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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Überraschung, vielleicht auch Entrüstung. Sie versuchte erneut, den Kreis der Soldaten zu durchbrechen, und gab es diesmal von sich aus auf, um sich nicht selbst an den Speeren aufzuspießen, die sich nicht um einen Fingerbreit senkten. »Ja, ich erinnere mich gerade wieder daran, warum ich Euch den Tod geschworen habe«, sagte der Machdi, immer noch ohne eine Spur von Furchtoderauch nur Nervosität, allenfalls wirkte er ein bisschen angespannt. »Mit Schwüren sollte man vorsichtig sein«, antwortete Süleyman. »Vor allem, wenn die Gefahr besteht, dass man sie nicht halten kann.« Sein Blick suchte kurz den seiner Tochter und richtete sich dann auf Andrej. »Ich muss mich bei Euch und Eurem Freund bedanken, Andrej. Das habt Ihr ausgezeichnet gemacht. Ich wollte, ich hätte mehr Männer wie Euch in meinen Diensten.« Ergab Sharif einen Wink. »Tötet sie! Alle!« Andrej warf sich im gleichen Augenblick zur Seite, indem auch Abu Dun in einer schwerfällig anmutenden, aber unglaublich schnellen Pirouette herumwirbelte, und dann passierte alles gleichzeitig und so rasend schnell, dass nicht einmal er ganz genau sagen konnte, was wie und in welcher Reihenfolge geschah. Zwei, drei Musketen entluden sich zur selben Zeit und mit gewaltigem Krachen, das von den Wänden gebrochen und vielfach verstärkt zurückgeworfen wurde. Pulverdampf und Rauch schienen mit einem Mal einfach überall zu sein. Eine Kugel streifte die Schulter des Ersten und riss ihn zwar herum, fetzte aber nur Stoff und etwas Haut aus seinem Oberarm. Sein breitschultriger Kamerad hatte weniger Glück. Genau wie Abu Dun hatte ersieh indem Wissen geduckt, allein durch seine Größe zu den bevorzugten Zielen der Janitscharen zu gehören, und genau wie er war er den (überraschend wenigen) Schüssen, die sie abgefeuert hatten, ausgewichen. Es gelang ihm sogar noch, seinen gewaltigen Krummsäbel zu schwingen und das Schild eines der Krieger zu zertrümmern – zusammen mit dem Arm, wie der gellende Schmerzensschrei des Mannes bewies. Doch dann bohrten sich gleich drei Speerspitzen in seinen Leib und seine Seite, und erbrach mit einem qualvollen Grunzen in die Knie. Ein weiterer Musketenschuss knallte, und kaum eine Handbreit vor Andrejs Gesicht spritzten Funken und Steinsplitter aus dem Mosaikboden, dann war er herumgesprungen und endlich wieder auf den Füßen, sah etwas Goldblitzendes auf sich zufliegen und fing es ganz instinktiv auf, ehe er begriff, dass es der Saif war, den der Machdi ihm zugeworfen hatte.
    Statt sich zu wundern, nutzte Andrej den Säbel lieber, um einen gemeinen Speerstoß nach seinem Gesicht abzuwehren, revanchierte sich mit einem geraden Stich auf dasselbe Ziel und schwang die Waffe noch in der Rückwärtsbewegung herum, um den Kolbenstoß eines Janitscharen zu parieren, dem es irgendwie gelungen war, an Abu Dun und Hadschi vorbeizukommen – was er wohl gleich darauf bedauerte, als die Hälfte seiner Waffe zu Boden fiel, zusammen mit den Fingern, die sie gehalten hatten.
    Mit einem Fußtritt schleuderte er den Mann dergestalt zurück, dass er in die Reihe der Krieger torkelte und sich selbst aufspießte, wobei er auch gleich zwei oder drei mit sich von den Füßen riss, fuhr herum und sah nicht nur, dass Abu Dun sich inzwischen der Waffe des getöteten Leibwächters bemächtigt hatte (und sie mit sichtlicher Begeisterung an Süleymans Kriegern ausprobierte), sondern auch, dass Hadschi wohl doch mehr war als ein Großmaul und Angeber, denn er schwang seinen Säbel mit erstaunlichem Geschick und kraftvoll genug, um sich seine Gegner zumindest für den Moment vom Leib zu halten. Und dasselbe galt für den Machdi. Durch seine teuren Kleider, die gepflegten Finger mit den kostbaren Ringen und seinen gesamten Habitus ähnelte er eher einem Mann wie Süleyman, doch er schwang seinen Säbel mit den wuchtigen Bewegungen und der knappen Effizienz eines Kriegers und hatte bereits einen von Süleymans Soldaten niedergestreckt, auch wenn er selbst aus einer hässlichen Schnittwunde an der Seite blutete.
    Dennoch hätten sie vermutlich keine Chance gehabt, wären sie allein gewesen; aber das waren sie nicht. Einer der beiden alten Männer, die er in Omars Begleitung gesehen hatte, lag mit ausgebreiteten Armen auf dem Bauch, ein rauchendes Loch genau zwischen den Schulterblättern, der andere war verschwunden. Plötzlich waren die Gläubigen und Arbeiter wieder da, die eben ihr Heil in der Flucht gesucht hatten. Waffen blitzten in Händen, die

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