Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi
anschließen?«, vermutete Andrej.
»Unserer Sache, nicht mir«, antwortete der Machdi kopfschüttelnd und fügte dann hinzu: »Ja.«
»Warum?«, wollte Andrej wissen.
»Weil ich weiß, wer ihr seid.«
»Wenn das wahr ist, dann solltest du auch wissen, dass wir uns in solche Dinge nicht einmischen«, sagte Andrej.
»Solche Dinge?« Wieder hob der Machdi kaum merklich die Hand, und Muridas Fackel beleuchtete nun einen anderen Teil der versteinerten Geschichte eines Volkes, das schon in Vergessenheit geraten war, bevor es in Andrejs Heimat überhaupt so etwas wie eine menschliche Zivilisation gegeben hatte. »Das hier war einmal das mächtigste Land der Welt, mein Freund. Ein Reich, das nahezu die gesamte bekannte Welt umfasste. Seine Herrscher waren fast so mächtig wie Götter. Wusstest du, dass es mehr als einen Pharao aus dem Volk deines schwarzen Freundes gab?«
Andrejs Blick folgte dem Tanz der roten Flammen und verharrte für einen Moment auf einem Bild, das eine hochgewachsene Gestalt mit dem typischen Kopfschmuck und Schlangenzepter eines ägyptischen Pharao zeigte.
Etwas an ihr war anders, aber es dauerte noch einen Moment, bis Andrej begriff, was.
»Die schwarzen Pharaonen, ja«, sagte er. »Ich habe davon gehört aber wir haben kein Interesse, danke.«
»Ich biete dir nicht an, Pharao zu werden«, sagte der Machdi ärgerlich. »Wenn ich der Meinung wäre, euch so leicht kaufen zu können, dann hätte ich dich nicht gerufen.« »Du täuschst dich trotzdem in uns«, sagte Andrej. »Wir sind nicht das, wofür du uns zu halten scheinst.« »Wofür halte ich euch denn?« »Möglicherweise für geduldiger, als wir sind«, sagte Andrej. »Wir mischen uns nicht ein.« »Wenn das so wäre, dann wärst du nicht nur nicht hier«, erwiderte die Schattengestalt, »sondern du wärst wirklich nicht der, für den ich dich gehalten habe. Aber ich pflege mich selten in Menschen zu täuschen.« »Irgendwann ist immer das erste Mal«, sagte Andrej. »Aber bewirkt ihr nicht schon allein dadurch eine Veränderung, dass es euch gibt?«, fragte der Machdi. »Vielleicht ist es ja nicht eure Absicht, euch einzumischende du es nennst. Aber das Schicksal fragt uns Menschen nicht immer nach unseren Wünschen. Ich weiß«, fügte er mit leicht erhobener Stimme hinzu, als Andrej aufbegehren wollte, und hob die Hand. »Du glaubst nicht an Gott oder die lenkende Macht des Schicksals, oder du redest es dir wenigstens ein. Aber ich tue es, und ich glaube, dass euch dieses Geschenk nicht ohne Grund gemacht worden ist.« »Welches Geschenk?.«
»Ich weiß, was ihr seid«, sagte der Machdi noch einmal. »Ich bin schon anderen wie euch begegnet und –« »Und du lebst noch?«, spöttelte Andrej. »– aber ihr seid etwas Besonderes«, fuhr die gesichtslose Gestalt unbeeindruckt fort. »Die anderen, die ich getroffen habe, wollten entweder Macht oder persönlichen Reichtum, meistens sogar beides. Manche haben der Welt den Rücken gekehrt und sich an Orte weit entfernt von den Menschen zurückgezogen, und wieder andere haben Imperien errichtet oder sind bei dem Versuch zugrunde gegangen. Ihr seid … anders.«
»Was vielleicht der Grund ist, dass wir noch leben«, sagte Andrej.
»Vielleicht«, bekannte der Machdi. »Aber vielleicht gehört ja auch das zu einem größeren Plan, in dem jeder von uns seine Rolle spielt. Ich weiß, was ihr seid und wozu ihr fähig seid, aber ich glaube nicht, dass euch das Geschenk, das euch so über die allermeisten anderen erhebt, nur gemacht worden ist, um euch ein längeres Leben zu geben oder einen stärkeren Schwertarm.« »Aber um genau den bittet ihr uns«, sagte Andrej »Weil ich ihn brauche«, antwortete der Machdi unerwartet heftig. »Ihr habt den Sultan kennengelernt, und ihr habt gesehen, was er der Welt und seinem eigenen Volk antut. Helft mir, diesen Tyrannen zu stürzen. Und wenn es nicht wegen der Menschen in diesem Land ist, dann aus Eigennutz. Ich muss dir nicht sagen, was auf dein Heimatland zukommt, wenn Süleyman ein neues Heer aufgestellt hat. Ihr habt ihn vor Wien geschlagen, aber er wird wiederkommen. Seine Pläne sind schon weiter gediehen, als die Mächtigen in deiner Heimat ahnen, und wenn er nicht auch noch den letzten seiner Generäle hinrichten lässt und durch irgendeinen Jasager aus den Reihen seiner Eunuchen ersetzt, dann wird Wien im nächsten Jahr fallen und im Jahr darauf der Rest von dem, was ihr das Abendland nennt.«
Andrej setzte zu einer Antwort an, doch in
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