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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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verstoßen und hat den Rest seines jämmerlichen Lebens in einer Hütte im Sumpf verbracht?“
    Sarn verzog vor Schmerz sein Gesicht.
    „ Er ist zurückgekommen.“, keuchte er. „Und er hat dort etwas gefunden.“
    Erich und der Halken zuckten zusammen, als plötzlich Kern neben ihnen stand. Sein Gesicht war bedeckt von Erde und feuchten Blättern, aber seine Augen waren klar. Er hielt sie ohne zu blinzeln auf Sirr gerichtet. „Burhard.“, sagte er, als handelte es sich dabei um ein neues Wort, von dem er erst lernen musste, wie man es aussprach. „Burhard führt uns. Und Amal führt dich.“
    Plötzlich ließ Sirr Sarn frei und er stürzte taumelnd zu Boden.
    Sirr stand für einige Augenblicke einfach nur so da und starrte Kern fassungslos an. Dann wandte sie sich um und verschwand wortlos zwischen den Bäumen.
    Erich lief zu Sarn, um ihm aufzuhelfen, aber der schob ihn wütend von sich weg. „Ich kann alleine aufstehen.“, sagte er heiser und klopfte sich den Dreck von seinen Knien. „Verdammte Elfe!“
    Der Halken knurrte zustimmend und spuckte geräuschvoll auf den Boden.
    „Wir müssen sie im Auge behalten.“, sagte Sarn zu ihm, bevor er sich an Kern wandte. „Wer ist Amal?“
    Ein breites Grinsen teilte Kerns Gesicht, das im Halblicht von Kerns Lampe schimmerte wie Elfenbein. „Eine Jungfrau hold und schön, mit der möcht' ich mal baden geh'n. Eine Jungfrau schön und hold, dumm wie Brot und weich wie Gold.“ Danach begann er sich mit hochgerissenen Armen in wilden Pirouetten zu drehen.
    Sarn stieß einen leisen Fluch aus und schien gewillt Kern eine runterzuhauen. Doch er konnte sich beherrschen und fuhr sich statt dessen mit beiden Händen übers Gesicht und über den Hals. Er sah älter aus denn je.
    „ Ist es wahr?“, fragte Erich vorsichtig. „Gehen wir wirklich nach Drachall?“
    Sarn ließ sich erschöpft auf einen am Boden liegenden Baumstamm sinken und schloss für eine Weile die Augen.
    „Ja, es stimmt. Wir gehen nach Drachall. Ich habe es Kern versprochen. Ich habe ihm auch versprochen über das Sommerfeld zu gehen.“
    „ Aber warum? Das klingt wirklich nicht besonders sicher.“
    Der Halken trat zu ihnen, während Kern weiter herumhüpfte und ein Tanzlied vor sich hin sang.
    „Ein Versprechen ist ein Versprechen.“, sagte er.
    „ Aber warum will Kern auf das Sommerfeld und nach Drachall? Ich dachte er wäre dort beinahe gestorben.“
    „ Ja. Aber er hat dort auch etwas gefunden. Manchmal hat er lichte Momente in seinem Wahnsinn. Du hast es selbst miterlebt. Bevor wir Hornhus verlassen haben, hat er mir gesagt, dass in Drachall noch Hürnin sind und dass sie unsere Hilfe brauchen.“
    „ Und das Sommerfeld?“
    „ Ich weiß es nicht. Er hat gesagt, dass er dort hin muss. Trotz allem vertraue ich ihm. Er ist immer noch mein Freund und es gibt nichts, was ich nicht für ihn tun würde.“
    Erich biss sich auf die Lippen, bevor er etwas Respektloses sagen konnte. Er wollte einwenden, dass Kern sogar noch in seinen lichten Momenten verrückt war und dass Erich es zwar verstehen konnte, wenn Sarn sich aus Freundschaft und seines Versprechens wegen verpflichtet fühlte, aber er selbst fühlte sich in keiner Weise an Kern gebunden, wenn der verrückt spielte. Sarn war sein Lehrmeister und er befolgte seine Anweisungen, aber gefallen mussten sie ihm deshalb noch lange nicht.
    Erich schluckte seinen Ärger herunter, nickte knapp und wandte sich dann ab, um sich in seine Hängematte zu legen. Er hörte Sarn und den Halken noch eine Weile miteinander sprechen, ohne zu verstehen, was sie sagten, dann schlief er ein.
    Die Strömung trieb uns immer weiter vom Festland weg und der Regen verwandelte sich in den kommenden Tagen erst in Niesel, dann in Nebel. Fürs erste waren wir Chulak entkommen und auch wenn uns dieser Sieg die Reise selbst nicht erleichterte, verschaffte er den Hürnin doch ein klein wenig Befriedigung. So lange wir auf dem See waren, konnten sie sich ausruhen und mussten nicht fürchten von Chulak überfallen zu werden. Sie konnten sich nun aber auch in aller Ruhe um ihre Streitigkeiten kümmern.
    Erich versuchte nach dem Aufwachen herauszubekommen, wie die Front zwischen Sirr, Sarn und dem Halken stand. Warum war es so wichtig, wohin Sirr ging, oder was ihre Pläne waren? Sarn hatte seine Pläne schließlich auch verschwiegen. Und welchen Grund sollte sie gehabt haben, die Torfinsel vom Seerand loszumachen? Welchen Grund außer sie alle damit in Sicherheit zu

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