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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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darauf bedacht, dass Erich nicht sich und damit auch ihn vor allen Leuten lächerlich machte und ließ ihn auch niemals die wirklich alten Texte vortragen, aber ansonsten ließ er ihm immer öfter freie Hand und nahm ihn nun auch manchmal auf Spaziergänge durch Hornhus mit. Nach seiner Aufnahme in der Gemeinschaft der Hürnin hatte er sich nun nur noch nach dem zu richten, was Sarn ihm auftrug, aber dessen Stellung in Hornhus schien so weit unten zu sein, dass er es für besser hielt sich nicht zu oft in der Stadt zu zeigen. Warum Sarn einerseits geschätzt zu werden schien und viele regelmäßig seinen Geschichten lauschten er aber andererseits gemieden wurde, wenn er nicht predigte, verstand ich nicht. Aber langsam begriff ich, was er damit meinte, als er sich selbst einen Unsichtbaren genannt hatte. Wenn er nicht predigte beachtete ihn kaum jemand. Vielleicht lag es daran, dass seine Tätigkeit im Gegensatz zu anderen keinen offensichtlichen Nutzen hatte. Nur Bern rief ihn immer wieder gern zu sich um Chulak damit zu ärgern. Der Krieger konnte Sarn nicht ausstehen, was auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Alles in allem war Sarn eine weitere veraltete Tradition, die nach seinem Tod in Vergessenheit geraten würde,wenn Erich nicht in der Lage war sie am Leben zu halten. So führten seine Spaziergänge mit Erich die beiden meist durch die abgelegeneren Ecken von Hornhus und immer wieder hinunter in die Katakomben zu einer anderen Unsichtbaren. Beatrix, die Totengräberin und ihr Lehrling Brogu waren Umgang, der ihrer Stellung unter den Hürnin zu entsprechen schien. Begegneten sie doch einmal anderen Hürnin behandelten diese sie mit völliger Missachtung. Selbst diejenigen, die nach Erichs Ankunft so neugierig auf ihn gewesen waren, taten nun so, als würden sie ihn gar nicht sehen. Warum aber Sarn zu denen zählte, auf die der Rest herabblickte, wusste Erich nicht und er wagte es auch nicht danach zu fragen. Er wusste nur, dass Sarn jedes Mal mit dabei war, wenn ein neuer junger Hürnin vor den Toren von Hornhus erschien. Als Erich ihn nach dem Grund dafür fragte, antwortete er ausweichend mit: „Das ist so Brauch.“ und wollte nicht mehr darüber sagen.
    Erich dachte viel über seine Stellung bei den Hürnin nach. Er fragte sich, wie sein Leben aussehen würde, wenn er der Lehrling eines Handwerkers oder eines Wächters wäre und nicht der eines eigentlich obsoleten Priesters mit seinen alten Geschichten. Und er dachte viel über Sarn nach.
    Wie manche andere Hürnin auch musste der früher ein Krieger gewesen sein, der die meiste Zeit seines Lebens außerhalb Hornhus verbracht hatte, bevor er in einem Kampf vom Feuer versengt wurde. So viel hatte Erich herausbekommen können. Über weitere Details schwiegen sich die Archive mit einem Verweis auf die Bücher der Familie Sommerfeld aus. Sarn war zu schwach und zu auffällig um weiter im Dienst der Hürnin durch die Welt zu ziehen.Da Sarn keine Familie in der Stadt hatte, in deren Gewerbe oder Handwerk er eintreten konnte, hatte er sich nach seiner Genesung dazu entschieden einen Berufsstand wiederaufleben zu lassen, den es seit den Zeiten Sigwars nicht mehr gegeben hatte: den des Predigers. Eine Art von Prediger allerdings, der nie vorgab den Willen Gottes zu kennen und der lediglich die Möglichkeit nicht ganz ausschloss, dass es einen Gott geben könnte. Alles was Sarn im Grunde predigte, war, dass sich die Völker dieser Erde schon so lange man sich zurückerinnern konnte Vorstellungen von einem oder mehreren Göttern gemacht hatten und diese Vorstellungen verblüffende Parallelen aufwiesen. Und dass die hürnin ihre Stärke nich verlieren durften. Erich und einem kleinen Kreis von Hürnin, die Interesse daran hatten, predigte er auch noch andere Dinge. Zum Beispiel, dass Gedanken an die Sprache gebunden waren, in der sie gedacht wurden. Oder dass die meisten Geschichten bestimmten Strukturen folgten, zum Beispiel der, dass der Held erst einen Weckruf und einen zusätzlichen Tritt in den Hintern erhalten muss, bevor er sich auf den Weg macht, um das Ungeheuer zu töten, die Prinzessin zu retten oder den Schatz zu finden. Er wird geprüft, findet Gefährten und muss sich seiner schlimmsten Angst stellen, bevor er in seiner neuen, wirklichen Heimat ankommen kann.
    „Die besten Geschichten sind oft die, welche nie in Frage stellen, dass sie nur Geschichten sind. Sie geben sogar zu, dass sie nur erdichtet sind.“, sagte Sarn nach einem Abend, an dem er im

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