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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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bringen?
    Inzwischen war es bereits heller Tag. Es hatte gut getan schlafen zu können, ohne sich darüber Sorgen machen zu müssen, ob nicht jeden Moment eine Horde von Barbarenkriegern, angeführt von Chulak über einen herfallen konnte. Aber erst jetzt, da diese Gefahr gebannt war, machte sich Erich ernsthaft Gedanken darüber, was das für ihn und die anderen bedeutet hätte. Hatte Chulak den Auftrag sie nach Hornhus zurückzubringen, auch wenn er nur etwas von dem Ritualmesser gesagt hatte? Nach allem was Erich wusste, war das unwahrscheinlich. Chulak wollte das Ritualmesser und wenn er sie töten musste, um es zu bekommen, war ihm das bestimmt auch recht. Ich fragte mich, wie ein Kampf zwischen den Verfolgern und Sirr ausgehen würde, bis mir einfiel, dass die Elfe sich wahrscheinlich aus dem Staub machen würde, bevor man sie in einen Kampf verwickeln konnte.
    Der Himmel war nun bedeckt von einer mit der Insel im Westwind ziehenden Wolkenschicht, die sich stellenweise mit dem Nebel auf dem Wasser vermischte, aber es regnete nicht mehr. Wenn Erich sich nicht täuschte, war es auch ein wenig wärmer geworden. Es roch nach klarer kalter Luft und feuchtem Holz.
    Da sich niemand um ihn kümmerte, blieb er weiter in seiner Hängematte liegen und beobachtete schläfrig das Lager. Jemand hatte in der Kochstelle die Glut neu angefeuert und im Topf kochte etwas, das nach Fischsuppe roch. Erich entdeckte einen kleinen Haufen Gräten, der neben dem Feuer lag und ein Messer, das in einem umgestürzten Baumstamm steckte. Von den anderen aber fehlte jede Spur. Schläfrig schloss Erich erneut die Augen. Kurz bevor er aber wieder einschlafen konnte, betrat der Halken das Lager. Er hatte die Arme voller Birkenrinde, die er sorgfältig begutachtete und dann in verschieden lange Streifen und Stücke schnitt. Als er sah, dass Erich ihn dabei beobachtete, hielt er ein Stück Birkenrinde hoch und sagte: „Brennt, heilt, hält.“
    Erich war zu träge, um nachzufragen, was er damit meinte und wenn nicht bald darauf Sarn ins Lager gekommen wäre, wäre er vielleicht tatsächlich noch einmal eingeschlafen. Aber als er Sarns vorwurfsvollen Blick sah, glitt er eilig aus der Hängematte, schlüpfte fröstelnd in seine inzwischen getrockneten Kleider und sah sich an, was er aus dem Wald mitgebracht hatte. Es handelte sich um ein paar mickrige Pilze und dünne Wurzeln, die sie kleinhackten und in die Fischsuppe gaben. Schließlich tauchte auch noch Sirr auf. Sie hatte einen dunklen Fisch mit einem breiten Maul und langen Fühlern bei sich, der schleimig aussah und immer noch verzweifelt nach Luft schnappte. Erich hoffte, dass sie dieses widerliche Tier für sich selbst behalten würde.
    „ Sind wir noch auf dem Wasser?“, fragte Erich und wischte sich den letzten Schlaf aus den Augen. „Ich meine, ist die Insel immer noch auf dem See?“ Er war so durstig, dass er am liebsten den ganzen See ausgetrunken hätte. Wo hatte er nur seine Feldflasche gelassen?
    „ Ja.“, antwortete Sarn ohne aufzublicken. „Wind und Strömung treiben uns nach Nordosten. Es wird wohl ein paar Tage dauern, bis wir wieder festes Land erreichen.“
    Erich versuchte sich vorzustellen, was das bedeutete. „Reichen unsere Vorräte?“
    „Der See ist voller Fische und wir können Enten jagen, wenn sich das Wetter weiter bessert.“, antwortete Sirr. Obwohl sie gerade aus dem Wasser gekommen sein musste, wo sie den Fisch gefangen hatte, waren ihre Haare trocken und auf ihrer Haut glänzte kein einziger Wassertropfen.
    „ Schau bitte, ob du noch Feuerholz findest, die Suppe braucht noch ein wenig.“, bat ihn Sarn und Erich hob eines der feuchten Tücher auf, mit denen er herumliegende Zweige zusammenbinden konnte. „Wenn du nichts findest, was halbwegs trocken ist, brich einfach was ab, diese Birken hier brennen auch nass und über den Rauch müssen wir uns keine Gedanken mehr machen. Ach so: Wenn Du Kern irgendwo siehst, bring ihn mit, er ist schon eine ganze Weile weg.“
    Erich nickte und verließ gähnend das Lager. Seine Schuhe wurden erst langsam wieder geschmeidig und die starren Hosen scheuerten unangenehm an den Innenseiten seiner Oberschenkel. Er hatte sich die Haut dort vom langen Gehen aufgerieben. Außerdem hatte er immer noch nichts getrunken und schlug deshalb als erstes den Weg zum Wachplatz ein, wo er wusste, dass er leicht an den See herankommen konnte, ohne Angst haben zu müssen, abzurutschen und ins Wasser zu fallen. Der Rand der Insel war

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