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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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auf.
    Kedéra hatte ihren Bogen aufgehoben. Sacht fuhr sie mit den Fingerkuppen über den äußeren Rand. »Das ... das ist schön«, sagte sie. »Hast du ihn gemacht?«
    »Nein«, antwortete Sorren, »eine ... ein Freund hat ihn für mich anfertigen lassen. Kannst du denn schießen?«
    Kedéra runzelte die Stirn. »Nein. Meine Mutter wünscht nicht, daß ich es lerne; sie sagt, Frauen brauchen solche Fertigkeiten nicht.« Plötzlich glühten die rauchgrauen Augen auf. »Kannst du reiten?«
    Sorren griff nach ihrem Mantel. »Nein.«
     

25. Kapitel
     
    Der Stall roch warm und aromatisch nach Heu und Pferdefell. Nur ein Pferd stand in dem boxenähnlichen Verschlag, daneben ein braunes Maultier. Kedéra führte Sorren an die Boxe. »Das ist Windfuß«, sagte sie. »Sie gehört mir.« Sie streichelte das schimmernde Fell an der Wange des Pferdes. »Du kannst sie ruhig anfassen, sie tut dir nichts.«
    Sorren streckte vorsichtig die Hand aus und ließ sich von der Stute beschnuppern. Der Atem strich wann über ihre Handfläche hin. Kedéra grinste. Sie glitt seitwärts in die Boxe und umhalste das Tier. »Ist sie nicht wunderschön?«
    In Sorrens Augen sah die Stute nur einfach riesig aus, obschon auch sie sah, daß und wie sie sich von den Pferden im Süden unterschied. Sie war eigentlich kleiner und runder, und ihr graues Fell war zottig. »Was für eine Rasse ist sie?« fragte sie.
    Kedéra tauchte furchtlos unter den Bauch der Stute. »Sie ist eine Kreuzung, halb Asech und halb Nordlandpferd aus der alten Anhardzucht.« Sie schob den Nüstern der Stute die flache Hand hin; es lag eine Karotte darauf. Das Pferd nahm sie mit den Lippen und begann geräuschvoll zu mahlen, wobei es Karottensplitter über das Haar des Mädchens prustete. Wieder tauchte sie unter dem Bauch der Stute hindurch und lehnte sich lässig an die Boxentür. Sie sah glücklich aus, völlig sicher und kein bißchen zerbrechlich.
    Ein rothaariger Junge mit kantigem Gesicht kam mit beiden Armen voll Sattelzeug den Gang herunter. Er nickte Kedéra zu. »Das ist Embri«, stellte Kedéra vor. Sie legte den Kopf schief. »Du magst Pferde nicht besonders, wie?«
    Sorren antwortete trocken: »Ich habe nie die Gelegenheit gehabt, sie kennenzulernen.« Sie dachte an den Ritt in Nuath. An den Wachsoldaten, der sie zum Stadthaus von Ryth gebracht hatte – wie hieß er doch gleich? Ja, Pitor, so hieß er. »Reitest du schon lange?«
    »Seit ich sechs war«, sagte Kedéra. »Mein Vater hat es mir beigebracht.«
    »Lebt er nicht mehr?« fragte Sorren leise.
    »Er ist vor sechs Jahren gestorben.« Kedéras Stimme schwankte nicht. »Da war ich zehn.«
    »Ich habe meinen Vater nie gekannt«, sagte Sorren. »Und meine Mutter ist gestorben, als ich dreizehn war.«
    Mitfühlend fragte Kedéra: »Und bist du seitdem allein gewesen?«
    Sorren dachte an Arré und an Paxe und sagte: »Nein, ich war nicht allein.«
    Sie traten aus dem Stall auf den Burghof hinaus. Der Himmel war blau, und im Westen schimmerten ein paar Sterne. Im Osten schoben sich Wolken gleichmäßig voran. Im Norden warfen die Berge Schatten gegen den Himmel. Der Mond schwamm hinter der Krümmung der Welt. Ryke kam aus der Dämmerung getrabt, sein helles Haar flog hinter ihm drein, und er preßte Sorrens Stab an die Brust. Der Stecken war länger als er selbst. »Du, brauchst du das?« fragte er hoffnungsvoll.
    Sorren lächelte ihn an. »Du kannst ihn für mich aufheben, bis ich ihn wieder brauche.«
    »Wann wirst du ihn wieder brauchen?«
    »Wenn ich mich entschließe, weiterzureisen.«
    »Und wann ist das?«
    Sorren stopfte die Hände unter ihren Mantel. »Das weiß ich noch nicht«, antwortete sie.
    Befriedigt ließ Ryke den Stab über dem Kopf wirbeln und galoppierte außer Sichtweite. Kedéra fragte: »Wozu bist du hergekommen?«
    Sorren holte tief Luft. Ihre Brust fühlte sich eng an. »Ich habe Träume gehabt«, sagte sie. »Träume von den Bergen und von Tornor Keep. Aber jetzt bin ich mir nicht sicher, warum ich hierher geleitet wurde, wenn ich denn überhaupt geleitet wurde. Meine Träume bleiben nun aus.«
    Kedéra hob unter ihrer rotbraunen Pelzjacke die Schultern. »Ich habe auch Träume«, sagte sie. »Ich träume von Bergen – nein, nicht denen da, sondern von höheren, roteren Bergen. Und ich träume von einem Tal und von den Leuten, die dort leben. Ich träume, daß ich sie tanzen sehe und daß ich bei ihnen bin.«
    Sorren sagte: »Den Traum kenne ich.«
    Kedéra wirbelte mit zum

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