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Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Titel: Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Hearne
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vor, obwohl sie geplant hatte, mir wesentlich Schlimmeres anzutun.
    Während sie noch unter Schock stand und das Geschehene zu verarbeiten versuchte, nutzte ich die Gelegenheit, um ihr eine weitere Eskalation auszureden. »Sie haben mich angegriffen und ich habe mich verteidigt. Ich weiß, ein Schlag von Ihnen hätte mein Ende bedeutet oder zumindest eine tödliche Bedrohung, und das durfte ich nicht zulassen. Und falls Sie erwägen sollten, in meinem Laden Magie gegen mich einzusetzen, möchte ich Sie daran erinnern, dass Vorsicht manchmal besser ist als Nachsicht.«
    »Und ich möchte Sie daran erinnern, dass ich nicht machtlos bin. Radomila wird davon erfahren!«
    »Kein Problem. Dann zeige ich ihr das Überwachungsvideo«, erwiderte ich und deutete auf die Kamera an der Wand über der Theke. »Das Band wird zweifelsfrei beweisen, dass Sie zuerst zugeschlagen haben. Außerdem habe ich Grund zu der Annahme, dass Sie eine enge Verbündete eines alten Widersachers von mir sind. Deswegen habe ich jedes Recht, Sie als feindselig einzustufen und dementsprechend zu behandeln.«
    »Na los doch, wagen Sie’s nur«, forderte sie mich mit hasserfülltem Blick heraus.
    »Ich brauche nichts zu wagen«, kicherte ich. »Ich habe alles unter Kontrolle.«
    »Ja, bilden Sie sich ruhig ein, Sie hätten alles unter Kontrolle, Druide«, fauchte sie, fuhr herum und stampfte wutentbrannt in Richtung Ausgang, wobei ihre Flipflops laut klatschten. »Sie werden schon bald herausfinden, wie sehr Sie sich täuschen.«
    »Wir sehen uns morgen zum Tee.« Ich winkte ihr fröhlich hinterher, während sie durch die Ladentür stürmte.
    ›Oh, die wird sich bestimmt rächen wollen‹, sagte Oberon, nachdem die Tür zugefallen war und wir wieder alleine waren.
    »Mach dir ihretwegen keine Sorgen.« Ich schnappte mir einen Teelöffel und umrundete rasch die Theke. »Sie ist nicht das hellste Licht im Hafen.«
    ›Was hast du vor?‹, fragte Oberon. Neugierig folgte er mir in den Mittelgang des Ladens. Ich hockte mich auf die Fersen und untersuchte den Teppich.
    »Ah, da haben wir’s ja.« Ich fand einen Tropfen Blut, der noch nicht vollständig in die Teppichfasern eingedrungen war. Es war nicht viel, aber es würde ausreichen. Ich kratzte den Tropfen vom Teppich, rannte zur Tür und hielt durch die Glasscheibe Ausschau nach Emily. Sie stieg gerade in ihren Wagen, einen leuchtend gelben Volkswagen Beetle, der in nördlicher Richtung auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt war. Ich erklärte Oberon, ich sei gleich zurück, und rannte nach draußen, wo ich meine Schuhe abstreifte. Dann schob ich die Zehen in denselben schmalen Grasstreifen, der mir gestern beim Heilen meiner Wunden geholfen hatte, und skandierte eine Beschwörungsformel, während ich Kraft aus der Erde zog. Emily spürte irgendwie den Sog in der Erde, warf den Kopf herum und entdeckte mich. Ich zeigte ihr den Löffel und lächelte. Vor Entsetzen riss sie den Mund weit auf, als ihr klarwurde, wie nachlässig sie gewesen war. Ich sah, wie ihre Lippen sich bewegten und ihre Brauen sich konzentriert zusammenzogen, daherblieb keine Zeit zu verlieren. Ich leckte ihr Blut vom Löffel und vollendete damit gerade noch rechtzeitig den Bindezauber. Sie schnippte mit den Fingern in meine Richtung; offenbar hatte sie gerade irgendeinen Fluch gegen mich geschleudert. Aber alles, was ich davon spürte, war eine sanfte Brise.
    Ein paar Sekunden später wurde ihr Oberkörper gegen das Lenkrad geschleudert, was die Hupe des Wagens auslöste. Ha! Sie hatte versucht, den Löffel aus meiner Hand zu fegen – und mich dabei vom Grasstreifen zu stoßen, meiner Kraftquelle. Clever. Aber nicht schnell genug. Denn der Bindezauber, den ich gewirkt hatte, lenkte jeden Fluch, den sie gegen mich ausstieß, auf sie selbst zurück. Und der einzige Weg, diesen Bann wieder zu lösen, hätte darin bestanden, ihr gesamtes Blut gegen neues auszutauschen.
    Sie lehnte sich langsam zurück und umklammerte ihre Brust. Vermutlich hatte sie sich eine oder zwei Rippen geprellt. Rechnete man die gebrochene Nase und ihren verletzten Stolz hinzu, war der Besuch beim lokalen Druiden ein harter Tag für sie gewesen. Ich fragte mich, was man ihr wohl über mich erzählt hatte. Wusste sie, wie alt ich war? Hielt sie mich für irgendeinen lahmarschigen Neo-Druiden, der mit Stechpalmenzweigen und Misteln herummurkste? Emily drehte sich um und schoss einen vernichtenden Blick auf mich ab. Ich winkte gutgelaunt zurück und

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