Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
gepanzerte Gestalt klapperte ein paar Häuser weiter geräuschvoll über den Asphalt und hob die Hand zum Gruß, als sie mich entdeckte. Ich aktivierte einen weiteren Anhänger, den ich »Feenbrille« getauft hatte, eine Art Filter für meine Augen, der mich alle möglichen trügerischen Erscheinungsformen und magische Illusionen des Feenvolks durchschauen ließ. Er zeigte mir das normale Spektrum, zusätzlich aber noch eine grüne Überblendung, die mir offenbarte, was auf der magischen Ebene vor sich ging. Im Augenblick war auf beiden Ebenen dasselbe zu sehen. Um wen auch immer es sich hier handelte, ich erblickte ihn also in seiner wahren Gestalt. Hätte er etwas meiner Feenbrille Vergleichbares besessen, hätteer Oberons Tarnung durchschauen können, allerdings hielt ich das für eher unwahrscheinlich.
Er trug eine eher protzige Bronzerüstung, wie sie in den Alten Tagen nie jemand getragen hätte. Der gewaltige Brustharnisch aus gehärtetem und mit Färberwaid getöntem Leder bedeckte zu viel Körperfläche und schränkte seine Bewegungsfreiheit erheblich ein. Blattförmig geschmiedete Schenkelstücke hingen über seinem langen bronzenen Kettenhemd herab. Außerdem trug er fünfteilige Schulterplatten und passende Arm- und Beinschienen. Bereits in Irland wäre einem in dieser Rüstung ziemlich heiß geworden, aber hier, wo die Temperaturen immer noch bei etwa dreißig Grad lagen, musste er buchstäblich darin schmoren. Auch sein Helm war über die Maßen albern: Es war eine dieser mittelalterlichen Kesselhauben, die erst rund ein Jahrtausend nach den kriegerischen Glanzzeiten dieses Mannes populär geworden waren. Dieser Kopfschutz konnte nur als Witz gemeint sein, auch wenn ich ihn nicht sonderlich komisch fand. An seiner Seite hing ein Schwert in einer Scheide, aber glücklicherweise trug er keinen Schild.
»Ich grüße dich, Siodhachan Ó Suileabháin«, sagte er. »Was für ein trefflicher Zufall.« Er grinste mich durch seinen Helm überheblich an, und am liebsten hätte ich ihn auf der Stelle erschlagen. Ich behielt meine Feenbrille auf, weil ich ihm kein bisschen traute. Ohne die Möglichkeit, sein Trugbild zu durchschauen, konnte er mir jederzeit vorgaukeln, er stünde mit den Händen auf dem Kopf drei Schritte von mir entfernt, während er mir in Wahrheit einen Dolch in den Bauch rammte.
»Nenn mich einfach Atticus. Ich grüße dich, BRES .«
»Ist dies etwa kein trefflicher Zufall?« Er neigte den Kopf so weit nach rechts, wie es seine Kesselhaube zuließ.
»Schauen wir erst mal, wie unser Treffen verläuft. Wir haben uns lange Zeit nicht gesehen, und meinetwegen hätte sie ruhignoch länger dauern können. Und übrigens, das Renaissance-Kostümfestival findet hier erst im nächsten Februar statt.«
»Das ist nicht sehr gastfreundlich«, sagte BRES mit gerunzelter Stirn. Oberon hatte recht: Er roch nach Salz und Fisch. Als Gott der Landwirtschaft hätte er eigentlich nach Erde und Blumen duften müssen, doch stattdessen hatte er den Gestank nach Hafenbecken beibehalten, den er vermutlich seinen Vorfahren, den an der Küste lebenden Fomori, verdankte. »Ich könnte das als Beleidigung verstehen, wenn ich geneigt wäre.«
»Dann versteh es so und lass uns die Sache hinter uns bringen. Ich kann mir nicht vorstellen, warum du sonst hier bist.«
»Ich bin hier, weil ein alter Freund mich darum gebeten hat«, sagte er.
»Hat er dich auch gebeten, dich so auszustaffieren? Dann kann er unmöglich dein Freund sein.«
»Atticus, wer ist das?«, rief die Witwe MacDonagh von der Veranda herüber. Ich ließ BRES nicht aus den Augen, während ich zurückrief.
»Jemand, den ich kenne. Er wird nicht lange bleiben.« Es war an der Zeit, ein flankierendes Manöver einzuleiten. Ich nahm mental Kontakt zu Oberon auf.
Verhalte dich ruhig. Aber auf mein Kommando flitzt du hinter ihn, packst dir ein Bein und reißt ihn nieder. Sobald er am Boden liegt, springst du beiseite.
›Verstanden‹, erwiderte Oberon.
BRES redete weiter, als hätte die Witwe nie etwas gesagt.
» AENGHUS ÓG will das Schwert. Gib es mir, dann lasse ich dich in Ruhe. So einfach ist das.«
»Warum kommt er nicht selbst?«
»Er ist ganz in der Nähe«, sagte BRES . Offenkundig sollte das meine Paranoia weiter schüren. Und es erfüllte seinen Zweck, aber ich war fest entschlossen, dass es nicht zu seinem Nutzen sein würde.
»Was springt bei der ganzen Sache für dich raus, BRES ? Und warum trägst du diese Rüstung?«
»Das braucht
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