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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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bereits in den Hof hinunter. Der Schnee hatte sich verdichtet. Sie sah Embri auf das Tor zulaufen. Er schwang eine Heugabel. Im Sattel der grauen Stute schoß Kedéra aus dem Stall hervor. Das Mädchen nickte ihr zu, beugte sich herab, einen Arm ausgestreckt, die Schenkel fest an den Leib der zaumlosen tänzelnden Stute gepreßt. Ich kann nicht, dachte Sorren, von panischer Angst ergriffen, doch sie schob den Köcher über die Schulter und streckte den Arm aus. Kedéra packte ihn.
    »Halt dich an meinen Hüften fest!« rief sie. Die Stute brach seitlich aus, als Sorren sich auf ihren Rücken schwang, fing sich aber sofort wieder. Das ist verrückt, dachte sie, was können wir schon gegen bewaffnete Männer ausrichten? Dann aber schoß die Stute vorwärts; mit einem so heftigen Ruck, daß sie beinahe den Halt verloren hätte. Sie hielt sich mit einem Arm an Kedéras Taille fest, mit der anderen Hand umklammerte sie ihren Bogen. Die Kapuze ihres Mantels wehte ihr im Wind in den Nacken, und ihr Haar flog hinter ihr her wie eine Fahne.
    Die Reiter hatten um das beladene Maultier einen Ring gebildet. Sark drosch wirbelnd mit einem Holzknüppel um sich herum. Ryke saß noch immer auf dem Rücken des Tieres und ließ Sorrens Wanderstab wie eine Streitkeule kreisen. Sorren zählte – drei, vier, sechs Männer auf ausgemergelten Gäulen. Sie fragte sich, warum sie zögerten, warum sie sich nicht das Maultier nahmen und sich davonmachten, dann wurde ihr klar, daß die Männer nicht bewaffnet waren. Lauf schoß an der Seite von Windfuß dahin und dröhnte seine Wut grollend in die Luft. Sogar das Maultier griff mit den Zähnen und den Vorderbeinen an.
    Sie hatte den Bogen nicht gespannt, und dazu brauchte man zwei Hände. Chea ...! Das Wort war ein Gebet. Sie drängte sich an Kedéras Rücken, spürte, wie ihre beiden Pulse im Gleichtakt schlugen, und fummelte mit der gewachsten Sehne herum, tastete nach der Bogenspitze. Sie bog ihn gegen die Innenseite ihres Schenkels, streckte sich und schob die Schlaufe der Sehne in die Kerbe – sie saß. Sie spürte, wie Kedéra gewaltig einatmete. Dann schrie sie – es war ein heller schriller Schrei, der aus ihrem Innersten zu brechen schien. Die Stute schoß vorwärts. Kedéra beugte sich vor, bis ihre Wange fast den Hals der Stute berührte. Sie flüsterte dem Pferd zu, lenkte es mit den Händen, und den Knien und den Schenkeln, hielt es im Tempo ... Sorren packte ihren Bogen und griff nach dem Pfeil. Sie blickte auf und sah die Gesichter der Gesetzlosen; die Augen unter den schütteren Fellmützen waren furchtsam und weit aufgerissen. Lauft, rief sie ihnen in Gedanken zu, lauft!
    Und sie flohen. Sie sah sie auseinanderstieben – alle außer einem, der die Hand bereits auf dem Zügel des Maultieres hatte. Er hatte das Tier bereits halb in Richtung auf die Baumgruppe hin gezerrt. Ryke sprang ihn von einer Schneewächte her an, und der Gesetzlose trat ihn mit dem Stiefel in die Rippen. Ryke brach zusammen. Sorren spannte den Bogen. Ihre Hände waren taub, und sie konnte den Pfeil nicht fühlen.
    Sie schoß. Der Pfeil schwankte in dem böigen Wind und fiel klappernd auf die Brückenbohlen. Doch der Gesetzlose ließ den Zügel des Maultieres los und stieß seinem Pferd die Fersen in die Weichen, um unter die Bäume zu fliehen. Die Mütze flog ihm vom Kopf. Lauf sprang auf sie zu und bellte jaulend. Kedéra stieß einen Triumphschrei aus, dann zwang sie die Stute schlitternd zum Stehen. Sorren grapschte nach einem festen Halt, doch ihre Finger wollten nicht zupacken. Ich hab' doch gewußt, daß das idiotisch war, dachte sie, während der Erdboden ihr entgegenfiel. Sie legte die Arme um den Kopf und ließ den Bogen fallen. Eine Schneefontäne stob auf, als sie auf dem Boden aufprallte. »Anh!« Ihre Rippen und die Flanke fühlten sich an wie mit Hämmern bearbeitet. Sie hob den Kopf. Kedéra riß die Stute herum und sprang aus dem Sattel.
    »Bist du verletzt?« fragte sie. Ihre Hände tasteten Sorrens Rücken ab, ihren Nacken, vorsichtig klopfend, drückend. Ihr Atem bildete Wolken in der Luft. »Sorren, sprich etwas!«
    »Ich bin nicht verletzt«, stammelte Sorren. Sie biß die Zähne zusammen und setzte sich auf. Ein Sturz aus dem Sattel eines Pferdes, das war ja gar nicht so schlimm. »Was ist mit deinem Bruder?«
    Über ihrem Kopf sagte Ryke: »Mir geht's prima!« Er schwang seine Kampfkeule. »Der hat nach mir gestoßen! Hast du es gesehen, Kedi?«
    »Hab' ich«, sagte Kedéra. Sie

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