Die Chronik der Verborgenen 01 - Geliebte Blutrose
Mitleid und Sorge in mir ausgelöst hatten. Aber sie ist mir unter die Haut gegangen, in mehr als einer Hinsicht. Ihre zarte engelhafte Schönheit, die jetzt ohne diese billige Aufmachung noch reizvoller ist, ist natürlich anziehend, aber das alleine hätte nicht gereicht, um meine Prinzipien über Bord zu werfen. Es war etwas in ihren Augen gewesen, für einen Moment dort auf der Straße, hatte sie mich mit einem Blick angesehen, der viel älter und reifer war, als er hätte sein sollen. Ein Blick, der mich bis in die Seele getroffen hatte, und dort eine Stelle berührt hat, die seit Ambers Verrat kalt und leer ist. Liebe auf den ersten Blick? Nach Amber glaube ich nicht mehr daran, aber irgendetwas ist zwischen diesem Mädchen und mir, aber ich habe versucht es zu verdrängen, sie ist viel zu jung für mich. Aber jetzt stellt sich heraus, dass sie vielleicht gar nicht mehr so jung ist, aber dafür ein Vampir, und zwar einer der jetzt in meiner Obhut ist. Ich hoffe inständig bei ihr Erfolg zu haben, denn ich bin mir selbst gegenüber ehrlich genug um zuzugeben, dass es mich umbringen würde, ihr etwas antun zu müssen. Mein Blick streift über die Sachen, die ich zusammengesucht habe, ein Blutbeutel für ihren Hunger und etwas Lektüre, um ihr die Zeit zu vertreiben, sie soll sich schließlich nicht wie im Kerker fühlen. Ich zögere, als ich die Hand nach den Jugendzeitschriften ausstrecke, wenn sie nun doch älter ist? „Dann ist sie trotzdem für dich tabu du Idiot, du kannst nichts mit ihr anfangen, solange sie nicht clean von der Blutgier ist. Und außerdem hasst sie dich wahrscheinlich, weil du sie eingefangen hast“, verhöhnt mich meine innere Stimme, fast trotzig packe ich die Zeitschriften ein, schließlich könnte sie ja genauso gut ein Frischling sein, und damit wirklich ein Teenager. Auf dem Weg zum Keller verfluche ich das Schicksal, warum muss es mir ausgerechnet jetzt jemand schicken der mein totes Herz wieder zum Leben erweckt, und dann ausgerechnet noch jemand den ich wohl nie haben kann.
3.Kapitel
Rose
Der Morgen hatte schon fast gegraut, als er mich hier angekettet hatte und dann verschwunden war. Das Wir tagsüber in todesähnlichen Schlaf fallen ist eine Erfindung der Literatur, in Wahrheit sind wir absolut wach, wir können nur nicht raus, weil uns draußen die Sonne grillen würde. Zum Glück ist das einzige Fenster abgedunkelt, er hat das Kreuz mitgenommen also kann ich mich wieder bewegen. Aber ich werde nicht noch mal durch Leichtsinn meine Lage verschlimmern, also zwinge ich mich, erst mal Informationen zu sammeln. Der Raum ist beinahe stockdunkel, aber das ist kein Hindernis für meine nachtsichtigen Augen. Ich lasse meinen Blick durch den Raum wandern und suche nach Gefahren oder Chancen. Der Raum ist durchschnittlich groß, so ca zwanzig Quadratmeter schätze ich. Die Wände sind gemauert aber unverputzt, der Boden besteht auch aus Steinen. Abgesehen von meinen Ketten befinden sich ein kleiner Tisch, zwei Sessel und ein altes Sofa im Raum. An der Decke baumelt eine einzelne Glückbirne, die Tür scheint aus massivem Holz zu sein. Meine beste Chance ist wohl bei Einbruch der Nacht das Fenster einzuschlagen und zu verschwinden, aber erst mal muss ich aus diesen Ketten raus. Ich hänge an insgesamt vier Ketten. Zwei sind in Bodennähe in der Wand verankert und hindern meine Füße daran sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Die anderen zwei sind über meinem Kopf montiert, sodass meine Arme ausgestreckt nach oben an der Wand festhängen. Ich bin zu fest an die Wand gefesselt, um die Ketten untersuchen zu können. Eigenartigerweise sind sie innen mit weichem Stoff ausgekleidet. Da für raffinierte Ausbruchsmanöver schlicht und einfach die Bewegungsfreiheit fehlt, entschließe ich mich für brutale Gewalt. Ich reiße kräftig an den Ketten über meinem Kopf. Die Steine knirschen aber die verdammten Dinger geben nicht nach, aber es kommt noch übler. Der Stoff ist offenbar nur leicht befestigt, durch mein Ruckeln und Reißen verschiebt er sich und ich komme an den Handgelenken mit den blanken Fesseln in Kontakt. Ich schreie vor Schmerz auf, als sengende Pein in meinen Handgelenken explodiert und ich kann den Gestank meines verbrannten Fleisches riechen. Die verdammten Dinger sind aus Silber. Ich versuche meine Hände so zu drehen, um wieder ausschließlich den Stoff zu berühren, aber der ist hoffnungslos verrutscht. Vor Schmerz und Wut schießen mir Tränen in die Augen, das
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