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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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dieser Woche!«
    Arré lächelte. »Bei so vielen Enkeln aus deinem eigenen Stall, Marti, mangelt es mir an Verständnis dafür, daß du eine Fremde brauchst, um deine Märchen loszuwerden. Aber ich werde natürlich deinem Wunsch entsprechen.«
    »Mutter, komm nun!« Sironen faßte sie fester am Arm.
    »Da siehst du's, wie sie mit mir umspringen«, sagte Marti fröhlich und gab Arré einen Kuß auf die Wange. »Ich komm ja schon, mein Guter.«
    Lächelnd schaute Arré ihnen nach. Ihre eigene Sänfte war irgendwo draußen auf der Straße unter den anderen, die da warteten, doch empfand sie kein Verlangen, sich hinauszubegeben. Eine lange purpurne Fliederdolde erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie neigte sich vor, um an ihr zu riechen.
    Als sie sich wieder aufrichtete, stand Cha Minto neben ihr. Der Mann sah äußerst unselig aus. Er sagte: »Arré – ich will dir nur sagen, daß das, was ich getan habe, nicht aus Bosheit geschehen ist. Ich ... ich mußte es tun. Jedenfalls glaubte ich, es tun zu müssen!«
    Arré fühlte sich hin- und hergezerrt zwischen Mitleid mit seinem Elend und Verachtung gegenüber seiner Schwäche. »Hier können wir nicht reden, Cha«, sagte sie. »Komm doch mal zu mir!«
    Er befeuchtete sich die Lippen, wollte antworten, doch im gleichen Augenblick sagte eine leise Stimme: »Meine liebe Schwester! Hat dir mein Tanz gefallen?«
    Isak! Sein Gesicht trug noch immer die Maske mit den Umrissen der Schwanenfedern. Aber er hatte schon Straßenkleidung an, und darunter konnte man seine Muskeln erkennen, fest wie Metall und biegsam wie Wachs. Er schob Cha den Arm unter und zog ihn gegen seinen Leib wie einen Geliebten. »Du hast ja eine Menge mit unserem verehrten Kaufmannsgast zu besprechen gehabt. Hast du ihn sehr kultiviert gefunden?«
    Arré erwiderte: »Wir haben über Politik gesprochen, nicht über Kunst. Hast du ihn denn kultiviert gefunden, als du gestern nacht mit ihm gesprochen hast?«
    »Er hat nicht mit mir geredet«, sagte Isak. »Ich bin ja schließlich nicht das Oberhaupt unserer Familie. Aber hat dir der Tanz nun gefallen?«
    »Ja«, sagte sie. »Du tanzt immer gut. Isak. – Warum hast du Ron Ismenin dazu überredet, mich fernzuhalten?«
    »Ach, nur um dich ein wenig zu ärgern«, sagte Isak lächelnd. »Und weil ich fürchtete, daß Kim Battos Spielchen gestört werden könnte, wenn man dir die Gelegenheit lassen würde, mit Tarn Ryth direkt zu sprechen. Aber das hast du natürlich trotzdem wieder durchgesetzt. Wie raffiniert du doch bist. Der arme Kim sieht aus wie eine ertränkte Henne.«
    Ja, dachte Arré, und das ist das Ende dieser speziellen Allianz. Ich werde Jenith sagen können, daß sie auf ihren Posten im Weinlager zurückkehren kann. »Hat Ron gewußt, was Kim Batto vorhatte?« frage sie.
    Isak sagte geschmeidig: »Frag ihn, meine Liebe!«
    »Hat der L'hel es gewußt?«
    Der Tänzer zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht. Ich unterhalte mit dem Tanjo so wenig Kontakte wie möglich – das ist der einzige Punkt, in dem wir beide einer Meinung sind, verehrte Schwester. Cha ...« – seine Stimme bekam Stacheln – »komm jetzt mit mir! Ich muß dir etwas zeigen.«
    »Du hast uns unterbrochen«, sagte Arré schroff.
    »Oh, ich weiß«, sagte Isak, schob die Hand tiefer unter Cha Mintos Arm und zog den Schwächling davon.
    Arré machte sich auf die Suche nach ihrer Sänfte. Sie erkannte sie an den roten und blauen Bändern an den Stangen. Sorren hockte neben der Sänfte und hielt ihre Trommeln und das Paket ihrer neuen Kleider im Schoß.
    »Der Tanz war wunderbar«, sagte Arré zu ihr, »und du hast bezaubernd ausgesehen.« Sorren lächelte sie schwach an, sagte aber kein Wort. Sie sah erschöpft aus. »Komm, setz dich zu mir in die Sänfte!«
    Sorren sagte: »Ich kann gehen.«
    »Ich weiß, daß du gehen kannst! Steig ein!« Sorren seufzte, stand auf und stieg in die Sänfte. Arré folgte ihr, und die Träger standen auf. Sorrens Beine waren zu lang für den engen Raum zwischen den beiden Sitzen, und so zog sie sie auf dem Sitz unter sich. Arré ließ sich gegen die Außenwand sinken, und die Sänfte ruckte aufwärts und vorwärts.
    »Also, was ist geschehen?« fragte Arré.
    Sorren rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Sie trug das Haar noch immer zu einem Dutt aufgesteckt, und der Lapislazulikamm schimmerte und blitzte in dem dumpf riechenden Sänftengehäuse. »Isak weiß, das ich ihn angelogen hab'«, sagte sie.
    »War er sehr wütend?« fragte Arré

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