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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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sich wieder anzog. Obwohl sie ihn längst gesehen hatte, schien ihr das überhaupt nichts auszumachen und sie legte auch keine Eile an den Tag. Statt Unterwäsche, wie Erich sie kannte, wickelte sie sich sorgfältig eine lange weiße Stoffbahn um den Körper, die auf wundersame Weise an ihr haften blieb und warf sich danach ihren Umhang über, den sie mit einem Gürtel befestigte.
    Ohne ein Wort zu sagen, nickte sie Erich zu, als sie an ihm vorbei zu ihrer Wache ging und wies auf den Topf, der noch immer neben der Glut stand. Benommen ging er hin, um zumindest an dem Essen zu riechen, aber er hatte keinen Appetit. Der Halken würde sich darüber freuen, dass mehr für ihn übrig blieb.
    Doch Erichs Magen knurrte protestierend und er probierte einen Bissen, aber auch wenn der Eintopf nicht schlecht schmeckte, brachte er nicht mehr davon hinunter als ein paar zerkochte Brocken von irgendeiner Wurzel. Er rückte den Topf wieder neben dem Feuer zurecht und suchte sich dann die kleinere der beiden leeren Hängematten aus. Er versuchte möglichst elegant in das klamme Tuch hineinzugelangen und erst als er das nach ein paar Anläufen geschafft hatte, fragte er sich, ob es eine gute Idee war, seine feuchte Kleidung und die Schuhe anzubehalten. Er versuchte zu sehen, was Sarn und Kern gemacht hatten und fiel dabei fast wieder auf den Boden. Immerhin erinnerte er sich daran, dass die Kleidung der anderen über dem Feuer hing. Also entledigte sich auch Erich seiner Hosen und des weiten Oberhemds, um beides neben die anderen Kleidungsstücke zu hängen und stellte seine Schuhe schließlich vor die Glut des Feuers auf ein bereits getrocknetes Stück Holz. Dann suchte er sich ein langes Stück Stoff um sich darin einzuwickeln und schaffte es damit sogar wieder zurück in die Hängematte. Es war eine langwierige Prozedur eine Stellung zu finden in der er sich halbwegs entspannen konnte, ohne das Gefühl zu haben im nächsten Moment zu Boden zu fallen, aber das war noch nicht alles.
    Obwohl seine Augen vor Müdigkeit schmerzten, konnte er nicht schlafen, denn es war auch alles andere als einfach, sich in der Hängematte liegend in seine dünne Decke einzuwickeln und dann die ganzen Mückenstiche zu vergessen. Mit jeder heftigen Bewegung zogen die Bänder, die die Hängematte hielten, an den Baumstämmen und schüttelten schwere Wassertropfen aus den Zweigen. Außerdem wollten seine Füße einfach nicht mehr warm werden. Erich konnte nicht einschlafen, wenn er kalte Füße hatte und so zog er sie näher an sich heran, was ihn fast wieder aus der Matte geworfen hätte. Es erschien ihm beinahe unmöglich, dass er jemals in seinem Leben irgendwann eine Nacht durchgeschlafen hatte und wünschte sich sehnsüchtig den Schlaf herbei. Das war ein Problem, bei dem ich ihm leider nicht helfen konnte. Ich vermochte zwar seinen Körper zu bewegen, wenn er es erlaubte, aber ich konnte ihn nicht schlafen lassen. Aber er offensichtlich auch nicht.
    Als Erich einen Schatten am Feuer entdeckte und erkannte, dass es der Halken war, der sich über das restliche Essen hermachte, fragte er sich, ob er den Ork schon eine ganze Weile nicht bemerkt hatte, oder ob dieser wirklich jetzt erst von seiner Wache zurückgekommen war. Wenn das letztere zutraf, fragte er sich, was er in der Zwischenzeit so lange gemacht haben mochte. Aber auch Sirr war plötzlich neben dem Feuer aufgetaucht, ohne dass er mitbekommen hätte, woher sie gekommen war. Zwischen die immer wirrer werdenden Gedanken, die durch Erichs Kopf geisterten, schob sich nun immer wieder das Bild von Sirrs nacktem Körper und er wusste nicht so recht, was er damit anfangen sollte. Sie war nicht die erste nackte Frau, die er gesehen hatte und er hatte in Hornhus ein paar mal Träume gehabt, die mit ihnen zu tun hatten, aber Sirrs Körper war anders: weiß wie eine Statue und geschmeidig wie Ried, das sich im Wind biegt. Erich hätte ihre feinen Glieder stundenlang betrachten können ohne etwas anderes zu wollen als einfach nur zu schauen, so wie man eine lange Zeit in ein flackerndes Feuer schauen kann. Sie war schön, keine Frage, aber sie war irgendwie auch fremdartig.
    Mit ihrem Bild vor Augen schlief er schließlich doch noch ein. Er bekam schon nicht mehr ganz mit, wie der Halken sich seiner Stiefel und der Gase in seinem Darm entledigte, bevor er sich zufrieden seufzend in seine eigene Hängematte warf, aber er wusste, dass es nicht sehr lange her sein konnte, dass er eingeschlafen war, als er

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