Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
der Länge nach und trennte anonyme Oberkörper von ihren Unterteilen. Die herumfliegenden Menschenhälften rissen weitere Männer um, und Blutfontänen ergossen sich über meine ehemaligen Kameraden, die mir dicht auf den Fersen waren. Irgendwann erreichte ich Mogh Nuadhats Spanier, deren Reihen sich für mich teilten wie das Rote Meer für Moses …«
»Für wen?«
»Verzeihung. Ich spielte auf eine Figur aus der Tora an, die der ägyptischen Armee entkam, indem sie den Gott Jahwe um Hilfe anrief. Jahwe teilte das Rote Meer für Moses und seine jüdischen Freunde, um ihnen die Flucht zu ermöglichen, und alsihnen die Truppen des Pharao nachzusetzen versuchten, schlug das Rote Meer über ihnen zusammen und verschlang sie alle. Ebenso erging es Conns Männern, die mir gefolgt waren; die Spanier schlossen ihre Reihen wieder und traten ihnen entgegen, während ich ungehindert auf die andere Seite des Schlachtfelds gelangte und der MORRIGAN für ihre Unterstützung dankte. An diesem Punkt beschloss AENGHUS ÓG , die Sache persönlich in die Hand zu nehmen. Er erschien leibhaftig vor mir und forderte die Rückgabe des Schwerts.«
»Ich hoffe sehr, du hältst mich jetzt nicht zum Besten«, sagte FLIDAIS .
»Ganz bestimmt nicht, ich kann mich noch sehr genau erinnern. Er trug einen fantastischen Bronzeharnisch mit wunderschönen Gravierungen, dunkelblauen Schulterstücken und Armschienen. Vielleicht hast du diese Rüstung selbst schon an ihm gesehen?«
»Mmm. Vor langer Zeit, ja. Aber das beweist gar nichts.«
»Die MORRIGAN kann dir alles bestätigen. Denn gerade als AENGHUS und ich aufeinander losgehen wollten, ließ sie sich in Gestalt der Kriegskrähe auf meiner Schulter nieder und forderte AENGHUS auf, sich schleunigst zu verpissen.«
»Hat sie das wirklich so gesagt?«
»Nein.« Ich grinste. »Ich gebe zu, das war eine bardische Ausschmückung. Sie verkündete, ich stehe unter ihrem persönlichen Schutz, und wenn er mich weiterhin bedrohe, bringe er sich in tödliche Gefahr.«
FLIDAIS klatschte entzückt in die Hände. »Oh, ich wette, er hatte die Buxe gestrichen voll!«
Ich musste lachen – ich hatte diesen Ausdruck schon lange nicht mehr gehört. Ich unterließ es, sie darauf hinzuweisen, dass man heutzutage wohl eher sagen würde, »er machte sich vor Angst in die Hosen«, denn mir gefiel das Original besser.
»Ja, vermutlich war sie randvoll.«
»Und was tat AENGHUS daraufhin?«
»Er protestierte, dass die MORRIGAN zu weit gegangen sei und ihre Befugnisse überschritten habe. Sie entgegnete, das Schlachtfeld sei ihre ureigene Domäne und sie könne verfahren, wie es ihr beliebe. Dann versuchte sie ihn versöhnlich zu stimmen, indem sie ihm versicherte, Conn werde die Nacht überleben und sogar die Schlacht gewinnen. AENGHUS nahm ihr Angebot gnädig an, doch bei seinem Abgang versäumte er es nicht, mir persönlich zu drohen. Er funkelte mich aus seinen glanzlosen, schwarzen Augen an und versprach mir ein kurzes, unglückliches Leben – wofür ich ihm dankbar bin, denn seither hat die MORRIGAN alles unternommen, um das Gegenteil wahr werden zu lassen.
›Für den Augenblick magst du diesen Sieg genießen, Druide‹, verkündete er, ›doch wirst du nie wieder Frieden finden. Meine Stellvertreter, Menschen wie Feenvolk, werden dich bis ans Ende deiner Tage jagen. Du wirst immer über die Schulter blicken müssen, aus Angst vor dem Dolch in deinem Rücken. Das schwört AENGHUS ‹, bla bla bla.«
»Wo bist du danach hingegangen?«, fragte FLIDAIS .
»Auf den Rat der MORRIGAN hin habe ich Irland verlassen, um es AENGHUS schwerer zu machen, mich zu töten. Doch damals waren überall diese verdammten Römer, und sie waren uns Druiden nicht sehr freundlich gesonnen. Es war die Zeit der Herrschaft des Antonius Pius, daher musste ich bis östlich des Rheins flüchten und mich unter die germanischen Stämme mischen, die dort den Römern die Stirn boten. Ich wurde Vater eines Kindes, lernte ein oder zwei neue Sprachen und wartete einige Generationen, bis die Menschen in Irland mich vergessen hätten. Durch den Raub Fragarachs hatte ich in meiner Heimat für viele weitere Schlachten und jede Menge schreckliches Blutvergießen gesorgt. Conn war nicht imstande, die zerstrittenen Stämme vollständig zu einen, da er ihnen ohne Fragarach seinenWillen nicht aufzuzwingen vermochte, und AENGHUS ÓG s Träume von einem vereinten, friedlichen Irland waren zunichte. Obwohl Conn die Schlacht gewann und Mogh Nuadhat
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