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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unterwegs, die jeden misstrauisch beäugten oder sich auch dann und wann einen Mann herausgriffen, um ihn peinlich zu verhören oder auch gleich wegzubringen.
    Obwohl sie sich unauffällig verhielten und selbst Abu Dun seinen geliebten Turban abgesetzt hatte, um seine enorme Größe, wenn auch notdürftig, zu verbergen, hätten sie es ohne die alte Frau vermutlich gar nicht geschafft.
    Einmal trat sie sogar auf einen Soldaten zu, umso lange auf ihn einzureden, bis er sie mit einer genervten Geste passieren ließ, doch den größten Teil des Weges führte sie sie unbehelligt durch schmale Gässchen, enge Häuser und winzige Hinterhöfe.
    Sie waren in der Nähe des Hafens, als sie endlich stehen blieb und die Hand hob, um ihnen zu verstehen zu geben, dass ihr Teil des Weges hierzu Ende war. Sehen konnten sie das Wasser noch nicht, aber riechen. Weit entfernt schrie eine Möwe, der noch nicht aufgefallen zu sein schien, dass die Sonne schon vor Stunden untergegangen war. Abu Dun hob den Kopf und sah stirnrunzelnd in ihre Richtung, während er seinen Turban wieder aufsetzte.
    »Ihr wartet hier«, sagte die alte Frau. »Jemand wird kommen und sich um euch kümmern.«.
    Andrej fiel plötzlich auf, dass er sich nicht einmal nach ihrem Namen erkundigt hatte, aber es jetzt nachzuholen, wäre ihm unpassend erschienen.
    »Ich danke dir«, sagte er stattdessen nur. »Du bist ein großes Risiko für uns eingegangen.«
    Die Alte hatte sich schon halb abgewandt, um zu gehen, blieb jetzt aber noch einmal stehen und maß ihn mit einem verächtlichen Blick. »Das habe ich bestimmt nicht für dich getan, Ungläubiger«, spie sie schon fast hervor. »Der Machdi beschützt die, die ihm treu ergeben sind. Auch«, fügte sie etwas leiser und mit einem Blick in Muridas Richtung hinzu, »wenn es manche vielleicht nicht verdient haben.«
    Damit ging sie und ließ eine reichlich verdutzte Murida und einen breit grinsenden Abu Dun zurück. Andrej sah ihr nach, bis sie in der Nacht verschwunden war, und wandte sich dann mit fragendem Blick an Murida. »Und du kennst sie wirklich nicht?«
    »Ich habe sie nie gesehen. Aber es ist wohl so, wie sie sagte. Die Leute des Machdi geben aufeinander acht.«
    In ihrer Stimme war vielleicht eine Spur mehr Zufriedenheit, als Andrej angemessen schien, doch in diesem Moment erscholl der Schrei der Möwe noch einmal, und Abu Dun sagte: »Wir sollten unsere neuen Freunde nicht warten lassen, bevor sich das arme Tier da noch die Kehle wund brüllt.«
    Die Möwe war keine Möwe, wie Andrej nun auch hörte, sondern jemand, der den Ruf eines solchen Tieres-fast perfekt nachzuahmen verstand.
    »Welche Freunde?«, fragte Murida.
    »Die, die dort drüben stehen und uns beobachten«, sagte Abu Dun und zeigte auf die Schatten auf der anderen Straßenseite. Zwar waren sie so tief, dass selbst seine scharfen Augen dort nichts sehen konnten, doch er hörte sie; genau wie Andrej, der jetzt noch die Herzschläge zweier weiterer Männer identifizierte, die sich ihnen aus der anderen Richtung näherten.
    Bevor Murida antworten konnte, raschelte etwas, und die beiden in schmucklose Gewänder gehüllten Männer gaben ihr Versteck im Schatten auf und kamen zu ihnen. Das Gesicht des einen kannte Andrej. Er hatte es erst am Morgen gesehen, in der Reihe der Männer, die auf ihre Hinrichtung warteten.
    »So sieht man sich wieder«, sagte Abu Dun fröhlich.
    Die Antwort bestand nur aus einem verächtlichen Blick des Machdiji und einer knappen Geste, die wohl den Männern galt, die sich ihnen von hinten näherten. Sie gaben sich keine sonderliche Mühe, leise zu sein.
    »Komm her!« Der Machdiji winkte sie heran, doch Murida sah ihn misstrauisch an und wich einige Schritte zurück, als wollte sie an Abu Duns Seite Schutz suchen.
    »Wer bist du?«, fragte sie.
    »Jemand, der es besser mit dir meint, als du es eigentlich verdient hast«, sagte der Machdiji. »Und der im Moment nicht besonders geduldig ist. Der Sultan ist ein wenig nervös nach dem, was deine beiden Freunde heute Morgen getan haben. Willst du hier warten, bis seine Soldaten hier sind und dich wieder mitnehmen?«
    »Du hast eine sonderbare Art, dich zu bedanken«, sagte Andrej. »Du wärst jetzt auch tot, wenn wir nicht geflohen wären.«
    »Und das ist auch der Grund, aus dem ihr, du und dein großer Freund, überhaupt noch am Leben seid«, antwortete der Mann. »Übertreib es lieber nicht. Auch meine Dankbarkeit hat Grenzen.«
    »Dann wollen wir sie auch nicht über die

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