Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
hochgeschätzter Wert. Sie stieß mit mir an, wir tranken zufrieden und genossen eine Weile die Stille, bis sie fragte, wann wir mit der Jagd beginnen könnten.
»Erst ein paar Stunden nach Einbruch der Dunkelheit«, sagte ich. »Wir müssen warten, bis der Park schließt und die Sterblichen sich für die Nacht zurückziehen.«
»Und wie sollen wir die verbleibenden Stunden verbringen, Atticus?«
»Du bist mein Gast. Wir können sie verbringen, wie immer du es wünschst.«
Sie musterte mich eingehend, und ich tat so, als würde ich es nicht bemerken, während ich zu meinem Fahrrad hinüber sah, das noch immer auf der Straße lag. »Du scheinst dich in der Blüte deiner Jugend zu befinden«, sagte sie.
»Danke. Du siehst so blendend aus wie immer.«
»Ich frage mich, ob du noch die Ausdauer der Fianna besitzt, oder ob du eine Gebrechlichkeit und Weichheit verbirgst, die eines Kelten gänzlich ungebührlich sind.«
Ich erhob mich und bot ihr die rechte Hand. »Mein linker Arm wurde heute Nachmittag verletzt, und er ist noch nicht ganz geheilt. Aber wenn du mir folgen und bei seiner Heilungassistieren willst, werde ich mein Bestes tun, um deine Neugier zu befriedigen.«
Ihre Mundwinkel zuckten nach oben und die Augen blitzten, als sie ihre Hand in meine legte und sich erhob. Ich schaute ihr tief in die Augen und ließ ihre Hand nicht los, während wir zurück ins Haus gingen und uns ins Schlafzimmer begaben.
Zum Teufel mit dem Bike, dachte ich. Vermutlich wäre mir morgen früh ohnehin mehr danach, zur Arbeit zu joggen.
5
Bettgeflüster beinhaltet in der heutigen Zeit häufig den Austausch von Kindheitserinnerungen oder vielleicht Geplauder über Traumurlaube. Eine meiner letzten Partnerinnen, eine hübsche junge Frau namens Jesse mit einer tätowierten Tinker-Bell-Fee auf der Schulter (die echten Feen nicht im Geringsten ähnelte), hatte mit mir über eine Science-Fiction-Fernsehserie namens Kampfstern Galactica diskutieren wollen, die ihrer Ansicht nach eine politische Allegorie auf die Bush-Regierung war. Als ich zugab, die Serie weder zu kennen, noch kennenlernen zu wollen, und auch kein Interesse an amerikanischer Politik zeigte, schimpfte sie mich einen »verdammten Zylonen«, stürmte aus dem Haus und ließ mich leicht verwirrt, aber irgendwie auch erleichtert zurück. FLIDAIS dagegen wollte sich mit mir über ein altes Schwert MANANNAN MAC LIR s unterhalten, genannt Fragarach der Antwortgeber. Was mir den Nachgeschmack etwas vergällte und mich in wachsende Unruhe versetzte.
»Befindet es sich immer noch in deinem Besitz?«, fragte sie. Augenblicklich regte sich in mir der Verdacht, ihr ganzer Besuch – sogar der Teil mit dem Beischlaf – könnte geplant gewesen sein, um diese Frage zu ergründen. Ich hatte die Elfen, die mich früher am Tag angegriffen hatten, schlichtweg belogen, aber bei FLIDAIS wagte ich das nicht.
» AENGHUS ÓG geht offensichtlich davon aus«, erwiderte ich ausweichend.
»Das ist keine Antwort.«
»Das liegt daran, dass ich äußerst vorsichtig, ja geradezu paranoid bin, was dieses Thema angeht. Bitte versteh es nicht als Respektlosigkeit.«
Danach starrte sie mich ganze fünf Minuten lang an und versuchte mich zum Sprechen zu bringen, indem sie schwieg. Bei den meisten Menschen funktionierte das ziemlich gut, aber da es sich um eine uralte Technik handelte, die die Druiden schon vor meiner Geburt den TUATHA DÉ DANANN beigebracht hatten, lächelte ich nur still in mich hinein und wartete ihren nächsten Zug ab. In der Zwischenzeit beschäftigte ich mich damit, interessante Muster im Rauputz der Decke zu finden und dabei träge ihren Arm zu streicheln, der ebenso tätowiert war wie meiner, um die Kräfte der Erde durch Willenskraft anzapfen zu können. Ich entdeckte einen Specht, einen Schneeleoparden und etwas, das dem knurrigen Gesicht des Baseballspielers Randy Johnson beim Werfen eines Sliders glich, ehe FLIDAIS erneut das Wort an mich richtete.
»Dann erzähl mir wenigstens, wie du ursprünglich in seinen Besitz gelangt bist«, sagte sie schließlich. »Das legendäre Schwert Fragarach, das jede Rüstung durchdringt. Ich habe in TÍR NA NÓG unterschiedliche Versionen dieser Geschichte gehört und würde sie zu gerne aus deinem Munde vernehmen.«
Es war ein Appell an meine Eitelkeit. Ich sollte ins Prahlen verfallen und mich so in meine Geschichte hineinsteigern, bis ich irgendwann herausplatzen würde: »Das Schwert ist in meiner Garage!« oder »Ich hab’s
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