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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wie es den Anschein hatte.
    Seine Hand strich über den Griff des kostbaren Saif an seiner Seite, ohne dass ersieh der Bewegung bewusst gewesen wäre. Fernandes entging sie jedoch keineswegs.
    »Ihr seid ziemlich nervös«, sagte er.
    »Beinahe so nervös wie Ihr und Eure Mannschaft«, gab Andrej zurück.
    »Das ist wahr«, sagte Fernandes gelassen. »Aber die Gründe für die Nervosität meiner Männer kenne ich. Der eine ist, dass sie zweifellos der Meinung sind, ihr Kapitän hätte den Verstand verloren und wollte sich und sie alle umbringen.«
    »Und der andere?«, fragte Andrej, und sei es nur, weil Fernandes es so offensichtlich von ihm erwartete. »Genau genommen sind es sogar zwei«, sagte der Kapitän. »Der eine steht vor mir und versucht mit wenig Erfolg, den Dummkopf zuspielen, der nicht versteht, was ich sage, und der andere steht vorne am Bug und macht einen Mann nervös, in dessen Händen das Schicksal meines Schiffes liegt … was wiederum mich nervös macht.«
    Nun musste Andrej gegen seinen Willen lächeln, doch das Lächeln verging ihm sofort wieder, als Fernandes weitersprach. »Im Ernst, Andrej. Ihr macht meinen Männern Angst. Auch wenn ich es wohl spätestens dann bedauern werde, wenn ich meine Kabine wieder beziehe, wäre es mir trotzdem fast lieber, wenn ihr für den Rest der Fahrt unter Deck bliebet. Sie wird ohnehin nicht mehr lange dauern … und vielleicht noch nicht einmal so lange, wie ich bis jetzt geglaubt habe, wenn ich es mir recht überlege.«
    Den letzten Satz hatte er in verändertem Ton ausgesprochen, und als Andrej den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, hätte ersieh im Grunde gar nicht mehr herumdrehen müssen, um zu wissen, was er erblicken würde. Er tat es trotzdem.
    Abu Dun kam nicht nur mit schnellen Schritten über das Deck zurück, sondern scheuchte auch eine zweite und deutlich kleinere Gestalt vor sich her, die zwar lautstark protestierte, zugleich aber auch klug genug war, sich nicht allzu viele freundliche Stupser von seinen Fäusten einzuhandeln.
    »Es fällt mir immer noch schwer, die Gesichter dieser Muselmanen auseinanderzuhalten, selbst nach all den Jahren«, sagte Fernandes gespielt nachdenklich, »aber es kommt mir so vor, als wäre das da unser Lotse.« »Wahrscheinlich will Euch Abu Dun nur einen Weg abnehmen«, sagte Andrej. »Sagtet Ihr nicht etwas von kielholen lassen?«
    »Wenn mein Schiff auf Grund läuft, weil der Lotse nicht auf seinem Posten ist, dann wird jemand kielgeholt«, versprach Fernandes grimmig. Er deutete nach vorne. »Und zwar von da« -jetzt wies sein Daumen über die Schulter zurück – »nach dort.« Auch wenn Andrej ein Grinsen unterdrücken musste, beunruhigte ihn das, was Abu Dun tat. Denn derweil hatten die Ruderer unter Deck ihre Arbeit eingestellt, sodass sich die Elisa schon kaum noch bewegte. In einem Moment wie diesem gehörte ein Lotse auf seinen Posten, ganz egal wie gut oder schlecht er war. Außer ihm war wohl mindestens noch eine weitere Person an Bord dieser Meinung, denn auch Hauptmann Sharif war inzwischen auf die absurde Szene aufmerksam geworden und vertrat dem Nubier kurzerhand den Weg -oder versuchte es zumindest.
    Einen kurzen Augenblick lang sah es tatsächlich so aus, als würde der Nubier auch ihn einfach wegstoßen, und es entspann sich ein kurzer, aber von heftigem Gestikulieren und Gefuchtel begleiteter Disput. Schließlich schob Abu Dun Sharif tatsächlich aus dem Weg, versetzte dem unglückseligen Lotsen aber zugleich einen Stoß mit der flachen Hand, der ihn ungeschickt drei Schritte zurückstolpern hieß, bevor er mit heftig rudernden Armen den Kampf gegen die Schwerkraft verlor und unter dem schadenfrohen Gelächter der Decksmannschaft auf dem Hosenboden landete. Fernandes seufzte. Sehr tief.
    Der Janitscharenhauptmann schloss sich Abu Dun an, als dieser seinen Weg fortsetzte, gefolgt von vier seiner Männer, die ihre Gewehre unter den Mänteln hervorgezogen hatten. Über mangelnden Respekt schien sich Abu Dun jedenfalls nicht beklagen zu können. Wohl aber über einen Mangel an Vernunft. Oder Selbstbeherrschung.
    Sharif gebot seinen Männern jedoch mit einer knappen Geste zurückzubleiben, während er dicht hinter Abu Dun die kurze Treppe zum Achterdeck heraufstürmte. Fernandes empfing den Nubier mit finsteren Blicken und der geblafften Frage: »Was zum Teufel war da los?« »Das solltet Ihr besser Euren Lotsen fragen, Capitan« antwortete Abu Dun. »Und vielleicht ein wenig sorgsamer in der Auswahl

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