Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
dar, was die Aufzeichnungen der Sicherheitskamera offenbart hatten – wir hatten jetzt einen unumstößlichen Beweis dafür, dass die Polizei von Tempe einen friedlichen Bürger ohne hinreichenden Verdacht angeschossen hatte –, und anschließend verbrachten wir einige Zeit damit, auszutüfteln, wie ich auf Polizeifragen antworten würde, welchen Inhalt die Klageschrift haben sollte und wie viel wir fordern würden.
»Hör zu, ich gebe dir jetzt meine Instruktionen«, sagte ich. »Sobald das Geld auf deinem Konto ist, ziehst du deinen Anteil ab, dann erstattest du mir Snorris Honorar von gestern Nacht. Der Rest geht als anonyme Spende an Fagles Familie, verstanden? Ich will nicht von dem üblen Zauber profitieren, mit dem AENGHUS ÓG einen unschuldigen Mann manipuliert hat.«
Hal musterte mich, während er auf einem saftigen Stück in Bierteig gebratenem Kabeljau kaute. Dann erklärte er trocken: »Wie überaus edelmütig von dir.«
Beinahe hätte ich mich an einer Pommes verschluckt. »Edelmütig?«, hustete ich.
›Ich hab dir doch gesagt, Werwölfe sind biestig‹, bemerkte Oberon selbstgefällig, während er eine Wurst hinunterschlang. Ich ignorierte ihn und konzentrierte mich auf Hals Bemerkung.
»Das hat nichts mit Edelmut zu tun. Und ich mache dir auch keinen Vorwurf daraus, dass du an dieser Situation gut verdienst. Ich sage nur, dass ich nicht davon profitieren will, nicht mal, indem ich ein zweifelhaftes Lob für meine Wohltätigkeit ernte.«
Hal hatte offensichtlich seine Zweifel, wollte sie aber nicht laut äußern und sagte daher nur: »Hmpf«, während er sich die Hände an einer Serviette abwischte.
»Hör zu«, sagte ich, indem ich das Thema wechselte und zugleich Oberons laute Schleck- und Schmatzgeräusche zu übertönen versuchte. »Ich hab was über unsere mysteriöse Barkeeperin herausgefunden.«
»Die Rothaarige, die nach zwei Leuten riecht?«
Ich blinzelte ihn an. »Das hast du mir nie erzählt.«
»Soweit ich diese spezielle Unterhaltung in Erinnerung habe, hast du mich gefragt, ob sie riecht wie eine Göttin …« Er zählte meine Fragen an den Fingern ab. »… ein Dämon, ein Lykanthrop oder irgendeine andere Art von Theriantrop.« Hal grinste ironisch. »Du warst damals zu verschossen, um mich zu fragen, wonach sie eigentlich riecht.«
Oberon? Sagt der Werwolf die Wahrheit?
›Ich bin mir nicht sicher. Ich hab ihr nie viel Beachtung geschenkt, und seine Nase ist womöglich ein bisschen besser als meine. Wenn du mich kurz an ihrem Hintern schnüffeln lässt, dann könnte ich …‹
Schon gut.
»Also, Hal, nach was riecht sie sonst noch?«
»Ich habe dir alles erzählt, was ich weiß, Atticus. Du kannst dich ja in einen Hund verwandeln und selbst an ihr schnuppern, wenn du willst.« Er legte die Hände flach auf den Tischund trommelte mit den Fingern darauf herum, um mich weiter zu reizen.
»Danke, aber ich werde es auf altmodische Weise herausfinden. Sie wird mir erzählen, was los ist – nachdem wir hier fertig sind.«
»Ah. Ist das jetzt mein Stichwort aufzubrechen?«
»Fast. Das kann noch eine Weile dauern hier, also bitte ich dich, Oberon mitzunehmen und zum Haus der Witwe MacDonagh zu bringen.«
Hal wand sich und Oberon winselte.
›Muss ich wirklich?‹
»Muss das sein?«
»Ja«, sagte ich zu beiden.
Sie verzogen sich ein wenig unwillig, aber immerhin recht leise, und überließen mir das Zahlen. Die Kellnerin starrte auf die Bratwurst- und Kartoffelbreiteller, die aussahen, als hätte sie jemand irritierend sauber geleckt, und auf die Fish-and-Chipsteller, die mit den üblichen Essensresten bedeckt waren – dann warf sie mir einen unsicheren Blick zu, weil sie wusste, dass hier etwas faul war, aber keine befriedigende Erklärung dafür hatte.
Ich genieße solche Momente. Und da ich es amüsant fand, einen weiteren zu erzeugen, hob ich Oberons Tarnung auf, so dass die plötzliche Erscheinung eines großen Hundes auf der Mill-Avenue jemanden erschrecken würde, und wenn der Betreffende Hal war, umso besser.
An der Bar des Rúla Búla waren jetzt, da die Mittagsessensgäste leicht angetrunken an die Arbeit zurückkehrten, einige zusätzliche Barhocker frei, und Granuaile war hauptsächlich damit beschäftigt, Gläser zu polieren. Den Kopf leicht gesenkt, warf sie mir aus ihren grünen Augen einen durchdringenden Blick zu und fuhr sich mit der Zunge verführerisch über die Oberlippe, während ein scheues Lächeln ihre Mundwinkel umspielte. Da ich keine Lust
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