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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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gibt es sonst noch, das ich nicht weiß?“
    Ich machte mich auch für Brogu wahrnehmbar und antwortete: „ Ich habe es nicht für erwähnenswert gehalten. Es gibt Menschen, die können gut pfeifen, andere schnell laufen. Das ist ganz normal. Und bei uns Dämonen ist es genauso. Manche gehen nur im Blutritual eine körperliche Verbindung mit ihren Herren ein und danach nie wieder. “
    Brogu nickte. „Grem ist gut mit Feuer. Deshalb werde ich meist gerufen, wenn in der Stadt ein Haus brennt, oder im Winter, wenn etwas eingefroren ist. Zeig es ihm, Grem.“
    Rings um Brogu begannen kleine Flämmchen zu flackern und einen Tanz aufzuführen, bevor sie wieder erloschen.
    „ Und er hat versucht das Feuer gegen den Wurm einzusetzen?“
    Brogu zuckte mit den Schultern. „Ja, aber abgesehen vom Ritual mussten wir noch nie gegen jemanden kämpfen. Es konnte ja auch keiner mit so einem Angriff rechnen.“
    Bevor Brogu begriff, wie ihm geschah, hatte Erich ihn am Kragen gepackt und zischte ihn durch zusammengebissene Zähne hindurch an.
    „ Ein Hürnin muss immer mit einem Angriff rechnen! Wie kannst du nur so gleichgültig sein? Wie willst Du überleben, wenn du nicht weißt, wie man kämpft? Wie sollen die Hürnin überleben, wenn sich Schwächlinge wie du unter ihnen befinden?“
    Erichs wütende Worte gerieten ins Stocken und er ließ von sich selbst erschreckt los. Es war als hätte ein anderer aus ihm heraus gesprochen. Brogu wich ein Stück zurück.
    „Es tut mir leid, das wollte ich nicht.“, murmelte Erich wieder ganz er selbst und sah mich hilfesuchend an, aber ich war ebenso überrascht von dieser heftigen Reaktion wie die anderen beiden, Grem eingeschlossen. Er hatte da Dinge gesagt, die eher zu Sarn gepasst hätten. Für einen Moment sah Brogu so aus, als ob er aufstehen und weglaufen wollte, aber dann ließ er seinen Kopf in die Handflächen sinken und fing an zu weinen. Erich rutschte näher zu ihm, legte seinen Arm um seine Schultern und schließlich wischte sich Brogu die Tränen aus dem Gesicht und schniefte.
    „ Schon gut. Du hast ja recht. Aber so ist es nun mal, ich kann es nicht ändern. Grems Kraft oder meine reichen nicht dafür aus feindliche Armeen mit Feuer und Rauch niederzustrecken – oder auch nur einen einzelnen Leichenwurm.“, sagte Brogu niedergeschlagen. „Die Sache mit dem Wurm hat mich auch ziemlich mitgenommen. Ich hatte die Verantwortung für dich und hätte merken müssen, dass ein Leichenwurm in den Gängen ist, auch wenn ich natürlich nicht damit rechnen konnte, dass er so groß ist. In Hornhus hat noch nie jemand einen derart riesigen Leichenwurm gesehen.“
    „ Woran hättest du merken müssen, dass einer da ist?“, wollte Erich wissen.
    „ Man riecht sie normalerweise. Ich habe doch gesagt, dass mir was komisch vorgekommen ist. Ich glaube ich habe den Wurm gerochen. Sie riechen süßlich, wie Zimt. Aber der Wurm hat fast gar nicht gerochen. Kennst Du Zimt?“
    Erich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe davon gehört, aber im Dorf hat es keinen Zimt gegeben. Und für mich hat der Wurm eher nach Essig und Latrine gestunken. Beatrix hat dir deswegen den Hosenboden langgezogen, richtig?“
    Brogu nickte.
    „ Sarn mir auch. Er hat gemeint, dass ich noch früh genug in die Katakomben kommen werde und so lange gefälligst die Finger davon lassen soll.“
    Brogu begann erneut zu weinen, aber als Erich sich noch einmal entschuldigen wollte, wehrte er ab.
    „Hat nichts mit dir zu tun.“, murmelte er und putzte sich die Nase mit einem zerknüllten Tuch. „Aber das, was du da gerade gesagt hast, das hat auch mein Vater immer zu mir gesagt.“
    Erich war verwirrt.
    „Dein Vater? Aber hast du nicht gesagt deine Eltern sind gestorben, bevor du nach Hornhus zurückgekommen bist?“
    Brogu nickte. „Ja, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es war, bevor sie mich weggegeben haben.“
    „Wie alt warst du da?“
    „ Fünf oder vielleicht auch schon sechs.“
    „ Ich dachte die Hürnin werden ausgesetzt, wenn sie noch Babys sind?“, wunderte sich Erich.
    „ Nicht immer. Manche ziehen es vor ihre Kinder ein paar Jahre bei sich zu behalten und dann als Gaukler oder Sklavenhändler zu einem Ort zu ziehen, an dem sie ihren Nachwuchs dann abgeben.“
    Als Brogu bemerkte, dass Erich immer noch nicht begriff, fuhr er fort: „In Hornhus leben an die 2.000 Hürnin. Im besten Fall würde das 1.000 Paare ergeben, in Wirklichkeit sind es aber viel weniger. Von 1.000 Paaren

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