Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
dich nicht zu kümmern, Druide. Du solltest lieber darüber nachdenken, ob du uns das Schwert herausgibst und weiterlebst, oder ob du dich weigerst und stirbst.« Die Sonne verabschiedete sich am Horizont mit einem letzten Winken ihrer Strahlenfinger, dann senkte sich Zwielicht auf uns herab. Feenzeit.
»Dann erklär mir, warum er es will«, sagte ich. »Es ist ja nicht so, als hätte Irland noch einen Oberkönig, der die TUATHA DÉ DANANN bräuchte, um die zerstrittenen Stämme zu einen.«
»Du bist nicht befugt, solche Fragen zu stellen.«
»Bin ich sehr wohl«, sagte ich, »aber ich nehme an, du bist nicht befugt, darauf zu antworten. Übrigens trage ich Fragarach bei mir.« Ich deutete auf den Schwertgriff, der über meine Schulter ragte. »Wenn ich dir also jetzt das Schwert überlasse, dann verschwindest du einfach und ich höre nie wieder von dir oder von AENGHUS ?«
BRES starrte eine Weile auf den Schwertgriff, dann kicherte er. »Das ist nicht Fragarach. Ich habe das Schwert schon einmal gesehen, Druide, und ich habe seine Magie gespürt. Was du da in der Scheide trägst, ist nichts als ein ganz gewöhnliches Schwert.«
Wow. Radomilas Schutzzauber war wirklich der Hammer.
Und dann begann die grüne Einblendung in meinem Sichtfeld vom normalen Spektrum abzuweichen. BRES zog möglichst beiläufig sein Schwert aus der Scheide und studierte dabei mein Gesicht auf eine Reaktion hin, während ich versuchte, möglichst entspannt zu bleiben, damit er mich für ahnungslos hielt. Entweder er wusste, dass das Schwert auf meinem Rücken tatsächlich Fragarach war, und wollte mich täuschen, oder er hatte einfach nur vor, mich zu erschlagen, um seinen angekratzten Ruf aufzupolieren. Ohne Zweifel würde er sich spätermit einem heldischen Kampf brüsten, obwohl das, was er jetzt plante, einem feigen Dolchstoß in den Rücken entsprach.
»Ich versichere dir, es ist das Originalschwert«, sagte ich zu BRES und wies gleichzeitig Oberon an: Neuer Plan. Sobald ich es dir sage, legst du dich einfach hinter ihn. Dann schubse ich ihn über deinen Rücken, damit er stürzt.
›Verstanden.‹
BRES ’ Truggestalt zuckte mit den Achseln. »Dann gib mir meinetwegen dein billiges Schwert. Aber es wird die ganze Sache nur hinauszögern, und ich werde wiederkommen müssen, um dir ein neues Übergabeangebot zu unterbreiten. Und ich kann dir garantieren, dieses Angebot fällt dann nicht mehr so großzügig aus.«
Genau in diesem Augenblick grinste der wahre BRES in der grünen Überblendung bösartig und hob sein Schwert beidhändig über den Kopf, um mich in zwei Hälften zu spalten.
Jetzt, Oberon , sagte ich, wobei ich eine nachdenkliche Miene aufsetzte, als ließe ich mir BRES ’ Worte durch den Kopf gehen. Und ich begann laut zu sprechen, in der Hoffnung, damit etwaige Bewegungsgeräusche Oberons zu übertönen.
» BRES , ich glaube, du hast etwas Entscheidendes übersehen«, sagte ich, während er sein Schwert bereits mit aller Kraft herabsausen ließ und ich im allerletzten Moment nach rechts auswich. Sein Trugbild stand immer noch an Ort und Stelle, ein Schmunzeln im Gesicht, doch diesem schenkte ich jetzt keine Beachtung mehr. Der grüne BRES – seine wahre Gestalt – hatte soeben versucht, mich zu erschlagen. Und während er noch durch den Schwung des Schlags nach vorne gebückt dastand, verpasste ich ihm einen Tritt gegen das Nervenzentrum seines Handgelenks, damit er das Schwert fallen ließ, und dann einen weiteren Tritt ins Gesicht, damit er sich wieder aufrichtete. Durch den Helm konnte ich zwar kaum Schaden anrichten, doch ein Schlag gegen den Kopf lässt einen automatisch zurückzucken.Dann wirbelte ich auf dem linken Ballen im Uhrzeigersinn herum und zimmerte ihm einen harten Roundhouse-Kick mitten in den Solarplexus, bevor er wieder Verteidigungshaltung einnehmen konnte. Er taumelte nach hinten, stolperte über Oberon und stürzte unter lautem Geklapper von Bronze und gehärtetem Leder zu Boden, immer noch unverletzt, aber bereits ziemlich gedemütigt. Er gab seine Trugform auf, der schmunzelnde BRES verschmolz mit der Gestalt auf dem Boden, so dass meine Feenbrille und meine normale Sicht wieder dasselbe zeigten.
Ich hätte es dabei bewenden lassen können. Er war entwaffnet, stellte keine Bedrohung mehr für mich dar, und wäre einer aus dem Feenvolk zugegen gewesen und hätte ihn auf seinem Hinterteil landen sehen, wäre er auf legendäre Weise beschämt worden. Doch er hatte versucht, mich in
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