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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er Euer Schiff auch wieder heil bis hierher zurückbringen, also wird es wohl auch in seinem Sinne sein, nicht allzu viele Beschädigungen daran zu verursachen.« Ein bemühtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, das nicht länger als einen Lidschlag dauerte. »Wie ich Euch einschätze, Capitan, müsste er sonst mit der einen oder anderen … Beschädigung … seiner eigenen Person rechnen.« Fernandes sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an, blickte dann lange zum Bug und genauso lange zum Heck des Schiffes und starrte schließlich wieder Sharif an. Er schwieg.
    »Ich schlage vor, dass wir uns jetzt alle ein wenig beruhigen und abwarten, bis wir die Insel erreicht haben«, sagte Sharif.
    Abu Dun funkelte ihn an. Fernandes presste die Lippen zu einem fast blutleeren Strich zusammen, und auch Andrej blickte ihn schweigend an, und obwohl Sharif zweifellos ein äußerst willensstarker Mann war, vergingen nur wenige Augenblicke, bis ersieh mit einem Ruck herumdrehte und nach vorne sah, zum Bug des Schiffes hin, dem Lotsen, der seinen Platz wieder eingenommen hatte, und der bewaldeten Insel, die ihr Ziel war.

Kapitel 13
    Gut die Hälfte der Stundenfrist, von der Sharif gesprochen hatte, verstrich, ohne dass auf dem Achterdeck auch nur ein einziges Wort gesprochen wurde, sah man von den knappen Anweisungen ab, die Fernandes dem Mann am Ruder gab. Die Sonne sank und stand nur noch zwei Finger breit über dem jenseitigen Ufer des Nil, von dem die Menschen in einer längst vergangenen Zeit geglaubt hatten, es gehörte bereits zum Land der Toten und Wiedergänger. Als Abu Dun schließlich das unbehagliche Schweigen brach, tat er es mit Worten, die Andrej lieber nicht gehört hätte.
    »Siehst du es auch?«, fragte der Nubier. Andrej nickte wortlos. Er hatte die verräterische Bewegung schon vor einer guten Minute wahrgenommen und wunderte sich fast ein bisschen, dass Abu Dun sie erst jetzt zu bemerken schien, denn eigentlich waren die Sinne des Nubiers sogar noch eine Winzigkeit schärfer als seine eigenen. Wieder keimte die Sorge in ihm auf, doch dann sagte er sich, dass sein Misstrauen übertrieben war, und strengte die scharfen Augen an, um weitere Einzelheiten zu erkennen.
    Die Männer dort drüben verstanden ihr Geschäft, das musste man ihnen lassen. Es mussten ein Dutzend sein -ein Dutzend, das er gesehen hatte, was rein gar nichts über ihre tatsächliche Anzahl aussagte. Die war, vermutete er, weitaus größer. Selbst er musste sich anstrengen, um sie in ihren dunklen Gewändern zwischen dem dicht wachsenden Schilf zu entdecken. Immerhin konnte er erkennen, dass sie Waffen trugen, und mindestens zwei auch einen Helm anstelle eines Turbans oder einer anderen Kopfbedeckung. Sie hatten dunkle Tücher darum gewickelt, damit sich das Sonnenlicht nicht verräterisch darin spiegelte. Und da war noch etwas, das er nicht genau erkennen konnte, aber es war groß -vermutlich ein Boot.
    »Weißt du, was Janitscharen und Krokodile gemein haben, Hexenmeister?«, fuhr Abu Dun fort, gerade so laut, dass Sharif die Worte verstehen musste, ohne sicher zu sein, dass er es auch sollte. Eines der Krokodile links von ihnen hob träge den gepanzerten Schädel und sah dem vorübergleitenden Schiff nach, als wäre es ganz gespannt auf die Antwort. Andrej tat Abu Dun den Gefallen und schüttelte den Kopf.
    »Sie sind immer da, wenn man sie nicht brauchen kann, und nie, wenn sie mal zu etwas gut wären.« Den Gefallen, darüber zu lächeln, tat Andrej ihm nicht, doch Fernandes’ Mundwinkel zuckten verdächtig, und Sharif schoss einen wütenden Blick in seine Richtung ab, den Abu Dun einige Momente lang ganz unverhohlen genoss.
    Dann seufzte er sehr tief und deutete auf die Insel, von der sie jetzt vielleicht noch eine Viertelmeile entfernt waren.
    »Wenn es mir nicht zutiefst zuwider wäre zu sagen:
    Ich habe es ja gesagt, dann würde ich es jetzt tun. Aber es wäre ein kleinlicher Triumph.«
    Jetzt sah Sharif noch zorniger aus, aber Fernandes blickte einen Moment lang nach vorn, die Augen angestrengt zusammengekniffen, und streckte dann fordernd die Hand aus.
    »Was soll das heißen?«, fragte Sharif, während einer der Matrosen Fernandes wortlos ein bereits auseinandergezogenes Fernglas aus poliertem Messing reichte.
    »Dass dort vorne Männer sind«, antwortete Andrej, bevor Abu Dun es mit anderen Worten tun und noch ein bisschen Öl ins Feuer gießen konnte.
    Sharif sah einen Moment lang zur Insel hin, aber mit seinen normalen Augen war

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