Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
Vom Netzwerk:
sie einen gewölbten Raum erreichten, der bis hinauf zur Decke von Nischen durchlöchert war, in denen man teilweise noch zersplitterte Knochen liegen sah.
    „Du, Brogu?“
    „ Was ist?“
    „ Was passiert eigentlich mit unseren Dämonen, wenn wir sterben?“
    „ Wir kehren in unser Reich zurück. “, antwortete ich an Brogus statt und so dass auch er es hören konnte. „ Der Pakt bleibt nur so lange bestehen, wie ihr lebt. Ohne eure Lebenskraft können wir hier nicht verweilen. “
    „ Sympathisch, oder? Sie wollen, dass wir möglichst lange leben, damit sie uns möglichst lange aussaugen können.“, sagte Brogu. Der junge Mann schien unablässig zu grinsen, egal was er gerade sagte oder tat. Seine gute Laune wollte ganz und gar nicht zu seinem Beruf als Bestatterlehrling passen. Oder vielleicht war er gerade deshalb immer so gut gelaunt. Sein Grinsen verschwand nur dann kurz, als ihm sein eigener Dämon mit scharfen Worten zurechtwies.
    „ Ich bin zusammengezuckt, nicht? Das passiert mir immer. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dass er plötzlich was zu mir sagt.“
    „ Wie ist er so? Ich meine dein Dämon?“, wollte Erich wissen.
    „ Einem Totengräber angemessen würde ich sagen, oder was meinst du, Grem? Zeig dich doch mal.“
    Aus dem Dämmerlicht von Brogus Fackel schälte sich eine Gestalt, von deren Anblick Erich vor ein paar Monaten noch Alpträume bekommen hätte. Jetzt aber betrachtete er die ledrigen Ohren, die spitzen Zähne und die langgezogene Schnauze nur mit einem neugierigen Interesse.
    „Woher kommt es, dass die so verschieden aussehen?“, wunderte sich Erich.
    „ Wir sind nicht unterschiedlicher als Orks und Zwerge. “, antwortete Grem mit einem heiseren Grollen, das Erich die Haare zu Berge stehen ließ. Er verstand, warum Brogu sich nicht daran gewöhnen konnte.
    „ So verschieden sind sie gar nicht.“, pflichtete Brogu ihm bei. „Sie könnten auch acht Augen und vierzehn Arme haben. Hat aber keiner, so weit ich weiß.“
    Erich und Brogu lachten, aber Grem und ich fanden das gar nicht lustig.
    Der Dämon des Totengräberlehrlings verschwand wieder und Brogu führte Erich weiter in die Gänge hinein.
    „ Wo kommst Du eigentlich her?“, wollte Erich wissen.
    „ Sozusagen aus der Nachbarschaft. Da gibt es eine halb verfallene Festung westlich von hier. Ziemlich unwirtliche Gegend und es würde sich niemand darum scheren, wenn man in den Sümpfen um diese Festung herum nicht Gold finden könnte. Deshalb heißt die Festung auch ‚Goldwasser’. Ich finde ‚Mückenwasser’ wäre um einiges passender. Ich habe noch heute Narben von den Stichen. Wenn man sie in der richtigen Reihenfolge mit Strichen verbindet sehen sie aus wie eine zerquetschte Katze.“
    Sie lachten noch einmal und Brogu forderte Erich mit einer Kopfbewegung auf ihm in einen schmalen Gang hinein zu folgen.
    „Fast wäre ich nach meinem Erwachen nicht von dort weggekommen. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat, aber ich konnte meinen Dämon Grem nicht gleich finden – oder er mich – und deshalb wusste ich zwei Tage lang nicht, was los war. Ich wäre fast verhungert, bevor er mich nach Hornhus führen konnte.“
    „ Passiert so was oft?“
    „ Hin und wieder. Wie bei Küken, die schlüpfen wollen und nicht aus ihrer Schale kommen. Manche schaffen es auf Anhieb, andere schaffen es nie und ein paar brauchen eben ein wenig länger.“
    „ Hmm …“, machte Erich. „Wäre es dann nicht besser, wenn es jemanden gäbe, der nach den jungen Hürnin sieht? So eine Art Amme?“
    Brogu lachte auf. „So jemanden hat es vor langer Zeit tatsächlich einmal gegeben, glaube ich, aber er wurde von einem erwachenden Hürnin getötet. Damit hatte sich die Sache ein für allemal, denke ich. Zumindest hat es mir Beatrix so erzählt. Außerdem ist es viel zu gefährlich, wenn jemand weiß, wo sich die Hürninkinder aufhalten.“
    Erich schluckte schwer. Da wo er herkam, war es genau anders herum gewesen. Nicht zu wissen, wo sich die Kinder aufhielten, war gefährlich.
    „ Man hat auch versucht die Kinder so lange irgendwo einzusperren, bis sie das Ritual überstanden haben, aber leider funktionierte das nicht. Wenn niemand anderes da war, den sie töten konnten töteten sie sich selbst.“
    Erich versuchte sein Unbehagen über dieses Thema zu ignorieren, aber den immer dicker werdenden Knoten in seinem Bauch wurde er nicht los.
    „Wer entscheidet eigentlich, wohin die neugeborenen Hürnin kommen?“
    „ Im

Weitere Kostenlose Bücher