Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
erschlug, konnte er nur durch ein Flickwerk aus Waffenstillstandsabkommen und Heiraten den Schein des Friedens aufrechterhalten, und nach seinem Tod brach alles auseinander. Seither hat die MORRIGAN meinen Namen immer wieder dazu benutzt, um AENGHUS ÓG zu reizen, obwohl es dessen kaum bedurft hätte. Nachdem ich Zeuge geworden war, wie er auf dem Schlachtfeld vor ihr gekuscht hatte, verspürte er kein dringenderes Bedürfnis, als diese Schmach zu tilgen, indem er mich auslöschte.«
»Wann hast du Fragarach das letzte Mal geschwungen?«
»Darüber möchte ich nicht reden.« Die Göttin verzog das Gesicht, sichtlich enttäuscht, dass ihre List fehlgeschlagen war, und ich grinste. »Aber wenn du dich fragst, ob ich noch in der Schwertkunst geübt bin, kann ich das bejahen.«
»Ach? Und mit wem trainierst du hier draußen? Ich vermute, dass nicht mehr allzu viel Sterbliche am Leben sind, die den Umgang mit der Klinge noch wahrhaft beherrschen.«
»Du vermutest richtig. Ich trainiere mit Leif Helgarson, einem alten isländischen Wikinger.«
»Du meinst, sein Stammbaum reicht bis auf die Wikinger zurück?«
»Nein, er ist tatsächlich ein Wikinger. Er kam damals mit Erik dem Roten auf diesen Kontinent.«
Die Göttin runzelte verwirrt die Stirn. Es gab nur wenige extrem langlebige Sterbliche wie mich, und sie hatte wohl geglaubt, alle zu kennen. Ich sah, wie sie innerlich alle durchging, und als sie sich an keinen Wikinger erinnern konnte, fragte sie: »Wie ist das möglich? Hat er eine Art Abkommen mit den Walküren geschlossen?«
»Nein, er ist ein Vampir.«
FLIDAIS fauchte, sprang aus dem Bett und landete in einer Art Verteidigungsstellung, als würde ich sie angreifen wollen. Ich vermied vorsichtshalber jede heftigere Bewegung, wandte nur leicht den Kopf und bewunderte ihren perfekt geformten Körper. Die letzten Sonnenstrahlen sickerten durch die Jalousie und hinterließen weiche, parallele Schatten auf ihren dezent gebräunten Beinen.
»Du wagst es und verkehrst mit den Untoten?«, spie sie.
Ich hasse dieses Wort, auch wenn ich mich selbst gelegentlich bei seiner Verwendung ertappe. Seit Romeo und Julia halte ich es mit Mercutio, wenn er Einwände gegen Tybalts Unterstellung erhebt, er verkehre mit Romeo. Um meine Irritation zu verbergen, grinste ich und versuchte einen elisabethanischen Akzent zu imitieren. »Verkehrst? Was? Machst du uns zu Trafikanten?«
»Ich spreche nicht von Trafikanten«, knurrte sie. »Ich spreche vom Bösen.«
Ah, na dann. Offensichtlich war sie kein Fan des großen englischen Barden. »Verzeihung, FLIDAIS . Ich spielte auf ein altes Stück von Meister Shakespeare an, aber wie ich sehe, bist du nicht in der Stimmung für scherzhaftes Geplauder. Ich würde nicht sagen, dass ich mit den Untoten verkehre , denn das unterstellt eine Beziehung, die über das rein Geschäftliche hinausgeht. Mr. Helgarson arbeitet einfach nur für mich. Er ist mein Anwalt.«
»Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass dein Anwalt ein blutsaugender Vampir ist?«
»Ja. Er ist Teilhaber der Anwaltskanzlei Magnusson und Hauk. Hauk ist ebenfalls mein Anwalt; auch er stammt aus Island, aber er ist ein Werwolf und kümmert sich tagsüber um die Klienten, während Helgarson seine Geschäfte aus naheliegenden Gründen nachts betreibt.«
»Dass du dich mit einem Mitglied des Rudels verbündest,kann ich verstehen und sogar gutheißen. Aber sich mit den Untoten zu vergnügen, das ist tabu .«
»Und ein weiseres Tabu wurde niemals von einer Kultur verhängt. Allerdings habe ich mich weder je mit ihm vergnügt noch habe ich es vor. Leif ist nicht der vergnügliche Typ. Ich nehme lediglich seine Dienste als Anwalt in Anspruch, und gelegentlich trainiere ich mit ihm, weil er der beste in dieser Gegend verfügbare Schwertkämpfer ist – und der schnellste noch dazu.«
»Warum arbeitet das Rudelmitglied mit dem Vampir zusammen? Es hätte diese widerliche Kreatur gleich beim ersten Anblick töten sollen.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Wir leben nicht mehr in der Alten Welt. Dies ist ein neues Zeitalter und ein neuer Ort, außerdem haben beide zufällig denselben Feind.«
FLIDAIS neigte den Kopf zur Seite und wartete darauf, dass ich ihr den Namen des Feindes nannte.
»Es handelt sich dabei um keinen Geringeren als THOR , den nordischen Donnergott.«
»Oh.« FLIDAIS entspannte sich ein wenig. »Nun, das erklärt manches. THOR könnte dafür sorgen, dass sich ein Salamander mit einer Sirene verbündet. Was
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