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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Toten durchsucht. Es ist nicht einer unter ihnen, der kein Kat nimmt. Sie alle werden sterben.« Jetzt sah er Abu Dun an. »Wenn man es genau nimmt, dann haben wir schon gegen Tote gekämpft. Sie wussten es nur noch nicht.«
    »Streng genommen hast du ihnen sogar einen Gefallen getan«, spöttelte Abu Dun. »Du hast ihnen das Sterben erleichtert, nicht wahr? Wie überaus großzügig von dir!« »Wenn du es so sehen willst«, sagte Sharif ernst. »Dann bin ich ja beruhigt«, fuhr Abu Dun fort. »Wenn es bei mir so weit ist, dann werde ich mich vertrauensvoll an dich wenden. Du wirst mir doch gewiss denselben Freundschaftsdienst erweisen, oder?« »Warum so lange warten?«, fragte Sharif, warf dem Nubier aber das fast leere Säckchen zu, das er dem Toten abgenommen hatte. »Nimm das. Und wenn du noch einen Rat von mir annehmen willst, dann geh lieber etwas sparsamer damit um. Es kann eine Weile dauern, bis du deine Vorräte wieder auffüllen kannst.« »Wieso?«, fragte Abu Dun misstrauisch. »Aus demselben Grund, aus dem ich auch guten Mutes bin, den nächsten Kampf mit den Machdiji ebenfalls zu gewinnen«, antwortete Sharif. »Falls sie tatsächlich so dumm sind, sich noch einmal zum Kampf zu stellen. Kommt, Andrej!«
    Obwohl er Abu Dun mit diesen Worten praktisch ausgeladen hatte, schloss sich ihnen der Nubier an, genau wie vier von Sharifs Janitscharen. Der Hauptmann musste so gut wissen wie Andrej, wie wenig es ihm nutzen würde, wenn sich Abu Dun zu einer Unbesonnenheit hinreißen ließ. Seine Geste würde Abu Dun ganz gewiss zum Anlass nehmen, sich noch aggressiver zu verhalten. Allmählich verstand Andrej nicht mehr, was in die beiden so unterschiedlichen Männer gefahren war. Abu Duns Benehmen konnte er-zumindest zum Teil mit der verderblichen Wirkung des Kat erklären … aber Sharif? Ganz egal, was er auch gegen den Mann haben oder vorbringen mochte, dumm war er nicht. Er musste wissen, wie schädlich es in einer Lage wie ihrer war, den Nubier gegen sich aufzubringen. Und wie gefährlich. Wenn ihm auch nur der mindeste Grund dafür eingefallen wäre, er hätte geschworen, dass es Sharif einfach Spaß machte, ihn zu provozieren. Sharif bedeutete ihnen mit einer knappen Geste, vorsichtig zu sein. Als er einen Schritt zur Seite machte, gewahrte Andrej die ersten Stufen einer steinernen Treppe, die mit halsbrecherischem Gefälle in der Tiefe verschwand. Frisch aufgeworfener Sand verriet ihm, dass sie offensichtlich erst vor Kurzem ausgegraben worden war, und ein sonderbarer Geruch schlug ihm entgegen, fremdartig und alt und unmöglich zu beschreiben, aber unangenehm.
    »Und das ist also dein geheimer Hafen?«, murrte Abu Dun, nachdem er sich das zweite Mal den Schädel an der niedrigen Decke gestoßen hatte. »Er gehört nicht mir«, antwortete Sharif. Einer der Männer reichte ihm eine brennende Fackel, in deren unstetem Licht Andrej noch weniger zu erkennen meinte als zuvor. »Auch wenn man mich in gewissem Sinne vermutlich mit Fug und Recht als seinen Entdecker bezeichnen könnte. Er ist sehr alt. Vermutlich älter als die Königsgräber selbst. Kaum jemand weiß, dass es ihn überhaupt einmal gegeben hat, und noch weniger, dass er noch existiert.«
    »Wundert mich kein bisschen«, grummelte Abu Dun. Zu Andrejs Erleichterung verzichtete Sharif auf jedwede Erwiderung, sondern ging das letzte halbe Dutzend Stufen hinab und bückte sich durch eine niedrige Tür, die noch dazu so deformiert und von der Last der Jahrtausende niedergedrückt worden war, dass schon ihr bloßer Anblick reichte, ein vages Unbehagen in Andrej zu wecken. Erfolgte ihm trotzdem, richtete sich auf der anderen Seite wieder auf und schlug sich prompt den Kopf an der niedrigen Decke an. Zu seinem Ärger folgte ihm Abu Dun weitaus behutsamer und dachte auch nicht daran, sich ganz aufzurichten. Nicht einmal sein Turban berührte die niedrige Decke. Andrej warf seinem Freund einen missmutigen Blick zu, behielt aber jeden Kommentar für sich und sah sich stattdessen mit wachsendem Erstaunen um. Es war unmöglich zu sagen, welchem Zweck dieser Raum einmal gedient hatte, denn er war fast zur Hälfte mit Sand und Schutt gefüllt und in ebenso unwirkliche Schrägen gedrückt wie die Tür, durch die sie hereingekommen waren. Eine Handvoll halb heruntergebrannter Fackeln war in den Boden gerammt worden, die alles in blutfarbene Schatten tauchten und die Luft mit beißendem Qualm füllten, der augenblicklich zum Husten reizte und sich unter der Decke zu

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