Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
Junge«, sagte sie, während sie sich in ihren Stuhl zurücksinken ließ. »Was hat deinen Sonntag so schrecklich gemacht?«
Ich nahm einen kleinen Schluck Whiskey und genoss das Brennen des Alkohols und die Kühle des Eises. »Ich glaube fast, Mrs. MacDonagh, ich hätte Ihr Angebot annehmen und mich taufen lassen sollen. War die Messe gestern wohlig entspannt?«
Die Witwe lachte gackernd und grinste mich an. »So wohlig entspannt, dass ich dir nich’ mal mehr genau sagen kann, was der Pfarrer gepredigt hat. Es war ordentlich langweilig. Aber du «, sagte sie grinsend und ohne den üblichen irischen Akzent, »hattest einen aufregenden Tag?«
»Aye. Ich wurde angeschossen.«
»Angeschossen?«
»Nur eine Fleischwunde.«
»Herr im Himmel! Wer hat auf dich geschossen?«
»Ein Polizeibeamter aus Tempe.«
»Jesusmaria, heut’ früh hab ich was in der Zeitung darüber gesehn! DETECTIVE AUS TEMPE VON POLIZEIBEAMTEN ERSCHOSSEN, hieß es da, und im Untertitel: Detective feuerte grundlos auf Zivilisten . Aber ich hab’s nich’ ganz durchgelesen.«
»Ja, das war ich.«
»Ich fass es nich’! Warum hat der verdammte Narr auf dich gefeuert? Doch wohl nich’, weil du den nutzlosen Britenbastard erledigt hast, oder?«
»Nein, ganz bestimmt nicht«, sagte ich. Und so verbrachte ich eine kurzweilige Stunde damit, der Witwe gerade so viel von der Wahrheit zu erzählen, dass sie gut unterhalten und trotzdem noch in Sicherheit war. Irgendwann verabschiedete ich mich, versprach ihr, bald den Grapefruitbaum zu stutzen, lief zu Fuß zur Mill-Avenue und dann in Richtung Norden zum Rúla Búla. Ich registrierte ein paar merkwürdige Blicke, und Passanten machten einen weiten Bogen um mich, wenn sie den Schwertgriff über meiner Schulter entdeckten. Ansonsten verlief der kleine Spaziergang ereignislos.
Ich traf einige Minuten zu früh ein, und da Hal noch nicht da war, ließ ich mich an der Bar nieder und grinste Granuaile charmant zu. Götter der Unterwelt, sie war aber auch eine Augenweide! Ihr rotes Haar war noch lockig und feucht von der Dusche, die sie unmittelbar vor der Arbeit genommen haben musste. Ihre Zähne blitzten mich einen Moment lang weiß an, dann kam sie zu mir herübergeschlendert, ein spitzbübisches Schmunzeln im Gesicht.
»Ich wusste, dass ich mir ganz umsonst Sorgen mache«, sagte sie. »Als ich den Artikel in der Zeitung gelesen hab, dachte ich, ich würde dich wochenlang nicht mehr sehen. Aber jetzt stehst du hier, das vermeintliche Opfer einer Schießerei, und siehst verdammt durstig aus.«
»Oh, ich bin tatsächlich das Opfer einer Schießerei«, sagte ich. »Ich heile nur schnell.«
Schlagartig veränderte sich Granuailes Ausdruck. Sie kniff die Augen zusammen, neigte den Kopf zur Seite, und während sie eine Serviette vor mich legte, sagte sie mit kehliger Stimme und einem völlig ungewohnten Akzent: »Druiden heilen meistensschnell.« Mit nur vier Worten als Hinweis konnte ich nicht mehr, als grob auf einen Akzent vom indischen Subkontinent zu tippen. Dann, ohne großen Übergang, war die alte Granuaile wieder da – die vorwitzige und verführerische Barkeeperin. »Was darf’s denn sein? Ein Smithwick’s?«
»Was? Wie kannst du so schnell die Gangart wechseln? Was hast du gerade gesagt?«
»Ich hab dich gefragt, ob du ein Smithwick’s willst«, antwortete sie leicht abwesend.
»Nein, was du vorher gesagt hast.«
»Ich hab gesagt, du schaust durstig aus.«
»Nein, was du danach gesagt hast und vor dem Smithwick’s.«
»Äh …« Granuaile starrte mich einen Moment lang mit großen Augen an, dann schien ihr etwas zu dämmern – was ich von mir nicht sagen konnte. »Oh, jetzt weiß ich, was passiert ist. Sie muss zu dir gesprochen haben. Es wurde auch Zeit. Sie will schon seit Wochen mit dir reden.«
»Was? Wer? Du kannst nicht einfach mit Personalpronomen um dich werfen, ohne dass die dazugehörige Person bekannt ist. Zumindest nicht, wenn du willst, dass die Menschen dich verstehen.«
Sie lächelte und hob die Hände. »Hör zu, du brauchst einen Drink und Zeit für eine lange Geschichte.«
»Gut, dann nehm ich ein Smithwick’s, aber viel Zeit hab ich nicht. In ein paar Minuten treff ich hier meinen Anwalt.«
»Du willst sie verklagen, was?« Sie grinste und ging mir ein Bier zapfen.
»Ja, ich denke, sie verdienen eine hübsche Klage.«
»Gut, aber vielleicht kannst du anschließend noch ein bisschen hierbleiben, dann lass ich dich noch mal mit ihr reden.« Sie stellte das
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