Die Chronik der Verborgenen 01 - Geliebte Blutrose
beschützen. Im Gegensatz zu meinem Privatleben war ich dabei wenigstens gut. Zwar hatte ich meine Brille gegen Kontaktlinsen getauscht, und vom Training war mein Körper ebenso athletisch wie der von Jacob, aber ich schaffte es einfach nicht mehr einer Frau genug zu vertrauen, um mich in einer Beziehung zu versuchen. Selbst wenn ich das geschafft hätte, einer Außenstehenden hätte ich wohl kaum von meinem Leben erzählen können, also blieb ich auf sicherem Terrain und widmete meine ganze Zeit und Energie der Sache. Ich war bald einer ihrer besten Jäger und nur noch Janet persönlich unterstellt. Ich glaubte bedingungslos an unsere Sache, bis zu jener verhängnisvollen Nacht, die alles infrage gestellt hat.
Janet brachte uns eine Information bezüglich eines jungen Vampirs. Für einen Frischling reichten zwei Jäger aus, also zog ich nur mit Jacob los, aber es war kein Neuling, es war ein verdammt alter Vampir, wir hatten keine Chance. Unsere Überzeugung war immer ganz klar gewesen, wer sich entschied einer von ihnen zu werden, hatte den Tod verdient. Aber in dieser Nacht verwandelte der Vampir meinen Bruder vor meinen Augen gegen dessen Willen. Mir hatte er zuvor, spielerisch leicht die Knochen gebrochen, so musste ich hilflos dabei zusehen.
Ich brauchte Monate, um wieder völlig auf die Beine zu kommen, und in diesen Monaten wuchs mein Zweifel. Wenn mein Bruder gegen seinen Willen verwandelt worden war, wie vielen Anderen hatten sie das noch angetan? Wie viele schuldlose Opfer hatte ich in den vergangenen Jahren getötet? In diesen Monaten löste sich mein Leben abermals vor mir auf, ich konnte nicht mehr an die Sache glauben, es war falsch. Ich betrachte diese Erkenntnis als Geheimnis Nummer vier, denn sie führte mich endgültig auf den Pfad, den ich heute gehe. Damals reifte die Idee in mir den Vampiren, die gut sein wollen zu helfen. Ich verlies die Gruppe, sobald ich wieder auf den Beinen war, und ging nach New York City.
Während ich die Lage bezüglich der Vampire auskundschaftete, begann ich Menschen zu retten, wo ich nur konnte. Ich half Ausreißern und Obdachlosen, es fühlte sich gut an. Und schließlich hatte ich genügend Informationen und Mittel um meinen Vampirplan zu beginnen. Ich bin kein Narr, ich weiß wie gefährlich sie sind, und mir ist bewusst, dass nicht jeder von ihnen sich retten lassen möchte, also treffe ich alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen. Wer weiß, vielleicht kann ich eines Tages sogar meinen Bruder zurück auf die gute Seite holen, oder dabei draufgehen. Aber mein Leben ist ohnehin so gut wie sinnlos, ohne jemand der mir wirklich nahesteht. Also scheint es nur logisch, dass ich es einsetzte, um wenigstens zu versuchen ihn zurückzubekommen, und wenn ich bis dahin jemand Anderem helfen kann, umso besser.
2.Kapitel
Rose
Aber wie brachte mich das hier an diese Wand in Silberketten? Nun dieser Teil meiner Geschichte begann vor zwei Nächten. In den vergangenen Jahren hatte ich mir genug Geld ergaunert, um von der billigen Absteige in ein hübsches Apartment mit lichtdichten Rollos umzuziehen. Da meine Nachbarn es wohl ziemlich empörend gefunden hätten, wenn ich mit meinem jagt Outfit, klingt doch besser als Nuttenfummel finde ich, über den Flur gelaufen wäre, trug ich es in einer Tasche bei mir und machte mich auf den Weg zu meiner „Arbeitsstätte“. Ich schlenderte gemütlich, als ob ich einen kleinen Spaziergang machen wollte, bis ich in die dunkle Gasse an der Ecke des Blocks einbiegen konnte. Von dort weg nutzte ich meine Vampirgeschwindigkeit, um den Strich zu erreichen. Wie gewohnt zog ich mich am dortigen öffentlichen Klo, man was für ein Gestank, um und nahm meine Lauerstellung ein. Wie üblich musste ich nicht lange warten, mit meinen ein Meter sechzig, den hellblonden Locken und der zierlichen Gestalt wirke ich puppenhaft, was diese Typen zuverlässig anlockt. Einer dieser abartigen Mistkerle hielt in einem dicken Sportwagen neben mir, er lehnte sich aus dem Fenster, grinste anzüglich und sagte: „He Kleine du hast heute Glück, ich bin sehr spendabel, wenn du deine Sache gut machst“, dabei glitt sein Blick gierig meinen kaum verhüllten Körper entlang. Er hing am Haken, perfekt, ich warf ihm ein kokettes Lächeln zu und setzte an um ihn richtig heißzumachen, als eine aufgebrachte Männerstimme mich unterbrach: „Sie sollten sich was schämen, sich an Kindern zu vergreifen.“ Ich fuhr zu dem Störenfried herum, und sah zum ersten Mal ihn,
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