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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Exzerierübung ist, die von zwei Personen ausgeführt wird und die aus ganz bestimmten vorgeschriebenen Hieben und Paraden besteht. Und zuletzt werdet ihr einen echten Waffengang zwischen zwei Soldaten sehen, natürlich nur mit hölzernen Schwertern.« Er trat wieder ins Glied zurück. Die Soldaten strafften sich. »Eins – und zwei – und drei – und vier! Eins – und zwei – und drei – und vier!« Die Klingen schnitten abwärts und flogen wieder empor im Rhythmus der Kommandos.
    Bei jedem Hieb traten die Soldaten einen Schritt vor, bei jedem Rückzieher einen zurück. Der Boden erbebte. Arré fixierte die Gesichter der Soldaten. Es waren ganz junge Männer, und sie wirkten angespannt und völlig konzentriert. Es steckte viel Schönheit in ihrer präzisen Bewegung. »Yai!« Dennis Ryths Ruf brachte sie zum Halten. Sie verneigten sich voreinander, vor ihren Zuschauern und vor Dennis, marschierten dann um die freie Stelle und setzten sich an deren Rand nieder. Dennis war in der äußersten linken Ecke des Raumes stehengeblieben.
    »Und nun die naiga.« Er bellte zwei Namen, und zwei der Soldaten erhoben sich aus ihrer sitzenden Position und traten auf den Kampfplatz. Sie verbeugten sich vor dem Publikum, dann voreinander. Der eine Soldat war eine Frau, man sah ganz deutlich die Brüste unter der Baumwolltunika. Sie hatte ein breites Gesicht und braunes Haar mit goldenen Strähnen darin. Ihr Partner ihr gegenüber war ein Mann, älter als sie, und er trug einen dichten gelben Bart. Er hatte den fahlen, etwas gelblichen Hautton, der auf anhardisches Blut schließen ließ.
    »Yai!« rief Dennis, und die beiden Kämpfer hoben die Schwerter. »Ha!« Die Klingen pfiffen durch die Luft. Alle waren aufgesprungen. Arré verkrampfte zuckend die Finger um das harte Holz ihres Hockers. Die Hiebe – auf den Kopf, die Beine, den Bauch zielend – wirkten erschreckend echt. Die Kämpfenden atmeten mit heftigen keuchenden Atemzügen. Haff! Haff! Sie stampften und sprangen, griffen an und wichen zurück ... Arré begann in der scheinbaren Formlosigkeit eine Gestaltung zu erkennen. Ganz bestimmte Hiebe und Paraden wiederholten sich. Aber gerade als sie das Muster zu erkennen glaubte, rief Dennis etwas, und die Sache war zu Ende.
    Col Ismenin war im Salon erschienen, und er saß nun an der Seite seines Bruders und lächelte ein wenig nervös vor sich hin. Arré drehte sich um, doch wenn Nathis Ryth schon hereingekommen sein sollte, so wurde sie sicherlich von den unzähligen Vettern und Basen der Ryth-Familie verdeckt. Die beiden Soldaten marschierten wieder an ihre Plätze. Dennis rief wieder etwas, und aus dem Kreis löste sich ein weiterer Kämpfer.
    Dennis trat in den Kampfkreis und stellte sich ihm gegenüber auf.
    Sie verneigten sich vor den Zuschauern und voreinander. Und dann griff Dennis, ohne den leisesten Laut, den Partner an. Der Knall der aufeinanderstoßenden Klingen ließ alle zusammenzucken. Arré erinnerte sich an das, was Paxe gesagt hatte: »Du kannst jemand mit einem Holzschwert töten, wenn du weißt, wie man es macht.« Und diese Schläge sahen so aus, als könnte man mit ihnen töten. Wenn einer der beiden ausrutscht, dachte sie, wenn eine Parade zu spät erfolgt – sie schaute zu Tarn Ryth hinüber. Er lag in die Kissen zurückgelehnt, lächelte, schien völlig unbekümmert zu sein. Seine Linke spielte mit einer der Ketten um seinen Hals.
    Arré wußte nicht genug, um zu entscheiden, welcher der beiden Schwertkämpfer der bessere Mann war. Sie drangen vor und wichen zurück und umkreisten einander. Hin und wieder kamen sie mit einem Absatz dem Kreis der sitzenden Frauen und Männer der Eskorte ziemlich nahe und hätten sie leicht treten können, doch keiner in dem Kreis rührte sich, nicht um eine Handbreit, sie blieben völlig unberührt und wahrten die Disziplin. Plötzlich schlug Dennis Ryth das Schwert seines Gegners zur Seite und sprang vor, und die Spitze seines hölzernen Schwertes kam eine Knöchellänge weit vor der ungeschützten Kehle des Mannes zum Stillstand.
    Der Mann ließ sein Schwert fallen. Einer der Soldaten fing es auf. Daraufhin ließ Dennis seine Waffe an den Schenkel herabsinken, und beide Männer verneigten sich vor dem Publikum und voreinander.
    Tarn Ryth erhob sich von seinem Sitz. »Ich hoffe, euch hat diese Demonstration Spaß gemacht«, sagte er mit gespielter Sanftheit. O ja, dachte Arré. Die Gesichter der zuschauenden Gäste spiegelten Schock, Zustimmung und ein schönes

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