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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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plötzlich von einem angsteinflößenden Grollen und Stöhnen wach wurde. Etwas hielt ihn fest und er trat um sich. Als das nichts half, wand er sich um seine eigene Achse und schlug auf den feuchten Boden auf. Verwirrt blickte er um sich, aber es war noch immer stockdunkel. Die Erde unter ihm zitterte. Er konnte spüren, wie sie sich bewegte und etwas tief unten mit mehreren deutlichen Rucken nachgab. Dann hörte er Stimmen. Erich stand auf, um festzustellen, wo die Hängematte war, aus der er gefallen war. Er vermutete, dass die Stimmen vom Wachplatz kommen mussten und gewann langsam die Orientierung wieder.
    „Sarn?“, wisperte er. „Halken? Sirr? Kern? Wo seid ihr?“
    Als niemand antwortete, stolperte er zum Feuer und zog sich seine noch feuchte und nach Rauch stinkende Kleidung an. Eine Gänsehaut schüttelte ihn, als er in seine klammen Schuhe schlüpfte, aber nach ein paar Sekunden hatte er sich an das Gefühl gewöhnt. Weich schmiegte sich das Moos an seine Fußsohlen und war schon nach wenigen Schritten warm. Sich vorsichtig durch den Wald tastend machte er sich auf den Weg zum Wachplatz, von wo immer noch Stimmen zu hören waren. Jetzt wurden sie deutlicher. Es waren wütende Rufe. Rufe, die nicht von Sarn oder den andern stammten. Das war Chulak! Chulak musste sie aufgespürt haben! Mit einem Mal war Erich hellwach und beschleunigte seine Schritte. Dann blieb er abrupt stehen. Er hatte sein Messer beim Feuer gelassen, damit die Lederscheide trocknen konnte! Aber die anderen hätten ihn geweckt, wenn es zum Kampf gekommen wäre. Hoffte er zumindest. Also ging er weiter.
    Wenig später war er nah genug, dass er den Halken und Sarn hören konnte, die sich leise miteinander unterhielten und die fernen Rufe zu ignorieren schienen.
    Vorsichtig trat er zwischen den letzten schräg nach innen geneigten Bäumen heraus und wurde vom unerwarteten Schein von scheinbar hunderten von Fackeln geblendet. Fackeln, die sich auf der unruhigen Oberfläche des Sees spiegelten. Erich blickte nach links und rechts, aber da war nichts als ein breiter Streifen Wasser zwischen ihnen und dem gegenüberliegenden Ufer. Wo war die Brücke? Und wurde der Abstand zwischen ihnen und dem Festland tatsächlich immer breiter?
    „Wir sollen nur den Dolch zurückbringen. Werft ihn uns herüber und ihr könnt gehen, wohin ihr wollt!“, hörte er eine Stimme vom Festland. Erich konnte nicht erkennen, wer da rief, aber es war auch egal. Irgend etwas glitzerte von drüben im Fackelschein herüber. Armbrüste? Was war passiert? War das Wasser um die Insel herum auch schon so schlammig, als sie hier angekommen waren? Bewegten sie sich tatsächlich vom Land weg? Wie war das möglich?
    Während sie sich auf der Insel immer weiter von den Männern mit den Fackeln entfernten, sah er, dass Sirr ganz in der Nähe gerade unbemerkt von Sarn, Kern und dem Halken aus dem Wasser stieg und sich erneut in die Stoffbahn wickelte, die sie als Unterwäsche benutzte. Was hatte sie während ihrer Wache im Wasser gemacht?
    „Was ist passiert?“, fragte Erich. Sarn und der Halken, die ihm am nächsten standen, schreckten hoch, was er mit einer gewissen Befriedigung zur Kenntnis nahm. Sie hatten ihn nicht kommen hören.
    „ Der Torf schwimmt jetzt.“, sagte der Halken.
    „ Ein überaus glücklicher Zufall, sonst hätten uns Chulak und seine Männer erwischt.“, fügte Sarn hinzu ohne sich darüber zu freuen. Er stand gebeugt an einen Baum gelehnt und rieb sich seine Hüfte. Offenbar hatte er sich auf dem Weg zum Wachplatz gestoßen.
    „ Ja, glücklicher Zufall.“, pflichtete ihm der Halken mit einem misstrauischen Blick auf Sirr bei, die sich nun zu ihnen gesellte, als sei nichts gewesen. Das Feuer der Fackeln auf dem Festland war inzwischen zur Größe von Kinderfingern zusammengeschrumpft und es wurde schwierig den Gesichtsausdruck der anderen zu deuten.
    „ Sie sind direkt auf uns zugekommen.“, sagte Sirr gutgelaunt, nachdem sie sich vollständig angezogen hatte. „Die Insel brauchte nur eine kleine Ermutigung, um sich in ein Floß zu verwandeln. Sie wurde praktisch nur noch von der Brücke gehalten.“
    „ Warum stehen Chulak und seine Leute dann ein gutes Stück von der Verbindungsstelle entfernt? Für mich sieht es so aus, als ob sie einfach am See vorbeigelaufen wären, wenn Du nicht ihre Aufmerksamkeit erregt hättest.“
    Erich konnte den beißenden Spott aus Sirrs Stimme heraushören als sie antwortete: „Euer Ehren, hier steht wohl Aussage

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