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Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Titel: Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Hearne
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ausreichend große Quelle natürlicher Energie dar, die meine Heilung befördern würde.
    Ich ging ein paar Schritte auf der Rasenfläche und schob die Finger in den Boden, um mein Bewusstsein durch das Erdreich strömen zu lassen und diese gepflegte moderne Naturidylle zu erkunden. Eine fünfminütige Meditation offenbarte mir einen Platz unter einer Eiche, der kaum begangen war, also begab ich mich dorthin, streifte meine Kleider ab, faltete sie säuberlich zusammen und verbarg sie in einer Astgabel des Baumes. Ich überprüfte mein Handy auf Nachrichten und hatte mehrere SMS erhalten – zwei von Hal und eine von Perry –, die mich informierten, dass für den Moment alles in Ordnung war. Dann schaltete ich das Telefon aus, um jede Störung durch die Außenwelt zu vermeiden. Anschließend legte ich mich nackt und von einem Tarnzauber umgeben auf die rechte Seite, damit meine Tätowierungen so viel Bodenkontakt wie möglich hatten, und legte Fragarach vor mich, eng an meine Brust und meinen Bauch geschmiegt. Vorsichtshalber sicherte ich mich noch mit einigen magischen Barrieren, dann instruierte ich meinen Körper, zu heilen und zu entgiften, während ich schlief und Kraft aus der üppigen (wenn auch leicht chemisch unterstützten) Natur des Civic Centers zog.
    Für heute war ich AENGHUS ÓG s Machenschaften entkommen, allerdings um den Preis von Fagles Leben. Wenn ich AENGHUS weiterhin meine Verteidigung austesten ließ und ihm ein statisches Ziel bot, würde er irgendwann einen Weg finden, mich zu vernichten – besonders da er die Unterstützung eines Hexenzirkels hatte. Also war es an der Zeit, dem Spiel eine Wendung zu geben, und ich hatte zwei Optionen: entweder zu rennen wie der Teufel oder zu kämpfen wie der Teufel.
    Wegrennen kam für mich nicht mehr in Frage. Das kannte ich zur Genüge, weil ich es mittlerweile seit zwei Jahrtausenden tat. Außerdem hatte ich BRIGHID bei meiner Ehre geschworen, für sie gegen AENGHUS zu kämpfen, also war es auch von daher keine echte Option. Hinzu kam der Verrat der Schwestern der Drei Auroras. Mein Stolz ließ es einfach nicht zu, dass mich eine Bande polnischer Hexen, die nur halb so alt waren wie ich, aus meinem eigenen Territorium verjagte.
    Also würde es wohl darauf hinauslaufen, wie der Teufel zu kämpfen, und das wurde auch höchste Zeit. Es war mir gelungen, Hamlet an Wankelmut zu überbieten, und die Worte des berühmten Dänen verfolgten mich: »Ich weiß nicht, weswegen ich noch immer lebe, um zu sagen: ›Dies muss geschehen‹, da ich doch Grund und Willen und Kraft und Mittel hab, um es zu tun.« Hamlet hatte sich geschworen, gleich danach seinem Gegner den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Aber ich vermute, als er dann hinzufügte: »O von Stund an trachtet nach Blut, Gedanken, oder seid verachtet!«, schwächten die Grenzen der Blankverse irgendwie seine Entschlossenheit. Wäre er frei gewesen, seiner inneren Stimme zu folgen, statt Shakespeares Federkiel, hätte er vielleicht ganz auf Verse verzichtet und sich, wie ich, zufriedengegeben mit einem: »Ihr wollt euch mit mir anlegen, ihr Mistkerle? Dann kommt nur her.«

     

18
    Am nächsten Morgen erwachte ich erstaunlich erfrischt, jedoch mit einem beträchtlichen Druck auf der Blase. Nachdem ich mich an der Eiche erleichtert hatte – den Blicken der wenigen Spaziergänger im Park entzogen –, holte ich tief Luft, und es fühlte sich überraschend gut an. Versuchsweise ließ ich die Arme kreisen, spürte keinerlei Spannung in der Brust und lächelte. Die Erde war so gut zu mir, so wohltuend und großzügig.
    Ich zog mein Handy hervor, schaltete es ein und schaute auf die Uhr: Es war zehn Uhr vormittags, ausreichend Zeit, um es ins Rúla Búla zu schaffen. Ich holte meine Kleider vom Baum, zog mich an, schnallte mir Fragarach auf den Rücken, löste den Tarnzauber und marschierte nun wieder sichtbar durch die Welt. Mein Bären-Anhänger war voll aufgetankt und ich fühlte mich komplett wiederhergestellt, wenn auch ziemlich durstig und heißhungrig.
    Ich hatte Textnachrichten vom Polizeirevier in Tempe erhalten, und man bat mich zunehmend barsch, dass ich Kontakt zu ihnen aufnahm. Dazu kamen Nachrichten von Hal, Snorri und Perry.
    Hal ließ mich wissen, Oberon sei ein Fass ohne Boden, und obwohl mein Hund dankenswerterweise sehr sorgsam mit der Lederpolsterung seines Wagens umgegangen sei, habe er doch aus unerfindlichen Gründen den Citrus-Lufterfrischer zerfetzt und über das gesamte Wageninnere verstreut.

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