auch wenn es mir