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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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dem Großen Salon neben Marti Hok und dachte die ganze Zeit unablässig nach ... Jedesmal wenn sie den Blick vom Teppich hob, sah sie Tarn Ryth, der sie anschaute. Die Trommeln schlugen und schlugen, bis sie sie in ihrem Blutstrom zu spüren glaubte wie ein Fieber. Sorrens Hände bewegten sich so schnell, daß man sie kaum sehen konnte. Das Kind sah zauberhaft aus in all der Seide, die um ihr bleiches Gesicht schimmerte, mit diesem Haar, das auf dem Kopf aufgetürmt war wie unendlich schmiegsame Goldfäden. Arré erhaschte einen Blick auf Boras Suls Gesicht. Er stierte das Mädchen an, als wäre sie etwas zu essen auf seinem Teller – etwa Beeren mit einem weißen Häubchen von Sahne.
    Isaks juwelenbesetzter Lendenschurz blitzte bei jeder Bewegung. Er war jetzt der Schwan, und er war verführerisch und königlich. Dieser Teil des Tanzes brachte seinen Körper am besten zur Geltung. Der dritte Ismenin-Bruder, Berd, starrte den Tänzer mit geöffneten Lippen und glänzenden Augen an. Seine Frau neben ihm zog eine Miene der Resignation angesichts der offen anbetenden Hingerissenheit ihres Gatten. Das Haar, das Isak sich auf dem Kopf hochgebunden hatte, ließ seinen schlanken Hals noch länger erscheinen, als er es war. Dieser Tanz war die Imitation des Werbetanzes, den das Schwanenmännchen vollzieht, um das Weibchen zu becircen, und der Tanz war ungeheuer erotisch, ohne irgendwie grob-sexuell zu sein (wie dies der Tanz des Hengstes so drastisch war), oder komisch (wie der Bärentanz). Die Trommeln wirbelten wild und lauter, als Isak sich in seiner Schlußpirouette drehte, den Rücken in einer völlig unmöglich erscheinenden Haltung gebogen, dann wurden die Trommeln weicher, die Bewegungen langsamer, verloren sich wie nach außen fließende konzentrische Wellen, und der ekstatische Schwanenmann faltete die graziösen Schwingen zusammen und glitt hoheitsvoll und elegant von der Bühne.
    Alles konnte wieder atmen. Berd Ismenin lächelte verlegen und betätschelte die Hand seiner Frau. Von der Ecke, in der sich die Ryth-Familie aufhielt, ertönte lautes Klatschen, das jedoch verstummte, als man merkte, daß keiner sonst applaudierte. Wahrer Kunst erwies man am besten durch ehrfürchtiges Schweigen seine Reverenz. Ein paar Leute standen auf, um sich die Kleider zurechtzuziehen oder sich bei den Dienern etwas zu trinken zu bestellen. Marti Hok verließ den Raum am Arm ihres Sohnes, Sironen.
    Und nun war die Verlobungszeremonie an der Reihe. Arré wünschte, sich davonstehlen zu können. Rituale pflegten sie zutiefst zu langweilen. Andererseits war sie ungeheuer neugierig auf Nathis Ryth, die Braut. Im hinteren Teil des Raumes kam plötzlich ein Lärmen auf. Arré drehte sich um, sie wollte sehen, was da los sei.
    Soldaten – in den schwarz-gelben Uniformen von Nuath, die entblößten Schwerter in der Hand – kamen im Gänsemarsch herein.
    Tarn Ryths Stimme schnitt glatt durch das Gebrabbel der anderen Stimmen. »Freunde, Familienmitglieder, Gäste«, sagte er, indem er aufstand. »Bitte erschreckt euch nicht. Es handelt sich um eine unterhaltsame Darbietung, weiter nichts, keiner braucht Angst zu haben. Wenn die Diener die Plattform forttragen könnten ...« – er blickte zu Ron Ismenin, der nach einem Augenblick völliger Bewegungslosigkeit den Dienern hastige Befehle erteilte –, »meine Eskorte hat für euch einen besonderen Augenschmaus vorbereitet. Die Schwerter, die sie tragen, sind aus Holz, und man kann sie ohne weiteres anfassen, aber damit wollen wir bis nach der Darbietung warten. Bitte setzt euch doch alle wieder.«
    Seine Art war so zwingend, daß alle sich wieder setzten, sogar Ron Ismenin. Die Soldaten marschierten in den Vorderteil des Salons und stellten sich dort in zwei Reihen einander gegenüber auf, die Schwerter vor sich aufgerichtet, so daß die Spitzen der Waffen eines jeden Paares sich gerade nur leicht berührten. »Mein Sohn Dennis wird euch erklären, was ihr zu sehen bekommen werdet.«
    Tarn setzte sich ebenfalls, und der Mann am linken Ende der Doppelreihe drehte sich zum Publikum um. Er sah Tarn recht ähnlich. »Wir wollen euch dreierlei zeigen, Verwandte und verehrte Gäste«, sagte er mit einer Stimme, die eine hellere Imitation der hallenden Stimme Tarns war. »Zuerst werdet ihr die Schwertübungen sehen, die jeder Wächter beim Training zum Aufwärmen ausführt. Das ist die einfachste Übung, die es gibt. Dann werden wir die erste naiga vorführen, die ebenfalls noch eine

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