Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
Vom Netzwerk:
stemmte die Schulter gegen eine massive Holztruhe und drückte. »Schau!« sagte sie.
    Sorren trat ein paar Schritte in das Gemach hinein. Ein großes Bett nahm fast den ganzen Raum ein. Es war aus irgendeinem schweren dunklen Holz gemacht. Samtbehänge, die von den Halterungen gezogen worden waren, lagen darüber hingebreitet. Daneben stand eine Waschgelegenheit und ein Becken. Am Fuß des Bettes befand sich eine Truhe mit aufgeklapptem Deckel. Auf einem Tischchen stand ein Messingkrug. Neben dem Bett war der Fußboden mit Wachs vollgetropft. »Wer immer hier gehaust hat, ist recht sorglos mit Kerzen umgegangen«, sagte Kedéra.
    Ein Laden schlug irgendwo. Sorren machte einen Satz vor Schreck. Sie starrte auf das Bett und fragte sich, wer hier wohl geschlafen haben mochte und ob sie dieses Bett in ihren Visionen erblickt hatte. Der Messingkrug fing ihren Blick ein; der Künstler hatte auf der Bauchung einen Baum einpunziert. Sie trat an das Tischchen und hob den Krug auf. Er fühlte sich kalt an. Sie neigte den Krug, erwartete beinahe, daß Wasser herauströpfle, doch es kam nur ein Geriesel von weichem grauen Staub heraus.
    Sie stellte den Krug ab. »Laß uns woandershin gehen«, bat sie.
    »Gut«, sagte Kedéra. Sie gingen zum nächsten Raum weiter. Hier fehlte das Bett. »Mein Bett kommt von da«, erklärte Kedéra. Der nächste Raum war größer, und er führte zu einer getrennten Schlafkammer. Ein Wandteppich über dem Waschstand zeigte das Bild eines Mädchens, das durch eine Mauer hindurchgreift. Das Bild war ungekonnt, die Stickerei schlampig. Kedéra sagte: »Das hat wohl ein Kind gemacht.«
    »Vielleicht«, gab Sorren zu. Oder eine Frau, dachte sie, die sich langweilte und die mit der Nadel nicht erfahren war, die auf diese Weise so gut wie möglich ihre Sehnsucht nach dem Süden ausdrückte ... Warum denn Süden? fragte sich Sorren. Die ausgeblichenen Farben beunruhigten sie. Auf einmal wollte sie nichts mehr sehen. »Mir ist kalt«, klagte sie und rieb sich mit beiden Händen die Oberarme. »Ich möchte wohin, wo es warm ist.«
    Kedéra grinste. »Wir gehen und stören Meg ein bißchen.«
    Sie liefen die Treppe hinab, rannten über den Hof und in die Küche. Sie war riesig und voller Dünste, und es roch wunderbar. Meg stand vor dem gewaltigen offenen Herd, spähte in einen Topf und schwang eine Gewürzdose. Als Kedéra und Sorren hereinkamen, wirbelte sie herum und verzog finster das Gesicht. »Ich hab' dir doch gesagt ...« Sie brach ab. »Oh, ich hab' gedacht, du bist Embri.« Kedéra trat zu ihr und küßte sie auf die Wange. »Ach, dich kenne ich schon, du willst was von mir. Die Kuchen auf dem Bord sind für die Hauptmahlzeit.«
    »Wir wollen keinen Kuchen«, sagte Kedéra überheblich und sank auf einen Hocker. »Sorren möchte sich aufwärmen, und hier bei dir ist der wärmste Fleck in der ganzen Burg.«
    »Ja, aber auch der, wo am meisten zu tun ist. Wie soll ich denn arbeiten, wenn ihr mir dauernd zwischen die Beine stolpert?« Meg fuhr übertrieben geschäftig in den Topf und rührte in dem Gebräu herum. »Hier, du kannst das da weiterrühren.« Sie stellte die Gewürzbüchse wieder auf das Bord. Sorren fragte sich, was der Koch der Med wohl zu so einer Küche sagen würde. Sie war sehr viel größer als die seine. Von den hölzernen Deckenbalken hingen große Haken, und Sorren überlegte, was wohl für gewöhnlich daran aufgehängt worden sein mochte – Gewürze, Fleisch, Töpfe und Pfannen? Kedéra rührte im Topf herum. Sie nahm eine Probe.
    »Braucht noch Salz«, murmelte sie.
    Meg fauchte: »Da brauch ich dich dazu, damit du mir sagst, wie man kocht, was?« Sie funkelte finster. »Wart bloß, bis daß du in Nuath lebst, dann kannste deine Küche nach deines Herzens Lust kommandieren.«
    Kedéra hörte auf zu rühren. »Ich werde nicht in Nuath leben«, sagte sie.
    »Hmmpf!« machte Meg wegwerfend.
    Der Temperaturwechsel hatte auf Sorrens Armen wieder die Gänsehaut hervortreten lassen. Sie rückte näher zum Feuer. Kedéras Gesicht war bestimmt und regungslos. Plötzlich ließ sie die Kelle fallen. »Ich geh jetzt auf die Mauer«, sagte sie und blickte zu Sorren herüber. »Kommst du mit?«
    Sorren nickte, ein wenig zögernd; ihr war gerade erst ein bißchen wärmer geworden. Kedéra wies auf eine Treppe, die um den bauchigen Kamin herum nach oben führte. »Paß auf die Tritte auf!« sagte sie.
    Die Stiege war eng, aber die Stufen knarrten nicht. Oben lag eine Tür. »Die war früher

Weitere Kostenlose Bücher