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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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glückliche Ende setzten, ließen andere Norin in weiser Voraussicht die Gemme in zwei Teile zerbrechen, bevor er erneut durch das Schicksal von Bala getrennt wurde. Nun machten sich beide geführt von ihrer Hälfte des Schmuckstücks auf die Suche nach ihrem Liebsten und fanden sich schließlich, um glücklich bis an ihr Ende zu leben.
    Seitdem waren Hammer, Amboss und glühendes Eisen das Symbol für Liebe und Treue bei den Hürnin. Inzwischen weiß ich allerdings, dass dieses Symbol keine Erfindung Norins war. Der Hammer war nichts weiter als ein abgeschwächtes Phallussymbol, der Amboss hatte sich aus der Form eines weiblichen Schoßes entwickelt und was das glühende Eisen bedeutete, mag sich jeder selbst denken.
    Die wie Bala und Norin reisenden und umherirrenden Männer und Frauen wurden zu den Ahnherren der einflussreichsten Familien der heutigen Hürnin. Bern gehörte einer von ihnen an: Er hieß Bern Sommerfeld und trug damit in seinem Namen die Schlacht mit sich, die die Katastrophe besiegelt hatte. Auf dem Sommerfeld hatte sich eine Armee unter Sigwars Führung gesammelt und sich einem zahlenmäßig weit überlegenen Gegner gestellt. Erich entdeckt in den Archiven auch einen Verweis auf drei weitere Orte, die den Namen der anderen Jahreszeiten trugen, also das Frühlingsfeld, das Herbstfeld und das Winterfeld, aber er fand nicht heraus, was es mit diesen Bezeichnungen auf sich hatte. Aber dafür waren die Bücher voll von Berichten über das Sommerfeld. Genauer gesagt über das Unglück, das dort über die Hürnin hereingebrochen war. Die Hürnin hatten mehrere Armeen und der Verlust einer einzigen hätte sich verschmerzen lassen. Nicht aber der Verlust Sigwars.
    Natürlich war das eine der ersten Lektionen, die Erich erhalten hatte. Aber er verstand nicht, wie es sein konnte, dass jemand, der die ganze Welt unter seine Kontrolle bringen konnte, es schließlich zuließ, dass sich so gewaltiger Widerstand gegen ihn formierte und er anscheinend mitten in eine Falle hineinlief. Es konnte doch nicht völlig unbemerkt geblieben sein, dass die Allianz von allen Seiten Streitkräfte um das Sommerfeld zusammenzog.
    „ Es ist nicht ganz so einfach, wie es erzählt wird.“, erklärte Sarn. „Diese Allianz kam natürlich nicht so ganz aus dem Nichts wie manche behaupten. Sie ist sorgfältig von Generälen vorbereitet worden, die genau wussten was sie taten.“ Er war nach einem Abend, an dem er unter den Apfelbäumen gepredigt hatte in duldsamer Stimmung und bereit Erichs Fragen zu beantworten. Sogar Nuur, Sarns Dämon ließ sich diesmal blicken, auch wenn er wie alle anderen Horndämonen mit Ausnahme von Kerns Dämon nicht mit mir sprach. Im Laufe der Zeit hatte ich gelernt, damit zu leben.
    „ Sigwars Armeen kämpften an vielen Fronten gleichzeitig und hatten eine lange Kampagne hinter sich. Der Krieg zog sich schon Jahre hin und obwohl die Hürnin große Teile von Sunterak beherrschten, hing diese Kontrolle doch immer am seidenen Faden. Einfache Soldaten zu rekrutieren und sich mit Vorräten zu versorgen war einfach im Vergleich zu den Schwierigkeiten, die es bereitete, geeignete und vor allem verlässliche Offiziere zu finden. Sigwar wollte sich nur noch auf Hürnin verlassen, die den Pakt eingegangen waren und während viele noch zögerten und sich lieber nicht zum Offizier befördern ließen, scheiterten andere ganz einfach an der Aufgabe einen Dämon zu rufen. Es war die Zeit, bevor das Blutritual von Geburt an in den Hürnin verankert war und es auszuführen war eine schwierige, wenn nicht sogar gefährliche Sache. Sigwar muss gewusst haben, dass ein kleiner Hauch genügen würde um das Blatt zu wenden und aus Untertanen Feinde zu machen. Aber es braucht einen mutigen Mann ein glühendes Eisen anzufassen, denn wer es nicht schnell genug schmieden kann, verbrennt sich unweigerlich die Finger. Sigwar wollte nicht auf den Pakt verzichten. Nur wer seinen Dämonen gerufen hatte, genoss sein volles Vertrauen. Das war seine Bedingung nachdem er es aufgegeben hatte nach Gott zu suchen.“
    „ Soll das heißen, dass Sigwar einen Fehler gemacht hat?“
    Sarn lächelte sein ledriges, humorloses Lächeln, das die vernarbten Hautschichten auf seinem Gesicht zu einem grotesken Gemälde zusammenschob.
    „Er war nur ein Sterblicher, also wird er Fehler gemacht haben, wie alle Sterblichen. Die Frage ist aber, ob er vorhersehen konnte, was auf ihn zugekommen ist.“
    „ Was denkt Ihr, Sarn?“
    „ Ich denke, er hat

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