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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er im Nachteil und konnte dort nichts weiter als grüne und braune Schatten wahrnehmen.
    »Der Schwarze hat recht«, sagte Fernandes, indem er das Fernrohr mit einem mehrfachen metallischen Klicken wieder zusammenschob und es Sharif reichte. »Da sind Männer im Schilf, die uns beobachten.«
    »Würdet Ihr das nicht auch tun, an ihrer Stelle?«, fragte Sharif. Er brach sich fast die Fingernägel ab in dem Bemühen, das Fernrohr wieder auseinanderzuziehen.
    »Vermutlich haben sie noch nie ein Schiff wie dieses gesehen.«
    »Vor allem nicht hier«, sagte Fernandes mit besorgter Miene. »Aber sie scheinen bewaffnet zu sein.«
    »Hier ist jeder bewaffnet«, antwortete Sharif. Endlich konnte er das Messingrohr ans Auge setzen und sah nun ebenfalls zur Insel hin. Andrej versuchte in seinem Gesicht zu lesen, doch es gelang ihm nicht.
    »Ja, da scheinen tatsächlich ein paar Männer zu sein«, sagte er schließlich. »Wahrscheinlich nur ein paar Fischer.«
    »Und warum verstecken sie sich, wenn es nur ein paar harmlose Fischer sind?«, fragte Abu Dun.
    »Sie werden dich wohl gesehen haben«, knurrte Sharif. Er setzte das Fernrohr ab und schob es ebenso ungeschickt zusammen, wie er es gerade auseinandergezogen hatte.
    Fernandes nahm ihm das kostbare Instrument ab, bevor er es vollkommen ruinieren konnte.
    »Mir gefällt das trotzdem nicht«, sagte er. »Vielleicht sollten wir hier ankern und die Nacht abwarten.«
    »Das kann ich nicht zulassen, Capitan« ‚sagte Sharif ernst.
    »Das mag sein, aber dies hier ist immer noch mein Schiff –«
    »Auf dem sich einhundert bewaffnete Männer befinden«, erinnerte ihn Sharif. »Es gibt keinen Grund, ein paar verirrte Fischer mit rostigen Schwertern und ein paar alten Flinten zu fürchten.«
    »– und ich bin immer noch der Kapitän, ganz gleich, ob Ihr es nun gemietet oder mich mit Gewalt gezwungen habt, Eure Soldaten zu transportieren«, schloss Fernandes unbeeindruckt.
    In Sharifs Augen blitzte es für einen kurzen Moment wütend auf, doch statt des erwarteten Zornausbruchs zwang er sich - nicht nur zu Andrejs Überraschung – zu einem widerwilligen Nicken. »Ein wenig Vorsicht hat noch niemandem geschadet«, sagte er. »Ich werde mit dem Lotsen reden. Vielleicht kann er uns sagen, wer diese Männer sind.«
    Ergab einem der Soldaten, die noch immer unten an der Treppe standen, einen Wink. Sofort eilte der zum Bug, um den Lotsen zu holen. Sharif wartete, bis er außer Hörweite war, dann fragte er: »Weiß Eure Mannschaft eigentlich, dass ihr Kapitän ein Feigling ist, Capitan?«
    »Ja«, antwortete Fernandes. »Aber sie weiß auch, dass es sehr viel mehr lebendige Feiglinge als lebende Helden gibt.«
    Abu Dun lachte, doch Andrej wandte sich nur kopfschüttelnd um und sah noch einmal zu der kleinen Insel hin. Das Schiff hatte inzwischen noch weiter an Schwung verloren und war fast zum Stillstand gekommen, obwohl Fernandes nicht den Befehl dazu gegeben hatte. Dieses Schiff schien wirklich über eine ausgezeichnete Mannschaft zu verfügen.
    Er sah zum Ufer hin, dann zur Flussmitte und anschließend noch einmal zum Ufer … und schließlich fragte ersieh, wie lange er schon mit Blindheit geschlagen war und ob die Machdiji vielleicht doch über finstere Zauberkräfte geboten, die seinen Verstand benebelten und seinen Blick für das Offensichtliche trübten.
    »Vielleicht wäre jetzt der richtige Moment, Eure Männer eine kleine Übung abhalten zu lassen, Hauptmann«, sagte er.
    Sharif unterbrach sein albernes Gezänk mit dem Kapitän und wandte sich dem neuen, dankbareren Opfer zu, das sich noch dazu freiwillig gemeldet hatte. Doch dann schien er etwas in Andrejs Gesicht zu erkennen und wurde ernst.
    »Wo?«, fragte er knapp.
    Andrej deutete auf die Kamelreiter, die im Lauf der zurückliegenden halben Stunde herangekommen waren und in einer langen Reihe am Ufer Aufstellung genommen hatten, von wo aus sie das Schiff reglos anzustarren schienen. »Dort.« Er drehte sich halb um, um auf das gute Dutzend kleiner Daus zu deuten, das dem Schiff nach wie vor folgte, wie ein Rudel Haie einem verletzten Wal, der zum Sterben an die Wasseroberfläche gekommen ist.
    Dann machte er noch eine Kopfbewegung nach vorne.
    »Und dort.«
    Es gab zweifellos eine Menge, was man gegen Sharif sagen konnte, aber dass er dumm war, gehörte nicht dazu.
    Einmal darauf aufmerksam gemacht, konnte auch er nicht mehr übersehen, dass die Falle, von der Abu Dun schon vor einer Stunde geunkt hatte, längst

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