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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aber er hatte in den zurückliegenden Tagen mehr als einmal erlebt, wie schnell und radikal seine Stimmung umschlagen konnte. Er überlegte, ihm zu folgen, entschied sich aber dann dagegen.
    »Ihr seid ein sonderbares Paar«, sagte Fernandes kopfschüttelnd.
    Wenn du wüsstest, wie sonderbar!, dachte Andrej, behielt diese Antwort aber wohlweislich für sich. Fernandes hätte ihm wohl auch gar nicht zugehört, denn der Lotse gab ihm gestikulierend weitere Anweisungen, die ersetzt mit gesenkter Stimme – an den Mann am Ruder weitergab. Trotz seiner Größe und der daraus resultierenden vermeintlichen Schwerfälligkeit reagierte das Schiff beinahe augenblicklich, wenn auch vielleicht nicht so, wie Andrej es sich gewünscht hätte. Statt der Flussmitte näherten sie sich noch weiter dem Ufer und den im Schilf liegenden Krokodilen und damit vielleicht auch möglichen Sandbänken oder anderen Hindernissen, die unter den trügerischen braunen Fluten lauern mochten. Andrej verbot sich jeden Kommentar, aber er sah Fernandes an, dass ihm dieser Kurswechsel ebenso wenig gefiel.
    Sein Blick suchte Abu Dun, der den Lotsen mittlerweile erreicht hatte und heftig gestikulierend mit ihm zu reden begann. Nicht einmal seine Ohren waren scharf genug, um die Worte zu verstehen, aber es sah nicht nach einer freundschaftlichen Unterhaltung aus. Er konnte nur hoffen, dass Abu Dun nichts Unbedachtes tat. Vielleicht nur, um sich auf andere Gedanken zu bringen, riss er seinen Blick von den beiden heftig gestikulierenden Gestalten los und sah zum Ufer hinüber. Palmen und ganze Wälder aus dicht wachsendem Schilf säumten das schlammige Band und gaben den hungrigen Krokodilen Deckung. Es war schwer zu glauben, dass das gewaltige Land dahinter zum allergrößten Teil aus lebensfeindlicher Wüste bestehen sollte. Andrej gewahrte mehr als eine Gestalt, die mit offenem Mund am Uferstand und das riesige Schiff anstarrte, das in diesen Gewässern so rein gar nichts zu suchen hatte. Wahrscheinlich hatten sie so etwas noch nie zuvor gesehen, dachte er, und mit derselben Wahrscheinlichkeit würden sie es auch nie wieder zu Gesicht bekommen. Einmal darauf aufmerksam geworden, fielen ihm mehr und mehr Neugierige auf, die aus einiger Entfernung herangekommen waren, um den bizarren Anblick zu bewundern, und sogar ein kleiner Trupp Kamelreiter, der sich in raschem Tempo näherte. Die Neuigkeit von dem Wahnsinnigen, der offensichtlich herausfinden wollte, wie lange es dauerte, ein hochseetüchtiges Schiff in den Grund des Nil zu rammen, schien sich schnell herumgesprochen zu haben. Und offensichtlich nicht nur am Ufer.
    Nachdenklich wandte er sich in die entgegengesetzte Richtung und suchte den Fluss ab. Ein kleiner Schwärm dreieckiger weißer Segel folgte ihnen, und er hatte das Gefühl, dass etliche der kleinen Daus langsamer fuhren, als sie es gekonnt hätten. Vielleicht waren die Kapitäne dieser kleinen Boote noch fassungsloser, den schwimmenden Koloss zu sehen, als die Landratten am Ufer.
    Oder redete er sich das nur ein? Der Gedanke schürte sein Misstrauen, und er machte auch keinen Hehl daraus, als er sich wieder zu Fernandes umdrehte.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte er.
    »Wem gefällt es schon, vom Rest der Welt angestarrt und für verrückt gehalten zu werden?«, pflichtete ihm Fernandes bei, doch Andrej schüttelte nur den Kopf. »Das meine ich nicht«, antwortete er. »Ich frage mich, ob hier immer ein so reger Verkehr herrscht.«
    »Ihr fürchtet einen Angriff?« Fernandes sah ebenfalls zu der kleinen Flotte aus Daus hin, machte aber dann eine verneinende Geste. »Welchen Sinn sollte das haben? Wir sind Händler, die mit niemandem Streit haben, schon gar nicht mit diesem Machdi und seinen Anhängern. Und selbst wenn, wäre ein Angriff hier und jetzt einfach nur dumm. Die Elisa ist kein Kriegsschiff, aber im Vergleich zu diesen Nussschalen ist sie dennoch eine schwimmende Festung.«
    Er machte eine Bewegung auf die Karronade hinter sich, dann zum Bug hin. »Wir haben zwei Kanonen an Bord, dazu hundert Janitscharen mit Gewehren … und auch meine Mannschaft weiß sich ihrer Haut zu wehren, wenn es sein muss, glaubt mir. Wenn sie Sharif und seine Männer erledigen wollen, dann können sie das an Land weitaus bequemer, meint Ihr nicht auch?«
    Das alles war logisch und stimmte auch zweifellos, aber es beruhigte Andrej nicht im Mindesten. Er war einfach zu oft in einer Situation wie dieser gewesen, um nicht zu wissen, wenn etwas nicht so war,

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